Weihnachtsbrief 2008

Liebe Freunde der Kinderhilfe Tansania,

man kann es fast nicht mehr hören, aber das wichtigste Ereignis in diesem Jahr war und ist die Krise auf dem Finanzsektor. Viele Entwicklungsländer, darunter auch Tansania, haben zuletzt unter hohen Lebensmittel- und Treibstoffpreisen gelitten, nun sind sie von einem dritten Problem «von noch nie da gewesenem Ausmaß» betroffen. Die Finanzkrise trifft die Entwicklungsländer von allen Seiten. Wegen der Flaute in den reichen Ländern werden zum Einen staatliche Entwicklungshilfegelder spärlicher fließen, zum Anderen werden weniger Produkte nachgefragt, die Exporterlöse sinken. Weil die Währungen armer Länder an Wert verloren haben, steigen die Schulden, die sie abtragen müssen. Auslandskredite werden wesentlich teurer, Defizitländer, wie Tansania sind aber gerade darauf angewiesen. Da auch zu erwarten ist, dass das Spendenaufkommen in Zeiten der Rezession sinkt, sind dies schlechte Voraussetzungen für die Menschen in den Entwicklungsländern, die somit unverschuldet zu Leidtragenden der Krise werden.
Dabei kann schon mit geringen Mitteln geholfen werden, dass Menschen ihre Lebensbedingungen aus eigener Kraft positiv verändern können. Der Einsatz Eurer Spenden trägt dazu bei diesen Prozess zu unterstützen. Unsere Zusammenarbeit mit den Pfarreien ermöglicht es, direkt auf die Belange der Menschen einzugehen. Die Projekte werden von den Betroffenen geplant und nach den örtlichen Bedürfnissen ausgerichtet, so kann das Prinzip der "Hilfe zur Selbsthilfe" erfolgreich umgesetzt werden. Einige Beispiele dafür:
  • Mit den Spenden werden Arbeitsplätze geschaffen, die zudem der Grundbildung der Kinder dienen:
    • Wir haben in diesem Jahr in unseren Kindergärten 44 Männer und Frauen beschäftigt, die mit der geregelten Arbeit ihre Familien ernähren können. Mehr als 800 Kinder bekommen in den Kindergärten eine umfassende Förderung, der warme Maisbrei und das saubere Wasser stärken ihren Gesundheitszustand.

  • Aus- und Weiterbildung werden gefördert:
    • In der Aquinas Secondary School hat gerade der erste Schülerjahrgang seine staatliche Prüfung abgeschlossen (Form IV), in etwa vergleichbar mit der Mittleren Reife, acht davon wurden durch das Spessart Bike Stipendium gefördert. 13 weitere Schüler erhalten Stipendien, damit sie eine Ausbildung machen können.
    • Der Bau des Ausbildungszentrums Hugo Mill, an dem junge Frauen einen Beruf im Textil- oder Nahrungsbereich erlernen können. Zur Zeit "arbeiten" die Mädchen unter dem Vordach eines Schuppens und freuen sich auf die vier neuen Klassenzimmer. Die Einweihung ist für August 2009 geplant. Dies ist mit Kosten von ca. 70.000 € unser bisher größtes Projekt, das aber zum überwiegenden Teil durch einen privaten Sponsor finanziert wird.

  • Verbesserung der Lebensbedingungen von AIDS-Kranken:
    • In der UPENDO Gruppe der Pfarrei St. Paul haben sich 60 HIV infizierte Menschen, darunter acht Kinder, zu einer Selbsthilfegruppe zusammengeschlossen. Ihnen wurde ein Grundstück zur Verfügung gestellt, auf dem sie Früchte und Gemüse anbauen können. Nur durch gesunde Ernährung haben die Kranken eine Chance zu überleben. Die Kinder wurden in unser Patenschaftsprogramm mit aufgenommen. Für die Zukunft ist ein Sozialfonds geplant, mit dem v.a. AIDS-Waisen unterstützt werden sollen.
Dass Spenden die Selbstständigkeit nachhaltig fördern können, möchte ich am Beispiel der Mikrofinanzierung zeigen:
Bei meinen Reisen nach Tansania bin ich oft mit der Chancenlosigkeit der Menschen konfrontiert, die wirklich hart arbeiten, um zumindest ihren Alltag zu meistern, an Vorsorge oder Sparen ist dabei aber nicht zu denken. Die meisten Landbewohner haben keinen Zugang zu Geld, da es im weiten Umkreis keine Banken gibt. Sie hätten aber auch keine Sicherheiten zu bieten und erhielten deshalb keine Kredite. Im August habe ich mich während meiner Reise nach Tansania mit den Verantwortlichen der Pfarrei Uomboni im Norden Tansanias getroffen und wir haben gemeinsam nach dem Vorbild der pakistanischen Grameen Bank (www.grameenfoundation.org) ein lokales Mikrokreditsystem aufgebaut. Mit den Kleinkrediten zwischen 60 und 100 € erhalten die Mitglieder eine Starthilfe für ein Gewerbe, mit dem sie ihren Lebensunterhalt bestreiten können. Erste Erfolge sind bereits jetzt sichtbar, alle vergebenen Kredite werden wie geplant zurückgezahlt und das Grundkapital wird durch die Zinsen aufgestockt. Ziel ist es, dass sich das System selbst tragen kann. Nähere Informationen zu unseren Projekten und zu den Reisen unter www.kinderhilfetansania.de.

Bei meinen beiden Besuchen im Februar und August habe ich mich vom Fortgang der Projekte überzeugt und kann den bestimmungsgemäßen Einsatz der Spenden bestätigen.

Liebe Freunde, ich bedanke mich ganz herzlich für das Vertrauen und wünsche Frohe Weihnachten und ein gesundes und erfolgreiches Jahr 2009.

Werner Friedel


Kontakt: Kinderhilfe Tansania
Wiesenfurt 35
97833 Frammersbach
09355/4168
w.friedel[at]onlinehome.de