School
Africa

Januar 2012

Sonntag, 1.1.

Am späten Vormittag, ich war gerade beim Packen, bekam ich einen Anruf, dass der Techniker, der die Anlage montieren sollte krank geworden ist und nicht mitfliegen kann. Damit waren natürlich alle schönen Pläne verworfen und ich habe mir überlegt meinen Flug auch zu stornieren. Aber nach Rücksprache mit meinen Leuten in Tansania konnte ich das nicht tun, denn alle Arbeiter, die bei der Montage der immerhin 72 Module helfen wollten waren bereits nach Uomboni unterwegs.

Montag, 2.1.

Als ich um 12:30 Uhr Ortszeit (10:30 MEZ) am Kilimanjaro Airport aus dem Flugzeug gestiegen bin war es wie ein Hammer, denn hier hat es 35 °C! Das ist klar, denn hier ist jetzt Hochsommer. Auf jeden Fall scheint das die Hochsaison für das Besteigen des Kilimanjaros zu sein, denn im Flugzeug waren sehr viele Leute aus verschiedenen Ländern. Man erkennt die Bergfreaks daran, dass sie mit dicken Wanderschuhen im engen Flieger sitzen, sicher nicht gerade bequem. Aber als ich den Kilimanjaro sah war mir klar, dass jetzt die Zeit dafür ist. Ich war noch nie vorher zur Jahreswende in TZ und habe den Berg noch nie so frei gesehen. Kein Wunder, dass das die Bergsteiger anlockt.



In Uomboni, das auf ca. 1600 m liegt ist es mit 25 ° angenehm warm. Als ich bei meiner Ankunft in Uomboni mit den Arbeitern gesprochen hatte war klar, dass wir auf jeden Fall mit der Installation anfangen, zumindest die Unterkonstruktion sollte gesetzt werden. „We don't need german technician!“ Ich hatte die Montagepläne dabei, aus ihrer Sicht konnte nichts schief gehen. Am Abend hatten wir in der Pfarrei kein Wasser mehr. Gerade heute, wo insgesamt 10 Leute zu Gast waren war das sehr schwierig. Mit Pfarrer Anicet und dem für die Wasserversorgung Zuständigen waren wir 3 Stunden unterwegs um die verschiedenen Wasserbehälter zu kontrollieren. Das Wasser kommt hier direkt vom Gletscher des Kilimanjaros, es wird in verschiedenen Betonbecken aufgefangen und dann über Verteiler an die Häuser weitergeleitet. Wir mussten mehrere dieser Becken abfahren bis wir ca. 3 km entfernt die Ursache gefunden haben. Kinder (?) hatten in das Rohr einen dicken Ast gesteckt, sodass kein Wasser durchfliessen konnte.



Wir sind um 22:00 Uhr zurückgekommen, nach der „Flugnacht“ bin ich hundemüde ins Bett gefallen.

Dienstag, 3.1. und Mittwoch, 4.1.

Nach der Absage von dem Techniker habe ich nicht im Entferntesten daran geglaubt, dass wir in dieser Woche die Anlage montieren können. Aber bereits bei der Besprechung heute früh wurde deutlich, dass wir nicht nur die Unterkonstruktion bauen werden, sondern wahrscheinlich mehr erreichen können. Wir haben gestern und heute von 7:30 bis abends 18:30 gearbeitet und waren bei Einbruch der Dunkelheit mit den Dacharbeiten fertig. Wir, das waren einige unserer Elektrolehrlinge aus Uomboni und Umgebung (eigentlich sind Ferien), sowie 5 Elektriker, die Erfahrung mit der Installation von PV Anlagen haben. Keiner von denen hat aber jemals eine so große Anlage mit 72 Modulen gebaut. Unser Chef war eindeutig Peter Chale. Ich kenne ihn aus Mtwara, wo er bereits in den 90er Jahren am Montessori Training Center von Sr. Berntraud eine PV Anlage montiert hat. Er hat die technischen Komponenten installiert und auch auf dem Dach sein Können bewiesen, ein sehr guter Mann!



Das Arbeiten mit den Afrikanern ist eine ganz eigene Geschichte. Sicherheitsvorschriften gibt es hier nicht und deshalb gibt es auch nicht viele Vorbereitungen. Alles wurde mit einer langen Leiter auf das Dach geschafft, Gerüste oder Sicherheitsgurte sind unbekannt.



Ich habe darauf gedrängt, wenigstens die Leiter anzubinden und auch auf dem Dach 2 Schienen der Unterkonstruktion anzubringen, falls doch jemand ausrutscht kann er sich wenigstens festhalten.



Für alle war es ein Erlebnis, vor allem für unsere beiden aus Mtwara. Frederick, er war der erste auf dem Dach, hatte vorher noch nie den Kilimanjaro gesehen, sein Fotohandy hat das festgehalten.



Das Blechdach war am Mittag richtig heiß, aber fast alle Arbeiter haben barfuß gearbeitet! Für unsere Verhältnisse unglaublich!



Es würde den Rahmen des Berichts sprengen, wenn man alles erzählen wollte, ich mache es einfach stichpunktartig mit einigen Bildern:





Die Schüler halfen fleißig mit beim Kabel crimpen, beim Schleppen der schweren Batterien,







aber auch auf dem Dach waren sie gute Helfer. Überzeugt haben mich dabei aber die 5 Solartechniker, die genau wussten was zu tun ist. Lediglich bei der komplizierten Verschaltung der 72 Module war eine Rückfrage in Deutschland nötig. Am Mittwoch Abend hatten wir alle Module montiert und die meisten davon waren schon verdrahtet.



Wie gesagt: Niemals im Traum hätte ich daran gedacht, dass wir das schaffen können. Natürlich haben wir zusammen einen netten Abend verbracht, die Schüler bei Softdrinks, die fundis (Arbeiter) haben das (leider warme) Bier nicht verschmäht, alle waren wir rundum zufrieden.



Die Schüler und die fundis haben pro Tag jeweils 10 Stunden gearbeitet, nur unterbrochen durch die wohlverdiente Mittagspause.





Für das Essen, es gab das obligatorische Ugali na mboga (eingedickter Maisbrei mit Gemüse), sorgte die Küchencrew mit ihrer Chefin Mary (rechts)



Es waren 4 arbeitsreiche Tage aber es hat geklappt, die Anlage ist montiert! Das ist umso wertvoller, da der Techniker, der mit mir nach Uomboni reisen wollte mir am Abflugtag wegen Krankheit abgesagt hatte. Ich bin trotzdem geflogen ohne zu wissen wie die Woche verlaufen wird. Geplant war, dass einige Elektriker aus Tansania unter der Anleitung des deutschen Experten die Photovoltaikanlage aufbauen. Mein alter Bekannter Peter Chale aus Mtwara, derfür uns bereits Ende der 90er Jahre eine kleine Anlage am Montessori Training Center installiert hat war als „Chef“ der Afrikaner dabei und sagte spontan.: „No problem, we do this!“ Es verlief auch absolut problemlos, einige telefonische Rückfragen in Deutschland waren nur zur Sicherheit nötig, Peter hat die Fachkenntnisse eine solche Anlage aufzubauen.
Ich könnte wieder viel erzählen und sicherlich würden sich alle Haare eines deutschen Experten sträuben wenn er dabei gewesen wäre: die Arbeiter liefen in Badeschlappen oder gar barfuß auf dem heissen Blechdach der Schule herum, es wurde ohne Sicherung gearbeitet, sie haben mich ausgelacht, als ich wenigstens darauf bestand an der Dachkante eine Schiene zu montieren, falls jemand abrutschen sollte usw. Aber so sind die Arbeitsbedingungen in diesem Land, Sicherheitsstandarts wie bei uns existieren hier nicht.





Am Dienstag begannen wir mit der Montage, die 5 Elektriker arbeiteten mit einigen Schülern sehr fleissig, sodass die Anlage am Donnerstag Nachmittag in Betrieb genommen werden konnte! Ab sofort hat die Pfarrei eine 5 kW Anlage, die sie mit Strom versorgt!