School
Africa

August 2015

Maua/Uomboni

Wir sind gut und pünktlich in TZ angekommen, wie immer ist aber der Flug recht ermüdend. Hier in TZ endet gerade der Winter, es ist mit 29 °C nicht zu heiß, da waren wir bei uns anderes gewohnt! Unten in der Tiefebene ist es sehr trocken, die Bauern warten auf Regen, um mit der Feldarbeit beginnen zu können. Da es in Uomboni für 8 Leute keine Unterkunft gibt, schlafen die nächsten 3 Nächte in Maua in dem Konvent der Franziskanerinnen auf 1.800 m Höhe, direkt unter dem Kilimanjaro, der uns mit einem wunderschönen Blick willkommen heißt.

Maua bedeutet auf Kisuaheli „Blume“, hier auf dem Gelände der Schwestern kann man nachvollziehen, woher der Name kommt.

Auf dieser Höhe sind die Nächte mit 15 °C ungewohnt kühl, umso mehr haben wir uns über den strahlend blauen Himmel am Morgen gefreut, denn das verheißt einen schönen Tag ohne dicke Winterkleidung! Heute ist der Tag alleine für Uomboni reserviert, zum Kennenlernen des neuen Pfarrers und auch zum Abschied nehmen von Pfarrer Anicet, mit dem wir immerhin seit 8 Jahren zusammen gearbeitet und viele Projekte verwirklicht haben. Er ist vor 3 Wochen versetzt worden, hat sich aber extra einen Tag frei genommen, um uns treffen zu können. Dass er hier sehr beliebt ist, zeigt die Freude von Jung und Alt ihn wieder zu sehen.

Nicht nur Anicet wird herzlich begrüßt, auch wir haben den Eindruck, dass wir herzlich willkommen sind. Nicht nur bei den Kindern unseres Kindergartens hier,

Sondern auch bei den Frauen der WAWATA, die sich getroffen haben, um uns zu begrüßen.

WAWATA ist die Vereinigung der Frauen der Pfarrei, die im sozialen Bereich viele Aufgaben für die Bevölkerung übernehmen. Die Freude war groß, als ich ihnen Christa, meine Schwägerin, vorstellte, die in Laaber im katholischen Frauenbund engagiert ist, der in etwa der WAWATA entspricht.

Christa hat bei dieser Gelegenheit die 500 € Spende aus Laaber an die Frauen aus Uomboni übergeben, sie wollen damit einen kleinen Shop in der Pfarrei eröffnen, der ihnen ein dauerhaftes Einkommen für ihre Pfarreiarbeit sichern soll.

Beim Rundgang durch unsere Berufsschule hat sich die Schülerin sehr gefreut über das Interesse der wazungu („Europäer“) über die Vorführung der Strickmaschine.

Am Allermeisten habe ich mich gefreut beim Besuch der dispensary. So viele Mütter mit Kindern habe ich hier noch nie gesehen.

Dies kommt daher, dass mit Sr. Blanca eine ausgebildete Krankenschwester ab sofort dauerhaft hier arbeitet. Für die Mütter bedeutet das, dass sie in Zukunft nicht mehr den ca. 1 Stunde weiteren Weg nach Kilema laufen müssen, sondern vor Ort eine qualifizierte Behandlung für ihre Kinder bekommen. Die Kinder werden untersucht und versorgt, originell ist dabei die Kinderwaage!

Während die Anderen unserer Gruppe die secondary school (Gymnasium) besuchen habe ich ein meeting mit dem alten und neuen Pfarrer, sowie mit den 3 Schwestern, die seit Mitte Juli hier in Uomboni sind. Sr. Blanca ist, wie gesagt, die Krankenschwester und leitet die dispensary (Krankenstation), Sr. Bonaventura, eine ganz junge Sr., hilft dem Pfarrer bei den pastoralen Tätigkeiten und Sr. Fromunda ist die neue Schulleiterin. Wir versprechen uns davon, dass die Schule endlich die notwendige Kontinuität bekommt und nicht durch ständige Lehrerwechsel zurückgeworfen wird.

Die Besprechung ist notwendig, denn wir müssen unsere bisherigen Projekte und unsere weiteren Vorhaben gemeinsam koordinieren, damit durch den Wechsel des Pfarrers kein Bruch entsteht.

Secondary school Uomboni:

Die Schule in Uomboni hat aktuell 280 Schüler und belegt im nationalen ranking unter den 2322 Secondary schools des Landes Platz 345. Je höher das ranking, desto angesehener ist die Schule bei den Eltern, aber auch das Schulgeld ist entsprechend höher. Hier kostet es 1.200.000 TZS/Jahr (= ca. 560 €) wenn man boarding Schüler ist, day school kostet 700,000 TZS/Jahr (= ca. 350 €), was für viele Eltern unerschwinglich ist.

Hier eine Schule anzuschauen war eine völlig neue Erfahrung für die, die noch nie in Afrika waren, denn es ist nicht zu vergleichen mit uns daheim. In einer Klasse sitzen hier 30 – 40 Schüler dicht gedrängt in engen Bänken, es gibt Schulen, die haben bis zu 60 Schüler in einer Klasse! Die Mehrzahl der Schüler sind boarding Schüler, d.h. sie wohnen auch dort. Das Essen besteht normalerweise aus Ugali, dem traditionellen Maisbrei, der mit Spinat („mboga“) oder Bohnen verfeinert, Fleisch gibt es nur an Festtagen. Dieses Essen gibt es auch an unserer Berufsschule.

Die Schlafsäle in Uomboni sind überbelegt, es müssen sich 2 Schüler ein Bett teilen. Für Christine, die z. Zt. die 11. Klasse eines Gymnasiums besucht, ist das unvorstellbar!

Auf dem Gelände darf nur englisch gesprochen werden, ein entsprechendes Hinweisschild warnt gleich am Eingang.

Wer dagegen verstößt wird öffentlich bloß gestellt, indem er oder sie für einen Tag einen Maissack mit der Aufschrift „Kisuaheli speaking“ überziehen muss! In unseren Augen ist dies sehr demütigend. Die Regeln sind sehr streng: Schüler dürfen kein Handy haben, müssen ihre Haare schneiden (Mädchen leiden darunter!), Ordnung ist strikt einzuhalten!

Wenn Schüler sich nicht an die Vereinbarungen halten wird hier durchaus auch zu härteren Maßnahmen gegriffen, jeder Lehrer hat auf seinem Platz einen entsprechenden Stock liegen, der auch benutzt wird!

Am Nachmittag besuchen wir auf dem Heimweg nach Maua den Markt in Kilema, der der größte hier oben am Hang des Kilimanjaros ist. Es ist immer wieder ein farbenfrohes Erlebnis hierher zu kommen. Angeboten werden alle Artikel des täglichen Bedarfs, im Vordergrund stehen natürlich die Lebensmittel.

Auf dieser Höhe haben wir keine Probleme mit der Hitze, nachts kühlt es ab bis auf 14 °C, schlafen ist angenehm!

Am Freitag sind wir morgens wieder nach Uomboni gefahren, die Schwestern haben Fr. Juvenal und mich noch einmal zu einem Gespräch gebeten, bei dem sie ihre Pläne vorstellen wollen. Die Gruppe ist derweil zum Marangu gate gefahren, das eines der Eingänge zum Besteigen des Kilimanjaros ist.

Es gibt dort auch einen Wasserfall, der vom Gletscher und den Niederschlägen am Kilimanjaro gespeist wird. Das Wasser ist mit 10 °C auch dementsprechend kühl. Übrigens waschen sich die Schüler der Secondary school und der Pfarrei mit diesem Wasser! Bei den Temperaturen ist das eindeutig eine große Herausforderung!

Die Attraktion war aber sicherlich das Chamäleon, das der Führer entdeckt und auf einem Stock präsentiert hatte.

Währenddessen hat die Besprechung ergeben, dass sich die Schwestern für die dispensary ein kleines Labor wünschen. Sr. Blanca ist dafür ausgebildet sowohl Blut, als auch Urin untersuchen zu können. Dadurch kann direkt in Uomboni auf zahlreiche Krankheiten getestet werden, allen voran Malaria und Aids. Es ist Vorschrift, dass dies nicht in den Gebäuden stattfinden darf, die von den Patienten besucht werden. Wir werden einen kleinen Anbau mit 2 Zimmern à 9 m² machen, das wird nicht teuer werden, aber es ist eine wesentliche Verbesserung für die Krankenstation. Da trifft es sich gut, dass Christa, selbst eine Krankenschwester, von ihrer Station eine Spende dabei hat, mit der wir umgehend anfangen können. Vielen Dank nach Regensburg!!

In der dispensary werden natürlich auch Medikamente gelagert, die unbedingt gekühlt werden müssen. Da es hier mit den Stromausfällen immer schlimmer wird ist dies nur mit Strom nur schwer zu bewerkstelligen. Vom Staat hat man dafür ein Strom-/Gaskombigerät bekommen. Es steht im Geburtsraum und funktioniert nicht richtig, sodass der ganze Raum nach Gas stinkt! Für Neugeborene sicher nicht unbedingt sehr gesund. Die vom Staat angestellte Laborantin klagt auch über häufige Kopfschmerzen, die sich bei uns schon nach wenigen Minuten eingestellt haben.

Auch hier können wir, dank einer Spende von PV für Afrika aus Frammersbach einen solarbetriebenen Kühlschrank anbieten, auch hierfür herzlichen Dank!

Ein weiteres Ergebnis des meetings ist es, dass wir umgehend mit dem Bau des Schlafraums für auswärtige Mädchen unserer Berufsschule beginnen werden. Er soll im Januar rechtzeitig zum Beginn des neuen Schuljahres fertig sein, nur so können wir die Anzahl der Schüler aufnehmen, die zum Betreiben einer solchen Schule notwendig ist. Im nächsten Jahr wird der Bau für die Jungen beginnen.

Am Nachmittag machen wir eine Wanderung zur Familie von Pater Christian.

Ein Besuch dort ist obligatorisch, vor allem die Mama freut sich immer sehr.

Sie lebt in einer bescheidenen Holzhütte in 2 Zimmern, Tür an Tür mit ihrer Kuh und den Ziegen. Ein einfaches Leben, das für diese Gegend hier typisch ist. Auf dem Weg nach oben und zurück treffen wir viele Leute, mit denen wir inzwischen sehr vertraut sind. Sogar die Kinder haben sich an unsere Besuche gewöhnt und rennen nicht mehr weg, wenn die Wazungu („Weißen“) kommen.

Auch die Alten haben hier keine andere Wahl, als zu laufen, was in dieser Höhe und dem Gelände anstrengend ist. Da braucht man schon mal eine Pause am Wegrand!

Die Wanderung zur Familie von Pater Christian ist immer wieder eine schöne Tour an den „Rand der Zivilisation“, denn hinter deren Anwesen beginnt der Kilimanjaro Nationalpark, der so weit es geht landwirtschaftlich genutzt werden, aber nicht bebaut werden kann. Hier oben gibt es keinen Lärm durch Verkehr oder Sonstigem. Eine solche Stille findet man bei uns nur noch ganz selten in weit abgelegenen Gegenden. Was für uns eine schöne Wanderung ist, ist für die Menschen hier oben ein Teil ihres beschwerlichen Alltags. Schon die Kinder gehen ihn bei Wind und Wetter in den Kindergarten oder in die Schule und zurück, was bei uns unvorstellbar ist.

Die Tage in Uomboni waren für die Gruppe als „Einstieg“ interessant und haben einen guten Einblick in die Lebensweise und den Alltag der Tansanier gegeben. Für unsere Kinderhilfe Tansania bin ich sicher, dass der neue Pfarrer Juvenal ein zuverlässiger Partner sein wird. Er ist mit seinen 35 Jahren noch jung und wird die Entwicklung, die Fr. Anicet in Uomboni eingeleitet hat weiter führen.

Bei der Tour de France würde man die nächsten 2 Strecken als Überführungsetappen bezeichnen. Das nächste Ziel liegt 450 km von Uomboni entfernt. Davon fahren wir am ersten Tag 270 km auf Teerstraßen bis Korogwe, am Sonntag geht es dann die restlichen 180 km über die Ndugu Berge auf nicht geteerten Lehmpisten nach Turiani, wo Baraka mit seinen Eltern wohnt. Wer mehr über Baraka erfahren will schaut bitte in den Bericht vom April. Seit 10 Tagen ist Simon Riepl bei Baraka. Er ist ein enger Freund von uns, er ist Physiotherapeut und führt die Folgebehandlung von Baraka durch. Mal sehen welche Fortschritte erreicht worden sind.

Wir haben sehr viel Gepäck dabei, u.a. einen sperrigen Gehwagen, der dem Jungen beim Laufen lernen helfen soll. Deshalb sind wir mit 2 Autos unterwegs, eins davon fahre ich. Hoffentlich geht alles gut.

Das Fahren auf den Straßen Tansanias ist für sich schon ein Abenteuer, denn es gibt überall was zu sehen und zu erleben. Regel Nr. 1: Busse und LKWs sind stärker, also lasse sie überholen! Regel Nr. 2: rechne immer mit einem überholenden Bus oder LKW der dir auf deiner Spur entgegen kommt! Nur wer das beherzigt hat gute Chancen ohne Unfall durch zu kommen. Fahrtenschreiber, mit denen man Tempo und Fahrzeiten der Fahrer nachprüfen könnte gibt es hier nicht. Die „Autobahnen“ sind einfache, zweispurige Straßen, auf denen alles unterwegs ist, was sich fortbewegt: Schüler laufen zur Schule oder nach Hause,

Fahr- und Motorräder transportieren alles was irgendwie draufpasst,

Ziegen und Kühe überqueren die Fahrbahn.

Man muss ständig hochkonzentriert fahren, denn auch wenn mal kein Verkehr ist muss man z. B. mit tiefen Löchern in der Fahrbahn rechnen. Für die 270 km Teerstraße haben wir „nur“ 3,5 Stunden gebraucht, die Fahrt ist ohne Komplikationen verlaufen.

Von den 180 km von Korogwe nach Turiani sind nur die ersten 60 km geteert, dann geht es auf eine berüchtigte Sandpiste. Zum Glück hat es nicht geregnet, denn dann hätten wir mit unserem Toyota Noah, der kein Allrad hat, möglicherweise Probleme bekommen. Den Autos und auch deren Insassen, allen voran dem Fahrer, wird bei solchen Verhältnissen einiges abverlangt! Ständiges Beschleunigen und Abbremsen, sandige Pisten, man fühlt sich wie auf der Rallye Paris-Dakar, nur viel langsamer.

Durchgerüttelt, staubig, durstig, aber zufrieden kommen wir nach 5 Stunden in Turiani an. Das sind die Momente, in denen ein kühles Bier genau das Richtige ist!

Simon hat sich sehr gefreut, uns zu sehen, wir werden die nächsten Tage bis zu seinem Abflug zusammen verbringen. In dem Hotel, in dem wir untergebracht sind fand am Abend eine Kommunionfeier statt, zu der wir eingeladen waren.

Eine solche Zeremonie hat klare Abläufe: Einzug, natürlich tanzend, Vorstellung der Beteiligten, feste Sitzordnung, Übergabe der Geschenke, Essen und dann eine ausgelassene Feier. Wir waren die Ehrengäste und durften einen Teil der Zeremonie mitgestalten, indem wir mit anderen Ehrengästen den „Kindersekt“ öffneten und an die Gäste ausschenkten.

Am Schluss haben alle getanzt und den Abend genossen, es wurde eine lange Nacht!

Den Montag haben wir zusammen mit Baraka und seiner Familie verbracht. Nachdem Simon 10 Tage lang mit Baraka gearbeitet hat ist der Junge etwas müde, aber er zeigt uns ganz stolz, was er schon alles gelernt hat! Er kann sich rollen, beginnt zu krabbeln, kann schon seinen Oberkörper aufrichten und kann aufrecht sitzen.

Die Bewegungen gehen noch sehr langsam und kosten ihn viel Mühe, aber er hat einen starken Willen, mit dem er sein Ziel angeht: „Ich will laufen!“ (siehe Bericht Baraka). Seine Eltern sind unendlich dankbar, noch vor einigen Wochen haben sie niemals daran geglaubt, dass er überhaupt dieses Stadium erreichen könnte. Wir sind sehr optimistisch, dass er irgendwann wirklich laufen kann! Auf dem Weg dahin haben wir einen speziellen Gehwagen mitgebracht, mit dessen Hilfe er seinen Bewegungsablauf trainieren kann.

An dieser Stelle möchte ich Simon ganz herzlich dafür danken, dass er seinen Urlaub geopfert hat, um Baraka zu helfen, seine Übungen haben den Jungen einen entscheidenden Schritt vorwärts gebracht!

Wir wurden von der Familie Temu ganz herzlich aufgenommen und haben uns dort sehr wohl gefühlt. Vor allem die Kinder waren sehr traurig, als wir am Dienstagnachmittag in Richtung Mikumi Nationalpark aufgebrochen sind. Ab sofort besteht unsere Gruppe aus 11 Leuten, denn neben Babuu, der schon die ganze Zeit als Fahrer des 2. Autos dabei war, fahren noch Simon und Baltasar, der Vater von Baraka mit. Turiani liegt in einer sehr fruchtbaren Gegend, in der Reis und Zuckerrohr angebaut wird, aber auch Plantagen mit dem wertvollen Teakholz.

In dieser bäuerlich geprägten Region, die man die Reiskammer Tansanias nennt, haben viele Menschen eine Anstellung in den Reis-, Zuckerrohr- und Teakgenossenschaften und damit ein geregeltes, wenn auch bescheidenes, Einkommen.

Unsere Fahrt führt uns über Morogoro, einer Universitätsstadt in den Mikumi Nationalpark. Die Straße geht mitten durch den Park und man kann schon während der Fahrt die Tiere sehen. Hier haben die Tiere Vorrang, es gibt erhebliche Strafen, wenn man einen Unfall mit einem Wildtier hat, z.B. kostet es mehr als 20.000 Dollars einen Elefanten bei einem Unfall zu töten! Da passt man natürlich auf, abgesehen davon, dass ein Unfall mit einem Elefanten eher das Auto zerstört, als den Elefanten! Der Elefantenbulle, den wir auf der Fahrt gesehen haben, hat sich auf jeden Fall schützend vor seine Familie gestellt und mit aufgestellten Ohren gedroht, als wir zum Fotografieren angehalten haben.

Schon auf dem Weg haben wir neben den Elefanten Giraffen, Zebras, Affen, Warzenschweine u.v.m. gesehen, was uns sehr gespannt machte auf unsere Tour am nächsten Morgen!

Der Nationalpark ist ab 6:30 Uhr geöffnet, also heißt es früh aufstehen. Wir hatten uns am Vorabend noch ein Safariauto gemietet, damit wir zusammen in einem Fahrzeug in den Mikumi fahren können.

Leider war es an diesem Morgen recht kühl und hat geregnet. Ausgerechnet heute! Wir waren schon durchgefroren, als wir nach 20 Minuten am Gate angekommen sind. Die Stimmung war nicht wirklich gut, aber was wollten wir machen? Zum Glück lief uns gleich am Anfang eine Elefantenfamilie über den Weg, sodass wir gleich ein Erfolgserlebnis hatten.

Nach 4 Stunden Fahrt im Nationalpark hatten wir dann doch eine gute „Ausbeute“, leider waren keine Löwen da, das hat noch zu unserem „Jagdglück“ gefehlt.

Nach einem späten Frühstück ging es zurück zu unserem letzten Zwischenziel auf dem Weg nach Dar es Salaam. Den Zwischenstopp in Morogoro haben wir deshalb gewählt, da es zum einen von der Strecke her nicht zu weit von Mikumi ist, aber hauptsächlich deshalb, um eine Hilfsorganisation aus Neumarkt/Opf zu unterstützen. Diese NGO finanziert dort 2 Projekte der Mgolole Sisters und wir wurden von ihnen gebeten, uns ein Bild zu machen vom Fortschritt der Hilfsmaßnahmen. Zum einen ist es ein kleines Solarprojekt, durch das die Schwestern nun zuverlässig Strom für Licht, Computer und Drucker, sowie einen Solarkühlschrank haben, zum anderen betreiben sie ein Waisenhaus, in dem 45 Kinder bis zum Schulalter untergebracht sind und für das dringend Wasser gebraucht wird. Es gibt nur einen Wasserhahn, aus dem nur wenig Wasser gezapft werden kann.

Um an Wasser zu kommen muss hier ca. 100 m tief gebohrt werden, eine Solarpumpe wird dies an die Oberfläche pumpen. Solche Bohrungen sind zwar aufwändig, aber ohne Probleme möglich. Dass dieses Projekt sinnvoll ist steht völlig außer Frage! Wir haben das Waisenhaus besichtigt und wir waren sehr betroffen über das Schicksal der Kinder. 4 Schwestern kümmern sich zusammen mit einigen Helferinnen rund um die Uhr liebevoll um die 45 Kinder. Die Bedingungen sind sehr ärmlich, hier fehlt es wirklich an allen Ecken und Enden, zumal einige der ganz Kleinen traumatisiert sind!

Nach dem Besuch war es im Auto sehr ruhig, wir waren sehr betroffen. Wir werden die Einrichtung zukünftig mit einem monatlichen Betrag aus unseren Patenschaften unterstützen. Dass wir der NGO in Neumarkt empfehlen das Wasserprojekt durchzuführen ist klar.

Die letzte Überlandfahrt verlief auch ohne Zwischenfälle, wir sind gut in Dar es Salaam angekommen. Morgen werden wir sehr früh nach Mtwara aufbrechen, wir sind froh, dass wir diese 600 km dorthin fliegen und nicht mit dem Auto fahren müssen.

Mtwara

Nach Mtwara zu kommen heißt für uns irgendwie auch heim zu kommen. Das klingt für Aussenstehende vielleicht etwas pathetisch, aber für uns fühlt sich das wirklich so an. Florian war jetzt schon 6 Jahre nicht mehr hier, aber als er aus dem Flugzeug gestiegen ist hatte er das Gefühl des „Heimkommens“.

Wir haben hier so viel Zeit verbracht und so viele Projekte verwirklicht, dass dieses Gefühl nachvollziehbar ist. Sogar Anna, die nur einmal hier war, hat sich sehr darauf gefreut. Dass der Indische Ozean ein Grund dafür ist, ist nicht abzustreiten, es ist hier einfach schön.

Egal wo wir in diesen Tagen hinkommen, überall treffen wir Bekannte und werden herzlich empfangen. Natürlich sind wir nicht wegen dem Indischen Ozean hier! Es gibt Einiges zu tun: wir haben einen neuen Pfarrer in der Pfarrei, in der unsere Kindergärten sind, unsere Partnerschule, das Montessori Training Center, wird besucht, in Mtawanya wird gerade der neue Kindergarten fertig gestellt, die Löhne für die Lehrer müssen laut den staatlichen Vorgaben erhöht werden, mit dem neuen Prokurator in Ndanda muss die Buchhaltung abgeglichen werden, die Stipendien für 2016 werden vorbereitet, es wird also nicht langweilig werden.

Kindergärten:

Wir betreiben in der Pfarrei insgesamt 8 Kindergärten, da unser Besuch übers Wochenende geht haben wir nur 3 davon besuchen können. Die ausgebildeten Lehrer unterrichten nach der Montessori Methode, bei der die Lernmaterialien in den Regalen bereit stehen. Die Kinder wählen selbst aus, was sie gerade interessiert und spielen damit. In der Montessoripädagogik geht man davon aus, dass die Kinder selbständig am besten und nachhaltigsten Lernen, die Lehrer beobachten und geben Hilfestellung. Im Mittelpunkt steht die Sinneserfahrung auf deren Grundlage das Lernen basiert. Lesen und Schreiben, Rechnen, sowie alltägliche Fertigkeiten stehen im Vordergrund.

Singen und Tanzen, sowie Kreisspiele machen alle Kinder gerne.

Die Kinder erhalten ihren Udi (Maisbrei), er schmeckt in etwa wie in Wasser aufgelöste feine Haferflocken.

Dass der Babu mzungu auch Udi mag, hat die Kinder sehr interessiert, wie man sehen kann.

Es macht richtig Spaß, wenn man sieht wie offen und lernbegierig die Kinder sind, die meisten von ihnen werden auch gleich in die 2. Klasse eingeschult, da sie bereits viele Kompetenzen haben.

Mtawanya:

Mtawanya ist vom Fortschritt Mtwaras abgeschnitten, hier leben die Menschen noch in Lehmhütten, ohne Strom und Wasser.

Die Kinder in Mtawanya haben bisher auch lediglich eine offene Rundhütte, die Arbeit findet im Freien auf dem Boden statt. Die Lehrer können hier natürlich nicht so einfach mit den Lernmaterialien umgehen, v.a. bei Regen ist das sehr erschwert.

Deshalb haben wir, nach 2 vergeblichen Anläufen in den letzten Jahren, hier endlich den Kindergarten fertig stellen können. Im vorigen August war Baubeginn, es fehlt lediglich der Estrich, der gerade von den Berufsschülern verlegt wird. Wir planen den Einzug Ende September.

Montessori Training Center:

Das MTC ist eine Schule in der Lehrerinnen ausgebildet werden, um nach dem Montessori Prinzip zu unterrichten (s. Projekte). Es wurde von Sr. Berntraud aus Röllbach gegründet und steht seit 1994 für Qualität in der Lehrerbildung. Wir unterstützen seit vielen Jahren diese Schule und schicken immer wieder Lehrerinnen aus der Pfarrei zur Ausbildung. Nächstes Jahr wird Regina aus Mtawanya nach einem Praktikumsjahr ihre Ausbildung dort beginnen. Das MTC hat seit dem gesundheitsbedingten Weggang von Sr. Berntraud ein Problem, denn mit ihrem Abschied haben sich auch die Spender verabschiedet. Eine solche Schule kann aber (noch) nicht aus eigenen Kräften überleben. Die Partnerschule in Deutschland, das Staatl. Berufl. Schulzentrum in Aschaffenburg, veranstaltet zwar jährlich ein Benefizkonzert, das reicht aber nicht aus, um den Weggang der Spender zu kompensieren. Aktuell braucht die Schule ein neues Auto, das von Sr. Berntraud gekaufte ist defekt. Da es keine öffentlichen Verkehrsmittel gibt wird das Auto u. A. dazu gebraucht, um die Schüler in ihren Praxisstellen zu besuchen. Sie haben zwar schon einen hohen Betrag angespart, der reicht aber noch nicht aus. Wenn jemand diese Zeilen liest und das gerne unterstützen möchte darf gerne etwas geben, es ist sinnvoll angelegt.

Zu den Lehrerinnen, die schon seit Beginn dabei sind, hat sich durch die intensive Zusammenarbeit über die Jahre eine richtige Freundschaft entwickelt. Leider hatten wir diesmal nur sehr wenig Zeit füreinander, beim nächsten Besuch verspreche ich das besser einzurichten.

Es ist untertags richtig heiß hier, aber die Temperaturen, die wir im Juli bei uns hatten werden nicht erreicht. Hier kühlt es nachts auch ab, es ist eine angenehme Reisezeit. Nachts bei angenehmen Temperaturen am Strand zu sitzen ist für uns Europäer ein schönes Urlaubsfeeling.

Mikindani, die Nachbarstadt von Mtwara, hat eine traurige Vergangenheit. Sie war seit dem 16. Jahrhundert eine Handelsstadt der Araber, die „Handelsware“ waren hauptsächlich Sklaven, aber auch Elfenbein. Diese über 300 Jahre dauernde Verschleppung hat das Hinterland regelrecht ausbluten lassen. Heute ist die Stadt bedeutungslos, die Ruinen verfallen, leidglich die Old Boma wurde von einer britischen Organisation restauriert und ist heute einer der wenigen touristischen Anziehungspunkte der Region. Sie wurde 1895 von der deutschen Kolonialregierung als Verwaltungsgebäude erbaut und nach dem Ende von Deutsch-Ostafrika von den Briten als Gerichtshof genutzt.

In der Boma befindet sich noch ein Relikt aus der Sklavenzeit, der sog. „Sklavenball“. Dies ist eine ca. 50 kg schwere Eisenkugel, deren Form etwas unhandlich ist. Den Sklaven wurde erzählt, dass der, der diese Kugel heben kann bessere Bedingungen haben wird. Die Wahrheit war aber, dass die, die dies schafften zu einem höheren Preis verkauft werden konnten.

Heute ist Mikindani eine unbedeutende Ortschaft, das Zentrum der Region ist Mtwara. Viele Menschen leben direkt vom Meer, es gibt einen großen Fischmarkt, frischer Fisch ist eine Delikatesse in den Restaurants und Hotels.

Einheimische können sich dies aber kaum leisten, sie müssen auf die getrockneten Fische in der Markthalle zurückgreifen.

Wie transportiert man eigentlich frischen Fisch, ohne dass es im Auto zu einer Geruchsbelästigung kommt? Die Lösung:

Seit im Meer vor Mtwara Gas gefunden worden ist, ist die Stadt nicht mehr wieder zu erkennen. Früher gehörte die Region zu den ärmsten der Welt, heute wuchern hier regelrecht die Hotels und Restaurants. Die Grundstückspreise haben sich in astronomische Höhen entwickelt, die ausländischen Firmen, allen voran aus China, kaufen alles was zu haben ist. Die Preise für Lebensmittel sind auch explodiert, die Mehrzahl der Bevölkerung kann sich die Lebensmittel nicht mehr leisten, sie ernähren sich wieder von Maniok und Ugali (Maisbrei), die Armut hat in dieser Schicht wieder zugenommen, die Bewohner in Ortsteilen, wie etwa Mtawanya, leiden darunter. Die Idylle trügt, da können auch Sonnenuntergänge, wie der an unserem letzten Abend hier, nichts daran ändern.

Am vorletzten Tag der Gruppenreise sind wir ganz früh nach Dar es Salaam geflogen, das nochmal eine andere Welt ist als der Rest des Landes. Die Stadt platzt aus allen Nähten, Schätzungen gehen davon aus, dass hier im Großraum inzwischen bis zu 10 Millionen Menschen wohnen, genau weiß das aber niemand. Es ist hektisch, laut und chaotisch. An jeder Straßenecke wird etwas verkauft und es herrscht Gedränge, das natürlich auch den Verkehr behindert.

Wer mit dem Auto in Dar unterwegs ist, der braucht starke Nerven, um sich behaupten zu können. Fahrradfahrer, Lastenfahrräder, Bajajis (Dreiradmopeds), Motorräder, Autos, dalla dallas (Kleinbusse), Busse und LKWs fahren kreuz und quer, dabei gilt das Recht des Stärkeren.

Man wundert sich, dass so wenig passiert, zumal der Zustand der Fahrzeuge oft mangelhaft ist. Wenn es hier einen TÜV geben würde! Eines der Hauptprobleme dieser Stadt sind die permanenten Verkehrsstaus. Es werden täglich mehr Autos zugelassen, der Straßenbau kommt da nicht hinterher. In der ganzen Stadt gibt es keine einzige Über- oder Unterführung, die Kreuzungen sind also ständig verstopft. Es ist hier normal, dass man im Berufsverkehr stecken bleibt. Es gibt Strecken, da braucht man für 10 km über 2 Stunden – und das täglich morgens und abends! Ein Freund von uns wohnt in dem bevölkerungsreichen Ortsteil Mbezi, wenn er in die 25 km entfernte Innenstadt zum Markt Kariakoo will braucht er Minimum 4 Stunden, manchmal auch bis zu 6 Stunden! Wenn man Pech hat trifft man auch eines der vielen tiefen Löcher in der Straße, aus denen man nur mit Hilfe der schon wartenden Jugendlichen rauskommt, natürlich gegen ein Trinkgeld!

Zum Abschluss möchte ich noch über die bevorstehende Wahl am 25. Oktober berichten, denn das ist das Thema Nr. 1 im ganzen Land. Egal wo man hinkommt sieht man Gruppen die heftig diskutieren, da geht es immer um die Wahl. Die Zeitungsstände an den Straßenrändern sind immer von Leuten besucht, die interessiert die Schlagzeilen lesen. In Tansania regiert seit der Unabhängigkeit 1961 immer die gleiche Partei, zunächst war es die TANU, die 1977 in die CCM übergeführt wurde. Bei der letzten Wahl erhielt sie 80,28 % der Stimmen. Die Stimmung war damals schon angespannt, es wurde von Wahlfälschung gesprochen. Dies nahmen die Oppositionsparteien zum Anlass diesmal ein Bündnis zu schließen, um gemeinsam die CCM zu stürzen. Sie wird für die Missstände im Land verantwortlich gemacht und gilt als äußerst korrupt. Ich kann diese Vorwürfe aus meiner Erfahrung bestätigen, vom einfachen Polizisten bis zur Verwaltung geht alles viel leichter, wenn man etwas „Kleingeld“ in der Hand hat. Wer das nicht macht, wartet oft wochenlang auf seinen Pass, die Löschung der Container im Hafen oder bekommt bei Verkehrsdelikten hohe Strafen. Zugleich bauen die Regierungsmitglieder große Hotels (s. Mtwara), fahren deutsche Autos, lassen sich im Ausland in Krankenhäusern behandeln, entstehen Unmengen an Tankstellen des Präsidentensohnes, usw.... es gibt da vieles aufzuzählen. Es ist ein Zweikampf zwischen John Magufuli (CCM) und Edward Lowassa (CHADEMA), dem gemeinsamen Kandidaten der Oppositionsparteien, beide sind etwa gleichauf, es wird spannend.

Die Menschen wünschen sich Veränderungen, die Wahlveranstaltungen der beiden Topkandidaten sind gut besucht, wie wir bei der Kundgebung der Oppositionsparteien in Mtwara sehen konnten, sogar die Bäume um den Veranstaltungsort waren gut besetzt.

Tansania hat im Gegensatz zu anderen afrikanischen Ländern keine Stammeskonflikte, sodass keine Unruhen zu erwarten sind, egal wie die Wahl ausgehen wird. Mal sehen was kommt!

Danke für das Interesse

Werner Friedel