Weihnachtsbrief 2007

Liebe Freunde der Kinderhilfe Tansania,

in diesem Jahr gab es zahlreiche internationale Konferenzen, die die Probleme Afrikas zum Thema hatten. Ob davon allerdings entscheidende Impulse zur Veränderung der miserablen Situation ausgehen ist zweifelhaft. Bei den blockierenden Zöllen oder den unfairen Handelsverträgen ist kein Umdenken erkennbar und auch die Agrarpolitik der reichen Länder steht nicht auf der Änderungsliste. So lange in der EU und der USA die einheimische Agrarindustrie ihre Produkte durch hohe Subventionen zu niedrigen Preisen auf dem Weltmarkt verkaufen kann, so lange werden die Entwicklungsländer, die meist außer Agrarprodukten wenig anzubieten haben, nicht vom Welthandel profitieren können. Selbst unterliegen sie aber den Zwängen des globalisierten Marktes. So wirken sich nicht nur die gestiegenen Energiekosten negativ auf die Entwicklung aus, auch die hohen Preise für Nahrungsmittel haben für die Bevölkerung drastische Auswirkungen. Seit bei uns im reichen Norden der Mais zunehmend zur Erzeugung von Tierfutter und Biotreibstoffen verwendet wird, ist der Weltmarktpreis stark gestiegen. Wir mussten den Mais für den Udi (Maisbrei), den die Kinder in unseren Kindergärten erhalten in diesem Jahr über 30 % teurer einkaufen. Für den Großteil der Menschen wird dieses Grundnahrungsmittel damit unerschwinglich. Kommt dann noch ein lokaler Ernteausfall durch Dürre oder Überschwemmungen dazu, hat dies unweigerlich eine Hungersnot zur Folge. Gepaart mit Krankheiten wie Durchfall, Malaria oder Aids bedeutet dies das Todesurteil für viele Menschen.
Bundespräsident Köhler sagte im Herbst auf der 3. Afrika-Konferenz "es müsse dafür gesorgt werden, dass die Menschen in ihrer Heimat Arbeit und Einkommen bekämen".

Diesen Gesichtspunkt versuchen wir bei unseren und von uns unterstützten Projekten zu beachten. Wir versuchen mit Hilfe der zahlreichen Spender darauf hin zu arbeiten, dass die Lebensbedingungen aus eigener Kraft positiv verändert werden können.

Wir beschäftigen in unseren Kindergärten aktuell 45 Männer und Frauen, die so einer geregelten Arbeit nachgehen und ihre Familien ernähren können.
Eine Erfolgsgeschichte ist der Fair Handel mit Cashewnüssen. 15 Frauen produzieren aktuell 5 Tonnen pro Jahr. Von diesem Projekt leben mehr als 150 Menschen!
Die Aquinas Secondary School hat gerade ihre neuen Räume bezogen und wird Schritt für Schritt ausgebaut. Am Ende werden über 700 Jugendliche diese weiterführende Schule besuchen können, u.a. auch durch das Spessart Bike Stipendium.
Mehr als 800 Kinder bekommen in den Kindergärten eine umfassende pädagogische Förderung, der warme Maisbrei und das saubere Wasser stärkt ihren Gesundheitszustand.
Am Montessori Training Center werden junge Frauen zu Erzieherinnen ausgebildet.
Wer unser Engagement verfolgt kennt die erwähnten Projekte aus den letzten Jahren.

Seit diesem Jahr unterstützen wir auch die Upendo ("Liebe")-Gruppe, die sich in der Pfarrei St. Paul gegründet hat. Diese Selbsthilfegruppe Aidskranker hat es sich zur Aufgabe gemacht, offen auf die Menschen zu zu gehen und aufzuklären. Diese Krankheit wird aus Scham noch immer verschwiegen, obwohl nahezu alle Familien direkt von Aids betroffen sind. Dabei ist es möglich sowohl etwas gegen die Ursachen zu unternehmen, als auch mit der Krankheit zu leben. Gesunde Ernährung und kostenlose Medikamente sind eine Voraussetzung dafär.
Die Upendo Gruppe bewirtschaftet deshalb Gärten, in denen sie Gemüse und Obst anbauen, um der für sie lebensgefährlichen Mangelernährung vorzubeugen. Dieses Wissen geben sie weiter, um andere Betroffene zu stärken und ihnen zu helfen mit der Krankheit umzugehen. Um der Upendo Gruppe über die Anfangsschwierigkeiten zu helfen bekommen sie von uns Unterstützung beim Kauf von Pflanz- und Saatgut.

Die wichtigste Baumaßnahme in diesem Jahr war der im August eingeweihte Kindergarten in Uomboni, der ab Januar seinen Betrieb aufnehmen wird.

Bei meinen beiden diesjährigen Besuchen konnte ich mich vom Fortgang der Projekte überzeugen und kann den bestimmungsgemäßen Einsatz der Spenden bestätigen.

Der Höhepunkt in diesem Jahr war sicherlich der mehr als dreiwöchige Besuch von drei afrikanischen Lehrern bei uns in Frammersbach. Sie kamen im Rahmen eines Lehreraustauschs mit dem Montessori Training Center und dem Staatl. BBZ Aschaffenburg, das den Aufenthalt auch finanzierte. Nicht nur unsere Schüler empfanden die Begegnung mit den Gästen als große Bereicherung, Bürgermeister Peter Franz lobte ausdrücklich den herzlichen Empfang durch die Frammersbacher Bürger, was nicht überall in Deutschland selbstverständlich ist.


Liebe Freunde, in diesem Sinne bedanke ich mich für das Vertrauen und wünsche Frohe Weihnachten und ein gesundes Jahr 2008.



Werner Friedel