School
Africa

August 2005


Mittwoch, 17.8.

Der lange Flug in der Nacht von Montag auf Dienstag war anstrengend und wir waren alle froh, als wir am Nachmittag bei den Benediktinern in Kurasini angekommen sind. Obwohl hier auf der Südhalbkugel Winter ist, ist der Kilimandscharo im Vergleich zu den letzten Jahren fast schneefrei, ein Zeichen globaler Erwärmung?

Ein wenig Ruhe und ein gutes Abendessen in Daressalaam brachte uns wieder auf die Beine. Es ist in Dar sehr schwül, aber nicht zu warm, sodass es erträglich ist. Heute früh sind wir nach Mtwara weiter geflogen, wo wir ganz herzlich von Sr. Berntraud ihren Lehrerinnen und Schülerinnen empfangen worden sind. Hier in Mtwara ist es trocken und nicht so warm wie in Dar, es hat nur ca. 28 Grad und auch das Wasser des Indischen Ozeans hat mit ca. 20 Grad eine angenehme Temperatur.



Donnerstag, 18.8.

Heute an Florians 12. Geburtstag haben wir die Kindergärten St. Elisabeth, Likonde und Majengo besucht.

Besonders für meine Eltern war es schön und traurig zugleich, denn im Kindergarten St. Elisabeth hängt immer noch seit der Einweihung 1998 das Bild unserer Lissi, das sie mit ihrer Kindergartengruppe in Berlin zeigt. Konzentriert arbeitende oder fröhlich singende Kinder lenken aber davon ab und zeigen, dass aus dem tragischen Unfall etwas Positives erwachsen ist.

Am Nachmittag fand ein erstes "meeting" mit den beiden neuen afrikanischen Verantwortlichen der Pfarrei, Pater Christian Temu und Kaplan Silvanus Chikuyu, statt.

Beide sind noch jung und es ist beeindruckend mit welcher Einstellung sie an die Sache rangehen. Ihre Sichtweise zu der Unterstützung für die Kindergärten ist eindeutig: "unbedingt erhalten, aber nur dort helfen wo es wirklich notwendig ist". Diese Haltung geht noch einen Schritt weiter als Pater Klaus es getan hat, insgesamt wird die Hilfe noch pragmatischer ausgerichtet werden und entspricht völlig unseren Vorstellungen. Näheres dazu werde ich nach der Rückkehr in unserer homepage berichten. Am Abend haben wir in einer schönen gemeinsamen Feier den Geburtstag von Florian gefeiert.



Freitag, 19.8.

Der Tag der Einweihung des Lehrkindergartens St. Lioba rückt näher und die Aufregung bei den Beteiligten steigt. Mit Trommeln und Gesängen proben die Lehrerinnen mit Kindern und Schülerinnen schon ab früh morgens für den Gottesdienst, den der Bischof von Mtwara zelebrieren wird. Martin Büdel ist in diese Vorbereitungen voll mit eingespannt, er ist für Schwester Berntraud eine große Hilfe. Wir machten am Vormittag eine Besichtigung der VETA. Dies ist ein großes Berufsbildungszentrum, das seit 4 Jahren existiert und an dem vom Maurer über Automechaniker bis hin zu Sekretärinnen und Laboranten hier mehr als 600 Schülerinnen und Schüler einen Beruf erlernen.

In einem interessanten Gespräch mit der Schulleitung konnten wir das noch recht neue System der beruflichen Ausbildung in Tansania kennenlernen, das in vielen Punkten dem unseren ähnlich ist. Der anschließende Rundgang durch die Hallen war beeindruckend. Hier steht noch der Handwerker im Vordergrund, die Arbeit wird nicht von Maschinen bestimmt.

Es werden in allen Berufsfeldern viele Aufträge von außen ausgeführt, dadurch ist die Ausbildung sehr stark praxisorientiert und die Einrichtung kann damit ihre finanzielle Situation verbessern. In der aufstrebenden Wirtschaft Tansanias haben die Jungen und Mädchen, die diese Schule besuchen, gute Chancen einen Arbeitsplatz zu finden. Leider gibt es im ganzen Land nur 4 solcher Einrichtungen.



Samstag, 20.8.

Heute fand die Einweihung des Lehrkindergartens St. Lioba und die Unterzeichnung der Schulpartnerschaft mit dem MTC und dem Staatl. BBZ Aschaffenburg statt. Der Gottesdienst und die Einweihungszeremonie wurden von Bischof Gabriel Mmole durchgeführt. Hier in Afrika werden solche Feiern lebendig gestaltet mit Trommeln, Tanzen und Singen. Vor allem die Kinder zeigen, dass sie gerne und mit viel Rhythmusgefühl tanzen.

Im Anschluss an die Messe unterzeichneten Sr. Berntraud und Herr OStD Roth die Partnerschaftsurkunde.

Dies wurde nach einem gemeinsamen Mittagessen bis in den späten Nachmittag mit Tanz und Musik gefeiert. Für uns war diese lange Zeremonie recht anstrengend, denn der Winter hier geht langsam vorbei und es wird hier jeden Tag heißer. Aber mit einem Bad im Indischen Ozean kann man sich angenehm abkühlen.



Sonntag, 21.8.

Von der Frühmesse um 7.00 Uhr bis Nachts war der Tag wieder ausgefüllt. Heute war einmal etwas Zeit zum Spazierengehen oder Schnorcheln. Ich habe am Nachmittag mit Martin und seinem Kinderchor in der Pfarrei Tonaufnahmen gemacht.

Wir haben 10 Lieder "eingespielt", nicht nur die Kinder waren danach müde, aber ich glaube es wird eine gute Kassette für die Kinder und für Martin werden.

Wir haben den Abend in der Old Boma, einem renovierten und zu einem Hotel ausgebauten Fort aus der Kolonialzeit ruhig ausklingen lassen.



Montag, 22.8.

Zusammen mit Martin und den beiden Geistlichen der Pfarrei haben wir die außerhalb der Stadt liegenden Kindergärten Naliendele, Mtwawanya und Chumvini besucht. Hier im Busch sind die Verhältnisse noch wesentlich ärmer als in der Stadt. Die Menschen leben ausschließlich in Lehmhütten, ohne Zugang zu Strom und Wasser. Auch die Arbeitsbedingungen für die Erzieherinnen sind härter, nicht nur wegen der mühsamen Anfahrt zur Arbeitststelle. Während der Rest der Reisegruppe einen Schulbesuch in der Grundschule Majengo gemacht hat, hatte ich mit Pater Christian und Silvanus ein "meeting" mit dem Gefängnisdirektor von Chumvini.

Dies ist eine weit entfernt gelegene Außenstelle der Pfarrei, das sogenannte "prison salt camp", in dem die Gefangenen aus dem Meerwasser Salz gewinnen, in der Hitze eine echte Sklavenarbeit. Wir haben schon lange geplant dort ein Klassenzimmer für die Kindergartenkinder zu bauen. Bisher lernen sie in einer überdachten Halle, die auch als Treffpunkt für die Wächter (Casino) genutzt wird, aber es besteht keine Möglichkeit Materialien zu lagern, weshalb die Förderung der Kinder darunter leidet. Dank einiger Spenden aus "Goldenen Hochzeiten" können wir diesen Plan umsetzen. Da die Bauarbeiten und der Unterhalt in kostenloser Eigenregie durchgeführt werden, reicht hier eine geringe Starthilfe aus. Dieser Tag war insgesamt der anstrengenste, denn im Anschluss an das Treffen haben wir die Abrechnung für das Jahr 2005 gemacht, was bis spät in den Nachmittag dauerte.



Dienstag, 23.8.

Heute ist der letzte Tag in Mtwara und als abschließende Aufgabe stand für mich der Besuch der St. Thomas Aquinas secondary school auf dem Programm, um die Regularien für das Spessart-Bike-Stipendium (siehe "Projekte") mit dem Gremium der Schule festzulegen.

Martin und Silvanus, auch Manager der Schule, begleiteten mich, da wir das Projekt zusammen vorbereitet hatten. Diese Schule ist ein langgehegter Wunsch von Pater Klaus; sie besteht im ersten Jahr und hat zunächst 2 Klassen mit je 40 Schülern.

In jedem neuen Schuljahr wird um weitere 2 Klassen erweitert. Träger ist die Diözese Mtwara, die damit versucht in dieser überwiegend islamischen Gegend auch durch eine Schule präsent zu sein. Es werden aber nicht nur christliche Schüler aufgenommen, das Zusammenleben hier verläuft (noch) friedlich. Martin hat hier bis vor kurzem Englisch und Sport unterrichtet und berichtet, dass die Lehrerinnen und Lehrer sehr engagiert sind. Die Diözese bekommt vom Staat keine Gelder, das Personal wird von den Schulgebühren bezahlt. Sie haben sich auch entsprechend gefreut über die Hilfe, denn es gibt viele Schüler, die sich diese nicht leisten können. Das Stipendium wird ab Januar 2006 anlaufen, aktuell konnten wir aber 3 Schülern, die erst in der letzten Woche die Schule wegen Geldmangels verlassen mussten das weiterstudieren ermöglichen. Da die Schüler in verschiedenen Sportarten auch gegen andere Schulen antreten war die Freude groß, als ich ihnen einen Satz Trikots der Fußballabteilung des TuS Frammersbach überreichen konnte.
Währenddessen besichtigten die Anderen das Montessori Training Center und besuchten den Markt. Sie konnten damit noch einige interessante Eindrücke mitnehmen, bevor es auf die Reise nach Daressalaam geht, wo wir uns trennen werden. Herr Trott, Herr und Frau Roth werden eine Safari in den Mikumipark unternehmen, während meine Eltern und wir zu den Usambara Sisters nach Lushoto fahren werden.