School
Africa

Pfingsten 2003


Mittwoch, 4.6.


Das übliche Reisefieber ("habe ich auch nichts vergessen") ist schon stressig, zudem hatte Corina am Dienstag erst ihre letzte Abiturprüfung (Bestanden!!) und, was am Schlimmsten war, das Packen war diesmal sehr schwierig. In "unserer" Pfarrei St. Paul in Mtwara ist ein Projekt mit der Verarbeitung von Cashew-Nüssen gestartet worden. Die auf dem Weltmarkt begehrten Nüsse werden von Pater Klaus Braunreuter aufgekauft, von Angestellten der Pfarrei verpackt und dann versandt. Bei uns kann man sie im Fair-Handel kaufen.

Damit die diesjährige Ernte verarbeitet werden kann haben wir 10 000 Vakuumbeutel im Gepäck, die alleine schon über 50 kg schwer sind. Wir hatten 35 kg Übergewicht, dazu kam noch einmal Handgepäck mit über 60 kg!. Die neuen Sicherheitsbestimmungen bei Flügen sind sehr streng, aber die Dame am Schalter der Fluggesellschaft SWISS hat ein Auge zugedrückt und uns fliegen lassen. Wir durften sogar noch ein extra Gepäckstück mit Fußballtrikots vom TuS Frammersbach mitnehmen. So hat sich unser Stress positiv aufgelöst.

Donnerstag, 5.6.

Nach dem Nachtflug kamen wir in Daressalaam am Flughafen an, auf dem Tausende von Menschen mit Trommeln, rotweißen Fahnen und Kleidern tanzend uns singend warteten. Da in unserer Maschine der Präsident von Tansania, Mr. Mkapa, mit seinem Stab mitflog dachten wir es wäre für ihn. Als wir dann aber aus einem anderen Flugzeug die Fußballer des Simba SC, einem Club aus Daresalaam, sahen war Alles klar. Niemand interessierte sich für Mr. Mkapa, Alle waren wegen Simba gekommen. Auch auf dem Weg in die Stadt standen Tausende an den Straßen und warteten auf die Kicker. Im Nachhinein erfuhren wir, dass sie sich als allererste Mannschaft aus Tansania für die Champions League der besten 8 afrikanischen Vereine qualifiziert haben und zwar sensationell den Titelverteidiger Zamalek Kairo besiegt haben. So hatten wir bereits bei der Ankunft ein besonderes Erlebnis.

Freitag, 5.6.

Nach einem diesmal sehr ermüdenden Flug sind wir 4, Corina, Andreas, Michael und ich, froh in Mtwara angekommen zu sein. Es ist hier ca. 35 Grad heiß, aber das waren wir ja von zu Hause direkt gewohnt.
Am Freitag haben wir am Vormittag zwei "unserer" Kindergärten in Mdenganamadi (St Elisabeth) und Likonde besucht. In St Elisabeth waren "nur" 120 Kinder da, da die anderen an diesem Tag zur vorgeschriebenen Reihenuntersuchung zum Gesundheitsamt gehen mussten.
Wir konnten uns aber trotzdem ein gutes Bild von der Arbeit der Erzieherinnen machen. Wir wurden begleitet vom Bürgermeister des Stadtteils, der uns die Straßenbaupläne der Regierung erläuterte. Durch das Armenviertel soll eine wichtige Durchgangsstraße gebaut werden, die den Hafen von Mtwara mit dem Landesinneren verbinden soll und weiter bis Malawi führen soll. Diese Straße geht genau am Kindergarten St. Elisabeth vorbei.
Der vor zwei Jahren gebaute Brunnen hat die Wasserversorgung der hier lebenden Menschen spürbar verbessert. Der Bürgermeister des Stadtteils selbst regelt die Wasserausgabe, damit die Pumpe sachgerecht bedient wird.


In Likonde konnten wir uns davon überzeugen, dass die Eltern unter der Regie von Pater Klaus die Gelder für die Renovierung des Kindergartens sinngerecht verwendet haben, die Kinder selbst machten einen zufriedenen und gesunden Eindruck. Und das Wichtigste: Corina konnte "endlich" ein afrikanisches Kind in den Arm nehmen.
Nachmittags besuchten wir das Montessori Training Center, die Schule für die Erzieherinnen. Die Schülerinnen sind zwar bereits in den Ferien, aber die Lehrerinnen, die dort wohnen, haben uns einen herzlichen Empfang bereitet. Für mich ist es fast schon wie "heimkommen".

Samstag, 7.6.
Sehr früh geht es heute los, denn extra wegen unseres Besuches haben die Kindergärten ausnahmsweise geöffnet, damit wir sie besuchen können. In der nächsten Woche gehen sie in Ferien. Im Gefängniskindergarten von Lilungu arbeitet die Kindergartengruppe immer noch provisorisch im Casino der Wächter, es können also keine Materialien und Spielsachen gelagert werden. Hier ist ein Neubau unbedingt wichtig und auch bereits geplant. Die Arbeiten werden von Häftlingen ausgeführt werden, was hier zum normalen Strafvollzug gehört. Der Platz ist schon ausgewiesen, ein Brunnen bereits gebaut und der Bauplan schon genehmigt. In den nächsten Tagen werde ich mich wegen der Finanzierung mit Pater Klaus und den Verantwortlichen des Gefängnisses treffen. In Mangamba bekamen wir eine vortreffliche Vorführung der Kindergartenkinder, die alle Register ihres Könnens mit Tänzen, Liedern und Kreisspielen mit rhythmischer Trommelbegleitung gezogen haben. An diesem Kindergarten besteht auch Renovierungsbedarf, aber zuerst muss der Pfarrer sein Katechetenhaus fertig stellen, bevor der Kindergarten in Angriff genommen werden kann. Zu guter Letzt konnten wir im Kindergarten des Pfarrhauses das Arbeiten nach dem Montessori-Prinzip erleben. Die Kinder arbeiten ruhig, konzentriert und selbstständig. Sie haben das Bedürfnis zu lernen, eine Voraussetzung, die den Kindern bei uns zu Hause oft abgeht. Hier gibt es im Alltag nahezu keine ablenkenden Reize und wenig Lernmöglichkeiten, so dass sie das Lernen richtig genießen. Vor Allem da sie auch schreiben, lesen und rechnen lernen haben sie in der Schule große Chancen erfolgreich zu sein.

Am Nachmittag, nach der üblichen "Hitzeruhe" führten Pater Klaus, Loyce Kristopher und ich eine Lagebesprechung durch, in der wir Bilanz übers vergangene Jahr zogen. Wir sind auf dem richtigen Weg! Die aktuellen Daten werden wir nach unserer Rückkehr für alle Interessierte auf unsere Homepage stellen.

Sonntag, 8.6.
Heute ist obligatorischer Ruhetag, auch in Tansania wird normalerweise nicht gearbeitet. Die alltäglichen Arbeiten, wie Fischen, Ernten, Verkaufen,...... werden aber doch durchgeführt. Die Menschen hier sind so arm, dass sie sich einen Tag Pause nicht leisten können. Der Sonntag ist für die Christen geprägt vom Besuch des Gottesdienstes. Eine Messe mit Trommeln, Gesängen und Tänzen ist immer wieder ein Erlebnis.

Die ca. 4000 Christen der Pfarrei machen ca. 20 % der Bevölkerung aus, der überwiegende Teil sind Muslime. Es besteht ein recht gutes Verhältnis zwischen den Religionen. Dazu trägt auch die Arbeit der Kinderhilfe Tansania ihren Teil bei, denn in unsere Kindergärten nehmen wir selbstverständlich auch islamische Kinder auf und vor Allem der vor zwei Jahren gebaute Brunnen liegt mitten in einem islamischen Wohngebiet, was sehr viel zum guten Miteinander beigetragen hat. Es gibt zwar immer wieder kleinere Irritationen durch Muslime, so werden, wie auch heute früh geschehen, Gottesdienste durch laute Gesänge oder Musik von Einzelnen, meist Jugendlichen, gestört. Dies ist sicherlich darauf zurück zu führen, dass am Freitag in der Moschee nach dem Gebet ein "Einpeitscher" aus Daressalaam wieder einmal Provokationen gegen Andersgläubige losgelassen hat. Pater Klaus: "Diese Auswärtigen mögen wir gar nicht, denn die wiegeln auf, mit den ansässigen Moslems kommen wir gut klar." Heute Nachmittag werden auch wir einen Ruhetag einlegen und ans Meer zum Baden gehen.


Montag, 9.6.

Heute an meinem Geburtstag steht ein arbeitsreicher Tag bevor, auf dem Plan steht der Bau eines Prototyps eines Backofens im Montessori Training Center. Die Schule von Sr. Berntraud sucht nach Möglichkeiten sich selbst finanzieren zu können. Der Verkauf von Brot und Brötchen wird ein Anfang sein. Stefan dem Hausmeister und Daudi dem Schreiner und Zimmermann erkläre ich die Ofenpläne, die Wolfgang Büdel vom Kachelofenstudio Büdel für uns entworfen hat.

Da die Beiden die konischen Gewölbesteine bereits gefertigt haben, können wir den Grundriss des Ofens exemplarisch ausprobieren. Für die Grundplatte und die Vorder- und Rückwand fehlen noch Steine, auch nach langem Herumfahren haben wir keine auftreiben können. Überall heißt es „kesho, kesho“ (morgen) - mal sehen, ob es noch was wird. Daudi und Stefan bereiten aber schon einmal das Fundament vor. Die beiden sind sehr fähige „fundis“ (Handwerker) mit einem großen Improvisationstalent. Die gibt es in Afrika auch!
Der Nachmittag ist fast vorbei, aber wir gönnen uns noch ein Bad im Indischen Ozean, bei der Hitze von sicherlich mehr als 40 Grad ist das auch notwendig.




Dienstag, 10.6.

Der Tag heute stand ganz unter dem Eindruck des Besuches der Dispensary der Pfarrei St. Paul. Dies ist eine ambulante Klinik, die von Sr. Majella Rink geleitet wird. An 2 Tagen in der Woche versorgt sie Kranke, vor Allem Alte und viele, viele Kinder.

Jeder zahlt einen Pauschalbetrag von 500 Tansania Schilling, etwa 43 Cent. Der Ansturm am heutigen Tag war riesengroß, es wurden mehr als 200 Kinder und Erwachsene behandelt. Manche kamen zu Fuß aus 30 km Entfernung, ein Zeichen für die medizinische Unterversorgung in dieser Region. Jeder Patient wird gewogen, bekommt Fieber und Blutdruck gemessen und Blut abgenommen, das auf Malaria untersucht wird.

Für Jeden wird auch eine Karteikarte angelegt, in dem alle Vorgänge festgehalten werden. Im Wartezimmer ist eine "Top Ten" der häufigsten Krankheiten ausgehängt, die zeigt, dass Malaria, Durchfall, Mangelernährung - bei Kleinkindern- und Bluthochdruck (Ursache: zu geringe Flüssigkeitsaufnahme) am Häufigsten vorkommen. Da die Versorgung mit Medikamenten trotz der Hilfe aus Deutschland sehr schlecht ist, ist Sr. Majella oft nicht in der Lage überhaupt zu helfen.

Recht traurig meint sie: "Ich überlege oft, ob es sich überhaupt noch rentiert Medizin zu geben, oder ob man nicht lieber Anderen damit helfen sollte." So war auch ein Kind da, das sicher sterben wird, da die Mangelernährung bereits so weit ist, dass es nur noch mit Infusionen zu retten wäre, die es hier aber nicht gibt. Es fehlt vor Allem an Trockenmilch für Babys, zur Verhütung der Unterernährung - wir haben Kinder gesehen, die mit 6 Wochen nicht einmal 2000 g schwer waren - und an Medikamenten gegen Malaria, die für hiesige Verhältnisse unerschwinglich sind.


Die Malaria ist auch das größte Problem bei Kindern, denn der Körper wird so geschwächt, dass auch die geistige Entwicklung verzögert wird und somit schwere Folgeschäden bleiben, falls die Kinder überleben. Hinter diesen starken Eindrücken verschwanden die anderen Tagespunkte, wie z.B. das Aufkaufen und Verpacken der Cashewnüsse, ein wichtiges Projekt für die Pfarrei, oder auch der Backofenbau, der planmäßig weiterläuft.

Mittwoch, 11.6.

Heute Nacht hat es seit Monaten wieder einmal geregnet, zwar nur für einige Minuten, aber alle Leute haben eifrig versucht möglichst viel Wasser aufzufangen. Das braucht heute nicht mehr mühsam von den Brunnen geholt werden.


Beim Aufstehen sieht man aber Nichts mehr vom Regen, die Erde ist so trocken wie vorher. Die Menschen hier befürchten, dass in diesem Jahr die Ernte wegen der Trockenheit nur geringe Erträge bringen wird.


Seit 50 Jahren hat es nicht mehr so wenig geregnet!


Wer jetzt etwas hat versucht es zu verkaufen, damit ein bisschen Geld verdient wird. Dies kann aber leicht dazu führen, dass man später hungern muss, da Hirse, Mais, Bohnen usw. auf dem Feld vertrocknen werden und man dann keine Vorräte mehr hat.

Es ist überhaupt schwer Vorräte zu halten, da es in den Hütten an geeigneten Lagermöglichkeiten fehlt - kismet. Für die Kindergärten wurde rechtzeitig vorgesorgt, Pater Klaus hat für 900 000 Tansanianische Schillinge (TShs) (ca. 900 €) ausreichend Mais eingekauft, was mit den aktuellen Spendengeldern bezahlt werden konnte. Die Pfarrei verfügt über geeignete Lagertanks, so dass Vorratshaltung möglich ist. Wir haben heute Nachmittag in einer abschließenden Besprechung die Arbeit des letzten Jahres zusammengefasst und abgerechnet. Die Fortschritte in den Kindergärten sind sichtbar und das Engagement des Komitees der Pfarrei und der Elternvereine läuft in die richtige Richtung (kontrollierte Selbstverwaltung). Die Geschwindigkeit, mit der die guten Ideen umgesetzt werden lässt zwar aus meiner Sicht zu wünschen übrig, aber für die Afrikaner spielt Zeit eine andere Rolle als für uns. In einem Land, in dem fast Alles zu Fuß oder mit dem Fahrrad erledigt wird und in dem in der Mittagszeit hitzebedingt fast kein Arbeiten möglich ist, herrscht ein anderer Zeitbegriff als in unserer hektischen Welt. Dennoch sind ständig Fortschritte zu erkennen und obwohl Pater Klaus jetzt erst einmal auf Heimaturlaub gehen wird, laufen die Arbeiten weiter. Aktuell wird im Kindergarten St. Elisabeth der Zaun neu gemacht, danach wird in Lilungu Baubeginn sein.

Donnerstag, 12.6.

Heute galt es Abschied zu nehmen von Mtwara, wir haben unsere Arbeit zu unserer Zufriedenheit erledigt. Wir sind zu einer langen Fahrt nach Daressalaam aufgebrochen. Diesmal wollten wir die Widrigkeiten des Reisens erkunden und die 560 km über Land nach Dar fahren. Dass es so anstrengend werden wird haben wir nicht erwartete. Über Sandpisten und Schotterstraßen mit tiefen Löchern kamen wir mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von ca. 30 Stundenkilometern voran. Der erste Teil bis kurz nach Lindi (ca. 114 km) ist geteert, für die restlichen 160 km bis Kilwa brauchten wir über 6 Stunden! Jetzt kann man nachvollziehen, warum der Süden Tansanias ab der Regenzeit ca. 4 Monate lang verkehrstechnisch vom Norden abgeschnitten ist.



Die Strecke ist in dieser Zeit gesperrt, da sie nicht befahrbar ist. Wir hatten ein geländegängiges Fahrzeug, für LKW`s ist das Passieren auch in der Trockenzeit schwierig.


So lange die Infrastruktur nicht verbessert wird, so lange wird es auch in der Versorgung der Bevölkerung nicht aufwärts gehen.
Vor Allem der letzte Streckenabschnitt vor Kilwa ist in einem katastrophalen Zustand. Durchgerüttelt und staubig (dreckig) kamen wir an und beschlossen einen Tag Pause einzulegen, bevor wir den zweiten Teil der Reise am Samstag antreten. Ein Glück, dass wir nicht unter Zeitdruck stehen.

Freitag, 13.6.

Den Ruhetag haben wir dazu genutzt einmal in den Busch hinein zu fahren, in eine Gegend, in die nicht viele "mzungus" (Weiße) fahren. Ein angeblicher See mit Flusspferden sollte unser Ziel sein. Afrikanischer Busch heißt, dass links und rechts von der Straße das Gras und Bäume so dicht sind, dass man nicht hineingehen kann. Bei den engen Straßen wird das Ausweichen schwierig, wenn LKW´s, Autos oder Radfahrer entgegenkommen, was zum Glück auf diesen abseits gelegenen Straßen, bei uns wären dies Feldwege, selten vorkommt. Bei Fußgängern, die man oft trifft, ist das manchmal richtig gefährlich. Immer wieder sieht man schwarze Flächen, die abgebrannt worden sind, was bei dieser Trockenheit zur Gefahr werden kann. Buschbrände kommen in dieser Zeit häufig vor und sind nicht mehr zu kontrollieren. Ein leichter Windstoß reicht aus und die Flammenwand ändert die Richtung, so werden auch Mais- oder Hirsefelder verbrannt und auch für die Menschen in den Hütten ist es lebensgefährlich. Uns wurde an manchen Stellen mulmig beim Vorbeifahren an solchen Bränden (s. Bild oben). Im Busch gibt es keinen Strom und nur Wasser aus Erdbrunnen, man lebt von dem was man anbaut



und versucht einen Teil davon am Straßenrand zu verkaufen ( im Bild getrocknete Fische und Bananen),



was die einzige Geldquelle für die Menschen ist. Um so erstaunlicher ist die Freundlichkeit, die uns entgegengebracht wird. Man grüßt ("Jambo"), winkt und freut sich über die mzungus. In Njinjo haben wir Halt gemacht und in einer "Wirtschaft" das einzige Gericht- Kuku ya Pilau (Hähnchen mit Reis)- gegessen. Die "Hähnchen" sind ungefähr halb so groß wie bei uns, eben nicht gemästet, und im Dorf war ein Hallo, alle Kinder und auch viele Erwachsene kamen zusammen um uns zu sehen. Irgendwie ist das unangenehm, aber auch herzlich. Die Erwachsenen mögen es nicht dass man Fotos macht, bei Frauen ist das sowieso unhöflich.



Der kurze Abstecher in den Busch war eindrucksvoll, zumal wir bei der Heimfahrt auch noch die Hippos im See gesehen haben.


Samstag, 14.6.

Heute haben wir den letzten Teil der Fahrt nach Daressalaam unternommen. Dar, wie es die Leute hier nennen, ist die heimliche Hauptstadt Tansanias. Regierungssitz ist zwar Dodoma, eine sogenannte "Reißbrettstadt" die genau in der Mitte des Landes liegt, aber Dar ist das eigentliche Zentrum. Je näher man dieser Stadt kommt, desto besser werden die Straßen. Früher war das riesige Flussdelta des Rufiji eine Schwachstelle des Straßennetzes, da man dort nur mit einer Fähre passieren konnte, was in der Regenzeit unmöglich war. Momentan wird aber gerade von einem deutschen Konsortium eine riesige Brücke gebaut, die von der chinesischen Entwicklungshilfe finanziert wird. Man kann sie schon befahren, die offizielle Übergabe ist aber noch nicht geschehen. Diese Brücke, zu der eine aufwändige Dammstraße führt, wird in naher Zukunft die Situation im südlichen Teil wesentlich verbessern, da man damit rechnen kann, dass zumindest kleinere Lastwägen und Busse in Zukunft das ganze Jahr fahren können. Ohne eine solche Verkehrsanbindung wird der Süden keine Entwicklungschancen haben. Die Hoffnung auf Verbesserung ist also groß. Ein Land wie Tansania könnte solch eine Investition niemals alleine tragen. Wir sind also auf recht passablen Schotter-, bzw. Teerstraßen schneller vorwärts gekommen, aber ab ca. 10 km vor Dar beginnt ein unglaublicher Verkehr.






Daladalas, Kleinbusse, die Jeden und Alles mitnehmen, Reisebusse, Lastwägen, Taxis, Radfahrer und immer mehr Privatautos sorgen für ein absolutes Chaos auf der Einfallstraße. Für diese letzten 10 km braucht man über 1 Stunde. Ich bin gefahren und war dabei noch froh, nicht in die Innenstadt zu müssen, da wir in Kurasini am Stadtrand in der Missionsstation übernachten. Damit war der "Arbeitsteil" unserer Reise beendet. Am Freitag werde ich noch mit Schwester Gaspara aus Lushoto zusammentreffen, die zu uns nach Kurasini kommt. Am Sonntag fahren wir für 2 Nächte auf die Insel Sansibar, danach eine Nacht in den Tierpark Mikumi.

Sonntag, 15.6. - Dienstag 17.6.



Der Besuch der Insel Sansibar als touristischer Teil der Reise war wiederum recht beeindruckend. Nach der 2-stündigen Überfahrt betritt man eine ganz andere Welt. Hier fühlt man sich mehr im Orient, als in Afrika. Ganz enge, verwinkelte Gassen mit vielen kleinen Läden und Handwerkern sind das Markenzeichen der Hauptstadt. 95 % der Bewohner sind hier Moslems und, obwohl die Insel zu Tansania gehört, die Silbe "san" bezeichnet Sansibar, geht es hier ganz anders zu. Die Menschen sind viel aufgeschlossener und kommunikativer. Dies mag zwar zu einem gewissen Teil am Tourismus liegen, aber sicherlich ist die Mischung der Bewohner entscheidender. Man hat das Gefühl hier mit Menschen aus der ganzen Welt zusammen zu kommen. Hellhäutige Inder und Araber vermischen sich mit Leuten asiatischer Abstammung und natürlich mit Afrikanern und auch mit Nachfahren der Kolonialmacht Großbritannien und der Handelspartner, zu denen auch Deutschland gehörte. Berühmt ist Sansibar durch seine Gewürze und auch wir haben eine sogenannte "Spice - Tour" gemacht. Dabei besucht man Bauern, die verschiedene "Spices" anbauen: Pfeffer, Nelken, Vanille, Zimt, Safran, Kardamon und viele Heilpflanzen wie Chinin, Jodin usw. konnten wir testen, riechen, schmecken und sehen. Die Rückfahrt stand unter dem Zeichen des unruhigen Meeres. Wir waren jedenfalls froh wieder in Kurasini angekommen zu sein.



Mittwoch, 18.6., Donnerstag, 19.6.
Zum Abschluss unserer Reise wollen wir noch einmal einen Tierpark besuchen. "Wilde Tiere", wie etwa Elefanten, Löwen und auch Giraffen sind heute außerhalb der Tierparks nur noch äußerst selten zu sehen. Sie stellen zum Einen eine Bedrohung für die Menschen dar, z.B. lieben Elefanten Maisplantagen, und zum Anderen brauchen die großen Herden natürlich entsprechenden freien Lebensraum. So kommt es, dass die meisten afrikanischen Kinder noch keine Elefanten, Löwen , Zebras oder Giraffen gesehen haben, bei uns kennt sie eigentlich jedes Kind.


Der Mikumi Nationalpark, den wir besucht haben, liegt mitten in Tansania. Er verbindet die Serengeti mit dem Selouspark, der der Größte in Ostafrika ist. Mitten durch den Park führt die "Autobahn" nach Sambia. Als wir dort ankamen stand gerade eine große Elefantenkuh mit ihrem Jungen gefährlich mit den Ohren wedelnd mitten auf der Straße. Das bedeutet Stau, denn kein Fahrzeug, auch nicht die LKWs trauen sich daran vorbei zu fahren, man muss eben warten bis die Straße frei ist. Auch hier gab es weite Buschfeuer, ein großer Teil des Tierparks war deswegen nicht zugänglich. Trotzdem waren wir zufrieden mit dem was wir gesehen haben, auch wenn keine Löwen dabei waren.



Freitag, 20.6.

Den letzen Tag verbrachten wir in Daressalaam.
Am Vormittag habe ich Sr. Gaspara getroffen, die extra aus Lushoto angereist ist. Bereits im November haben wir in London die Pläne für den Bau der Dispensary (ambulante Klinik) besprochen, jetzt geht es um die Umsetzung. Baubeginn wird in der nächsten Woche sein, der Betrieb soll ab Januar beginnen. Dazu haben wir eine Liste zusammengestellt, was für den Start alles benötigt wird. Zunächst wird ein Raum gebaut, in dem die Untersuchungen stattfinden werden. Da der Orden über Fachpersonal, wie Ärztinnen, Krankenschwester und Laborantinnen verfügt kann sofort qualifiziert begonnen werden. Dies bedeutet auch, dass die Personalkosten sehr gering sein werden, wir gehen davon aus, dass sich der laufende Betrieb selbst trägt. Wir helfen lediglich mit der "Anschubfinanzierung", ich hoffe, dass ich Geräte wie Blutdruckmessgeräte, Stethoskope, Mikroskope usw. irgendwo bei uns kostengünstig auftreiben kann, um die Arbeit starten zu können. Diese Hafenstadt mit ihren mehr als 2 Millionen Einwohnern steht im krassen Gegensatz zum Landesinneren. Hier gibt es nahezu Alles zu kaufen, der Straßenverkehr ist teilweise chaotisch, Fahrradfahrer, Eselswägen, Menschen mit Karren, Autos und unzählige Dala dalas (Minibusse), die hier das öffentliche Verkehrsmittel sind. Nach der bescheidenen Lebensweise im Busch und der Ruhe dort war es sogar für uns zu viel und zu hektisch. Kein Wunder, dass es Viele in diese Metropole zieht in der Hoffnung hier Arbeit oder bessere Lebensbedingungen zu finden, was sich aber meistens nicht erfüllt. Jedenfalls gibt es hier viel Bettler und Menschen, die in Hauseingängen im Freien übernachten müssen. Irgendwie waren wir am Abend froh, morgen nach Hause fliegen zu können. Die Reise war eindrucksvoll und anstrengend, aber wir können mit dem Was wir erreicht haben zufrieden sein.

Kwaheri und vielen Dank für das Interesse,
Corina, Andreas, Michael und Werner Friedel