School
Africa

Herbst 2006


Freitag, 27.10.2006

Es ist schon verrückt, vor nicht mal 22 Stunden stand ich noch in Aschaffenburg in meiner Klasse beim Unterrichten und nun bin ich in Mtwara in einer völlig anderen Welt gelandet. Der Flug war nicht so anstrengend, die Maschine war nicht ausgebucht, der Platz neben mir war frei, so konnte ich wenigstens etwas schlafen. Ich hatte wieder einmal das Glück einen guten Blick auf den Kilimandscharo zu haben und bin doch etwas erschrocken wie in den letzten 3 (!) Jahren der Gletscher zurückgegangen ist, ein Zeichen der globalen Erwärmung???.

Hier jenseits des Äquators beginnt gerade die heiße Jahreszeit, die aber sehnlichst erwartet wird, denn normalerweise bringt sie Regen. Es hat seit unserem letzten Besuch im April nicht mehr nennenswert geregnet, schon beim Anflug konnte man sehen, dass alles braun und trocken ist. Über dem Land liegt aber schon eine dicke Wolkendecke, die ersten Vorboten der Regenzeit. Der Empfang war sehr herzlich, ich wohne wie immer in unserer Partnerschule, dem MTC, es ist für mich fast schon wie "heimkommen". Am Abend haben wir, P. Christian, P. Philbert und Felix Ursprung von der Pfarrei St. Paul, sowie P. Silvanus u. Kaplan Nixoni von der Pfarrei in Shangani West, uns zur "Feier des Tages" im Msemo, einer Gaststätte am Meer, getroffen und den Verlauf der Woche besprochen.



Samstag, 28.10.2006

Zum gestrigen Abend im Msemo möchte ich noch anfügen, dass auch die Schwestern zusammen mit ihrer Generaloberin zum Abschluss ihrer Regionalwahlen dort waren. Bei diesen Wahlen wurde mit Sr. Tadea zum erstenmal eine Afrikanerin zur Regionaloberin von Mtwara gewählt, auch hier bricht somit eine neue Zeit an. Für mich war dies deshalb von Vorteil, da Abt Dionys aus Ndanda diese Wahl unterstützend begleitete und damit bereits vor Ort war. Wir müssen nun nicht nach Ndanda fahren um ihn zu treffen! Dies haben wir ausgenutzt und die Gespräche zum Cashew Projekt gleich hier geführt. An diesem dreistündigen Meeting nahmen teil: P. Christian, Pfarrer in St. Paul, Mr. Makaburi, möglicher Kandidat als Geschäftsführer des Projekts, Felix Ursprung, er wird beim Aufbau behilflich sein, sowie eben Abt Dionys aus Ndanda. Durch die gute Vorbereitung des Treffens konnten wir auf alle wesentlichen Fragen Antworten finden, die jetzt nur noch mit Br. Kornelius aus St. Ottilien abgesprochen werden müssen. Es läuft aber alles darauf hinaus, dass eine CBO gegründet wird, die unter dem Dach der Pfarrei St. Paul den Cashew Handel durchführt, genauere Angaben sind zu einem späteren Zeitpunkt nachzulesen unter Projekte / Pfarrei St. Paul. Wir sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden und können optimistisch bereits nächste Woche die weiteren Schritte angehen.

Ich fühle mich bisher "vom Glück verfolgt", denn seit gestern gibt es regelmäßig Strom und damit auch Wasser, ich hoffe es bleibt so! Tagsüber ist es mit 34° C schon recht heiss, aber es kühlt nachts auf 20° ab, so dass wenigstens das Schlafen kein Problem ist. Das Land wartet auf Regen, auch das Prachtstück des MTC, der Garten ist staubtrocken.

Sr. Berntraud ist durch die Regionalwahlen, bei denen sie zur Stellvertreterin gewählt worden ist, und den Besuch der Generaloberin zeitlich stark eingebunden. Am Nachmittag haben wir uns aber die Zeit genommen und uns zusammengesetzt. Die ohnehin schon vielbeschäftigte Schulleiterin kann so etwas aber nicht mehr ungestört tun, seit auch sie sich notgedrungen der neuen "Plage" des Landes, dem Handy, ausgeliefert hat. Ihre Herzlichkeit und Gastfreundschaft hat sie aber bewahrt, ich freue mich hier zu sein.



Sonntag, 29.10.2006

Den Tag musste ich unbedingt nutzen um ein wenig Erholung zu bekommen, denn seit Donnerstag habe ich fast keinen Schlaf bekommen. Die Messe in der neuen Pfarrei St. Peter u. Paul war eine Sache für sich, denn es war ein, vom Bischoff geschickter "Wanderprediger" da, der mehr als 1 Stunde gepredigt hat, da war was los in der Kirche!! Nach über 2 Stunden Gottesdienst, logischerweise in Kisuaheli, war nicht nur ich geschlaucht! Mich hat es gewundert, dass die vielen Kinder so ruhig geblieben sind.

Vor dem Mittagessen, zu dem mich die Schwestern eingeladen hatten, verfasste ich noch den Bericht an St. Ottilien über das Ergebnis unseres Gespräches am Samstag, bevor ich mich endlich für 3 Stunden zurückziehen konnte. Einigermaßen erholt traf ich am Nachmittag Paul Hokororo, der sehr viel Erfahrung mit dem Handel von Waren von und nach Tansania hat, um ihn als Transporteur für die Cashewnüsse zu gewinnen. Er sagte sofort zu und konnte auch umgehend die Modalitäten darstellen, wie dies ablaufen wird. Dem Projekt steht somit eigentlich nichts mehr im Wege! Dass die Vorbereitung so schnell so erfolgversprechend sein würde hätte ich nicht mal im Traum zu hoffen gewagt! Abends machten P. Christian, Felix und ich einen Ausflug nach Mikindani, eine alte Hafenstadt, von der aus einst die Sklaven nach Übersee verschifft wurden. Felix, den ich jetzt schon mehrfach erwähnt habe, ist ein junger Mann aus Schwarzach a. Main, der vor 2 Wochen als Laienhelfer in die Pfarrei St. Paul gekommen ist. Seine Hauptaufgabe wird es sein, die neue Phase des Fair-Handels mit aufbauen zu helfen.

Auf der Rückfahrt ist mir aufgefallen, dass es in fast allen Stadtteilen Mtwaras dunkel war, scheinbar haben nur wir im Bereich Shangani West Strom, hoffentlich bleibt das so!


Montag, 30.10.2006

Es wäre auch zu schön gewesen! Gleich nachdem ich den Bericht von gestern weggeschickt habe ist der Strom ausgefallen und bis Montag Nachmittag nicht mehr gekommen. Bei dieser Hitze ist das nicht so schön, denn es fällt neben dem Licht logischerweise auch der Kühlschrank aus, dafür scheint die Wasserversorgung stabil zu sein. Es wird von Tag zu Tag heisser, heute früh hatte es um 8.00 Uhr bereits 30°. Zur Abkühlung bleibt nur ein Bad am frühen Morgen, die Flutzeiten sind zwar ungünstig, sie kommt z. Zt. gegen 7.00 Uhr, zu dieser Zeit ist aber die Wassertemperatur mit etwa 26° wirklich angenehm. Wenn man am frühen Morgen zum Baden geht, hat man das angenehme Gefühl den Indischen Ozean für sich alleine zu haben. Leider ist tagsüber Ebbe und somit kein Baden möglich.

Wir haben heute die Staatl. Pflanzenzuchtanstalt in Naliendele besucht, wo man Züchtungsversuche, hier noch gentechnikfrei, mit landestypischen Pflanzen durchführt. Es werden auch Cashewnüsse produziert, was für uns der Anlass der Fahrt war. Der Direktor führte uns selbst durch die Anlage und konnte alle unsere Fragen beantworten, nützlich waren v. a. die Informationen zur Hygiene und Qualitätskontrolle, sowie zum Verpacken der Nüsse. Spätestens jetzt sind alle Unklarheiten beseitigt, der Ankauf von Cashews im geplanten Stil kann beginnen! In diesem Teil der Stadt liegen auch unsere Kindergärten in Lilungu, Mangamba und Naliendele, denen wir einen Besuch abstatteten. Es ist eine Freude zu sehen, dass in diesen Einrichtungen gut gearbeitet wird, der hohe Einsatz der letzten Jahre scheint sich auszuzahlen.

Um am Abend der zweifelhaften Romantik vom Lesen bei Kerzenschein und warmen Getränken in der dunklen Wohnung möglichst lange zu entgehen, gehe ich in die Cliff Bar, eine kleine Kneipe, die ein über 70jähriger Afrikaner betreibt, Papa Tupa. Die Unterhaltungen mit ihm sind sehr interessant, sie geben mir neue Einblick in die Sichtweise der Menschen hier. Es ist die Zeit der Mangoernte und ich möchte hier die afrikanische "Bauernregel" zitieren, die er mir in diesem Zusammenhang erzählte: "Viele Mangos bedeutet Hunger, wenig Mangos bedeutet eine gute Zeit". In diesem Jahr gibt es eher wenige Mangos, also blicken sie hier hoffnungsvoll auf die bevorstehende Regenzeit.


Dienstag, 31.10.2006

Wir haben immer noch keinen Strom, den gibt es jetzt nur noch bei den "big fishes" (Honoratioren) der Stadt, wer in deren Nähe wohnt hat es natürlich gut. Die Batterie des Laptops ist leer, also konnte ich weder Bilder bearbeiten noch einen Reisebericht schreiben, ich könnte ihn aber auch nicht versenden! Dafür hat es die ganze Nacht in Strömen geregnet und die Wassertanks gefüllt, so dass wenigstens dies kein Problem werden dürfte. Die Einheimischen nennen dies die Zeit der Zwischenregen, was völlig normal ist und die Natur auf die bevorstehende Regenzeit vorbereitet. Heute stand am Vormittag der Besuch in der St. Thomas Aquinas Sekundarschule auf dem Programm. An dieser, von Pater Klaus ins Leben gerufenen Schule wird aktuell 13 bedürftigen Schülern der Besuch durch das Spessart-Bike-Stipendium ermöglicht. Sport hat für die Jugendlichen hier einen hohen Stellenwert, es gibt regelmäßige Wettbewerbe mit anderen Schulen, hauptsächlich im Fuß-, Basket- und Volleyball. Für diese Mannschaften hatte ich mehrere Trikotsätze im Gepäck, darüber freuen sie sich hier mehr als über Computer. Interessant war die anschließende Besichtigung des Baugeländes der neuen Schule. Ab dem nächsten Schuljahr im Januar soll hier der Betrieb mit dann 6 Klassen aufgenommen werden.

Im MTC herrscht seit Sonntag außerhalb des Unterricht reges Treiben, denn die Schülerinnen bereiten einen Abschiedsabend für Donnerstag vor. Sie proben Tänze und Lieder und die Küchencrew hat 3 Enten geschlachtet, scheinbar gibt es ein großes Festmahl!

Am Nachmittag habe ich mich mit Christian und Philbert getroffen, um einerseits abzurechnen und andererseits die weitere Vorgehensweise zu besprechen. Die Freunde von Pater Klaus in Hassfurt und Umgebung haben die Absicht, die von Pater Klaus begonnenen Projekte fertig zu stellen. Neben der Sekundarschule ist dies v.a. das students hostel, in dem Schüler von auswärts sich selbst versorgen und eine kostengünstige Bleibe während ihrer Schulzeit finden können.

Am Abend in der Cliff Bar konnte ich eine rege Diskussion über den gerade beginnenden Handel mit Cashewnüssen verfolgen. Die Leute sind äußerst unzufrieden über die indischen Aufkäufer, die versuchen mit Aussagen über die fallenden Weltmarktpreise die Preise zu drücken und ihre Gewinne zu steigern. Irgendwie kommt mir diese Preispolitik bekannt vor!


Mittwoch, 1.11.2006

Der Strom ist immer noch weg, ich konnte aber gestern noch alle Batterien am MTC aufladen, denn dort wurde der Generator angeworfen. Sr. Berntraud und ich sind heute bereits kurz nach 6.00 Uhr nach Tandahimba und Mbalala gefahren, eine Fahrt, die im April wegen des vielen Regens ins Wasser gefallen ist. In Mbalala, einem Dorf mitten im Busch, ist mit unserer Hilfe im letzten Jahr ein neuer Kindergarten gebaut worden, den ich bisher noch nicht gesehen habe. Die Ortschaft ist zwar nur 90 km entfernt, aber bei diesen Lehmstrasse haben wir dafür zweieinhalb Stunden gebraucht, was aber noch gut ist, da ein großer Teil gerade neu planiert wurde. Dorthin kommen außer Sr. Berntraud normalerweise keine wazungus (Weisse) hin, so dass in kürzester Zeit das ganze Dorf zum Kindergarten gelaufen ist, um uns zu sehen.


Die Menschen hier sind sehr arm, die einzige Verdienstmöglichkeit sind die Cashewnüsse und die diesjährige Ernte hat noch nicht begonnen. Sie leben in einfachsten Verhältnissen, die einzige Wasserstelle liegt 3 km entfernt im Tal, es ist für die Mädchen und Frauen mühsam, den täglichen Bedarf von dort zu holen. Deshalb ist es für die Kinder um so wichtiger, dass sie neben der pädagogischen Förderung ihren täglichen Maisbrei bekommen.

Die Fahrt war anstrengend, man wird regelrecht durchgeschüttelt und wir waren froh, als wir am Nachmittag nach Mtwara zurückgekommen sind. Sehr gefreut habe ich mich auf das Fußballspiel der tansanianischen Premier League zwischen dem Tabellenführer Yanga Daressalaam und Bandari Mtwara, das heute stattfinden sollte. Leider ist es ausgefallen, da das Team von Mtwara auf der Heimfahrt des letzten Auswärtsspiels einen Unfall hatte und wegen der verletzten Spieler nicht antreten konnte. Das war schade, denn darauf hatte ich mich sehr gefreut, pole sana.
Am Abend hatten wir im MTC ein Vorbereitungstreffen mit Sophia, P. Christian und Benigna, das sind die 3 Lehrer, die im Juli 2007 unsere Schule besuchen werden. Sie haben ihre offizielle Einladung bekommen, ohne die sie kein Visum erhalten können, und wir haben den möglichen Ablauf der 3 Wochen besprochen, in denen sie bei uns in Aschaffenburg sein werden. Da eine solche Partnerschaft mit einer afrikanischen Schule eher ungewöhnlich ist, sind wir alle gespannt wie der Austausch klappen wird.



Donnerstag, 2.11.2006

"Una TANESCO - Habt ihr Strom?" (TANESCO ist der Energieversorger hier in Tansania) Das ist hier eine Frage, die man sich in diesen Tagen stellt und die konnte ich heute ab 5.00 Uhr mit Ja beantworten. Das heisst für mich raus aus dem Bett und alle elektrischen Geräte aufladen, bevor er wieder weggeht. Für die wenigen Menschen, die hier mit Strom produzieren heisst das ran an die Arbeit, denn der Strom aus dem Netz ist wesentlich billiger als der von Generatoren, die Dieselpreise sind auch hier fast unerschwinglich hoch. Heute hatte ich bis 8.30 Uhr Strom und abends nochmal von 17.00 - 21.30 Uhr, fast schon Luxus. F. Christian hat mich um 9.00 Uhr abgeholt, heute standen Fahrten zu 4 Kindergärten auf dem Plan. Doch zunächst haben wir ein aufregendes Erlebnis gehabt, denn als wir durch die Stadt fuhren sahen wir am Markt eine riesige Menschenmenge, da war etwas aussergewöhnliches los. Christian hielt an, um zu fragen, ich habe fotografiert, da fielen Schüsse, die Leute rannten schreiend davon und im nächsten Moment hatte ich ein schmerzhaftes Brennen im Gesicht und in den Augen- Tränengas! Mehrere Polizisten schossen in die Luft um die Menge auseinander zu treiben, Christian gab natürlich Gas und fuhr davon.


Später erfuhren wir, dass drei Diebe beim Klauen erwischt und daraufhin zusammengeschlagen worden sind. Einer war tot, die anderen beiden konnten durch den Einsatz der Polizei schwer verletzt gerettet werden. Nachdem ich mir in der Pfarrei die Augen ausgewaschen hatte ging es wieder, wir konnten unsere Fahrt wie geplant durchziehen. Schon vorgestern war ich erfreut über die Arbeit in den Kindergärten, das wurde heute noch gesteigert, als ich gesehen habe wie intensiv die Erzieherinnen mit den Kindern am Montessorimaterial gearbeitet haben. Die Umstellung auf ausgebildetes Personal hat sich bewährt und den Kindern wird professionell geholfen.

Auch die Baumaßnahmen im Kiga St. Elisabeth und im Gefängniskiga Chumvini gehen wie geplant voran, P. Christian hat alles fest im Griff.

Am Nachmittag habe ich mit den Lehrerinnen 2 Lieder einstudiert, die wir beim Abschiedsabend gemeinsam darbieten wollen. Es macht Spaß mit ihnen zusammen zu arbeiten, ihre rhythmischen Fähigkeiten beim Trommeln sind großartig.
Am Abend selbst gab es nach einem gemeinsamen Essen in der großen Halle des Kiga St. Lioba die üblichen beeindruckenden Tänze und Gesänge der Schülerinnen, der Spaß und die Freude, die sie dabei haben ist offensichtlich. Aber auch unser- unerwarteter- Beitrag wurde lautstark gefeiert.


Freitag, 3.11.2006

Heute vor einer Woche bin ich in Mtwara angekommen und war begeistert, dass wir Strom haben, was sich ja dann leider geändert hat. Heute wurde er schon um 4.00 Uhr morgens angeschaltet, ich bin natürlich aufgestanden, um dies auszunutzen. Es war aber unnötig, denn wir hatten, wie letzten Freitag, den ganzen Tag über "TANESCO", vielleicht gibt es ja doch ein System!? Den letzten Tag in Mtwara habe ich mir immer schon frei gehalten, zum Einen um noch Zeit zu haben, falls noch etwas erledigt werden müsste und zum Anderen, um am Vormittag in die Klasse zu den Schülern zu gehen und ihnen die vielen Fragen, die sie haben zu beantworten. Sie waren nach der schönen Feier gestern Abend immer noch begeistert und es wurde ein lebhaftes Gespräch.

Anschließend fuhr ich mit Benigna in die Stadt, zum erstenmal in dieser Woche, um einige Mitbringsel zu kaufen. Heute am Freitag, dem "Sonntag" der Moslems ist natürlich viel los. Ich kann sagen, dass das Angebot auf dem Markt in den letzten Jahren immer besser geworden ist. Aufgrund der extremen Trockenheit der letzten Monate in ganz Ostafrika sind die Preise aber momentan sehr hoch und viele können es sich nicht leisten auf dem Markt einzukaufen.

Mtwara ist immer noch eine eher heruntergekommene Stadt, die Strassen sind in der Trockenzeit staubig, in der Regenzeit oft unpassierbar, überall fliegt Kleinmüll herum. Die Stadtverwaltung investiert so gut wie nichts in die Infrastruktur, die Leute sind auf sich allein gestellt. Aber bei jedem Besuch entdecke ich Neues, waren es vor einigen Jahren die Taxis, so fallen diesmal die zahlreichen Frisörläden auf, die es im April noch nicht gab. Die schicken Frisuren stehen in krassem Gegensatz zur staubigen und dreckigen Umgebung. Eine Frisur kostet 1000 TShs (ca. 70 Cent), bei Strom vom Generator gibt's 200 Cent Aufschlag.

Heute musste ich unbedingt, erst zum zweitenmal bei dieser Reise im Meer baden. Es hat Badewannentemperatur, aber ich glaube ich sollte mich nicht darüber beschweren, da ich gehört habe, dass es gestern daheim geschneit hat, also wollte ich das noch mal geniessen!
An meinen letzten Abend in Mtwara war es mir ein Bedürfnis zum Abendessen noch mal zu Papa Tupa zu gehen. Es ist erstaunlich welche Essensmengen in der kleinen Küche auf Holzkohle zubereitet werden können, die Auswahl ist mit Kuku (Hähnchen) und Samaki (Fisch) nicht gerade üppig, dafür schmeckt es gut und alles ist frisch zubereitet. Er war sichtlich gut gelaunt und sprühte nur so von "Weisheiten", kein Wunder, denn er kam heute mit guten Nachrichten aus dem Krankenhaus in Nyangao zurück. Paul mit seiner Familie und Felix sind auch noch gekommen, es war ein schöner Abend.




Samstag, 4.11.2006

Gestern Abend habe ich erfahren, dass es normal ist, dass die Stromversorgung ab Freitag funktioniert. Es ist zwar für mich nicht logisch, denn es gibt doch einige Handwerker die auf die Energie angewiesen sind, aber das ist sicherlich eine typisch europäische Sichtweise. Es gibt schlichtweg nicht genug Strom und da am Wochenende weniger verbraucht wird ist für die Haushalte genug da. Die Misere mit dem Strom ist übrigens hausgemacht, denn der große Generator wurde mit falschem Öl gefahren und ist dadurch kaputt gegangen, Ersatzteile sind teuer und müssen aus dem Ausland eingeführt werden. Zudem wartet man hier sehnlichst auf die Gaspipeline, die kurz vor der Fertigstellung steht. Alle Generatoren werden dann auf Gas umgestellt, das man hier in der Umgebung in Msimbati gefunden hat und somit keine Devisen kostet. Wahrscheinlich wird deshalb auch nicht mehr in das bestehende System investiert. An meinem letzten Tag in Mtwara ist es wieder heiß, um 7.30 Uhr hatte es schon 28°C. Das wird bestimmt ein Kälteschock, wenn ich in der Nacht zum Montag in Frankfurt lande! Ich fliege nachher um 13.00 Uhr (bei uns 11.00 Uhr) mit P. Christian nach Daressalaam, wir gehen morgen beide nach Hause, er nach Moshi (Nordtansania) in den Urlaub und ich nach Ujerumani (D) an die Arbeit. Die Reise war diesmal kürzer als sonst und deshalb auch intensiver und vollgepackt, aber es hat sich gelohnt. Die Vorhaben konnten fast optimal erfüllt werden, einige noch ausstehende Fragen werde ich heute mit Christian noch besprechen. Der Aufenthalt in der schönen Umgebung MTC war angenehm, bei der bekannten Gastfreundschaft und der Herzlichkeit von Sr. Berntraud kein Wunder, an dieser Stelle vielen Dank dafür.




Inzwischen bin ich wieder wohlbehalten zuhause angekommen, möchte aber noch einige Zeilen anfügen.
In Daressalaam angekommen sind wir direkt vom Flughafen nach Pugu gefahren, einem Stadtteil am Rande der Hauptstadt. Dort sind vor mehr als 100 Jahren die ersten Missionare der Benediktiner in das Land gekommen und haben ein erstes Zentrum errichtet. Sie wurden 1888 dort von aufständischen Einheimischen ermordet. Dieser Ort ist bereits eine Wallfahrtsstätte für Christen, präsentiert sich aber in einem ziemlich heruntergekommenen Zustand. Pater Klaus drängte darauf, Pugu als Gedenkstätte der Benediktiner auszubauen. Seine Haßfurter Freunde beauftragten mich damit, diesen Platz fotografisch zu dokumentieren, damit ein Plan zur Gestaltung erarbeitet werden kann. Im strömenden Regen Daressalaams war dies meine letzte "Aufgabe".

P. Christian und ich haben uns abends ein Essen in einem Restaurant in der Stadt gegönnt und dabei meinen Besuch abgeschlossen.
Am Sonntag bin ich bereits um 6.00 zum Flughafen gefahren um die Heimreise anzutreten.


Fazit - eine Woche nach der Rückkehr:
Der kurzfristige Besuch war arbeitsintensiv, aber ich bin mit den Ergebnissen sehr zufrieden. Es war ein neues Erlebnis eine Woche lang nahezu ohne Strom auskommen zu müssen, aber auch das kann man überstehen.
Wichtigste Aufgabe war die Ausweitung des Handels mit Cashewnüssen, wir haben, nach Rücksprache mit St. Ottilien, alle Fragen klären können, die erste Tonne von geplanten 6 ist bereits gekauft und auf dem Weg nach Deutschland. Der Lehreraustausch im Rahmen der Schulpartnerschaft ist vorbereitet und wird wie geplant im Juli 2007 stattfinden. Was mich am meisten befriedigt ist der Zustand unserer 8 Kindergärten in der Pfarrei St. Paul. Die notwendige Umstrukturierung trägt ihre Früchte, ich konnte erfreut sehen, dass in allen Einrichtungen eine sehr gute pädagogische Arbeit geleistet wird. Das Ziel der nächsten Zeit wird es sein die durch die Einführung der Elternbeiträge "geschrumpften" Kinderzahlen wieder zu erhöhen, da wir noch freie Plätze haben. P. Christian, inzwischen ein überzeugter Verfechter der Montessoripädagogik, arbeitet zusammen mit dem Personal daran, die Eltern von der Notwendigkeit zu überzeugen ihren Kindern durch die frühe Förderung bessere Startchancen zu gewähren.