School
Africa

Safari ilikuwa njema (Die Reise war gut)


Donnerstag, 21.3.
Nach einem ermüdenden Nachtflug ohne Schlaf bin ich in Daressalam gelandet. Da hier gerade Regenzeit ist wird man regelrecht erschlagen: 35 Grad bei ca. 90 % Luftfeuchtigkeit ist für den fröstelnden Europäer ein Klimaschock. Zum Glück sahen meine Reisepläne zuerst den Besuch des höher gelegenen Lushoto im Norden Tansania vor, gerade richtig zum Eingewöhnen. Nach 6 Stunden Fahrt auf asphaltierter Strasse wurde ich herzlich empfangen, aber alle bedauerten, dass meine Familie nicht dabei war, v.a. Florian.

Freitag, 22.2.
Gleich morgens bekam ich Berichte über die Bauarbeiten an der Quelle. Nach einem anstrengenden, steilen Aufstieg konnte ich mich überzeugen, dass die von uns finanzierte "Max-Nonnenmacher-Quelle" ordnungsgemäß fertig gestellt worden ist. Diese Quelle sollte die Wasserprobleme des Klosters in Ubiri, in dem sich eine Schule, ein Kindergarten, sowie eine landwirtschaftliche Abteilung befindet, lösen. Die extreme Dürreperiode der letzten Monate - die erste Regenzeit blieb völlig aus - hat nicht nur Ernteschäden hervorgerufen, sondern auch gezeigt, dass die Wasserversorgung immer noch nicht sicher ist. Da auf dem Gelände demnächst auch eine Krankenstation für Kinder errichtet werden soll, musste man weiter nach geeigneten Quellen suchen. Zum Glück wurde man fündig und zwar nicht weit oberhalb des ersten Wassertanks. Dieses Gelände haben wir noch vor dem Mittagessen aufgesucht. Einige Tage vor meiner Ankunft hatte der Bautrupp probeweise Grabungen durchgeführt, wobei sie gleich auf Wasser gestoßen waren. Da noch Material vom ersten Projekt übrig war, und dank der großzügigen Geburtstagsspende von Manfred Amrhein, konnte ich grünes Licht für den Bau geben und nachmittags begannen die Mauerarbeiten am Quelltank. Bei der Besichtigung am Abend war ich erstaunt über den Baufortschritt, denn das gesamte Material muss mühsam an Ort und Stelle getragen werden. Während die Maurer arbeiten, stellt ein anderer Trupp die Bausteine her. Innerhalb einer Woche wird der Tank fertig sein. Das Graben der Wasserleitung (ca. 800 m) durch schwieriges Gelände und die Einleitung in den bestehenden Tank werden dann in Angriff genommen. Der gut arbeitende Bautrupp hofft bereits in 2 - 3 Wochen fertig zu sein.

Eindrücke der Arbeiten


Maurer errichten das 2.Becken
Maurer bei der Arbeit
Ziegelherstellung in Afrika
Ziegelherstellung in Handarbeit
Harte Transportbedingungen
Frauen transportieren mühsam jeden Stein einzeln auf die Anhöhe


Samstag, 23.3.
Vormittags half ich auf der Baustelle mit, bzw. beim Transport des Materials. Nachmittags stand ein Besuch der Missionsstation in Sakarani auf dem Programm, denen wir im Vorjahr bei der Vermarktung der Macadamia-Nüsse geholfen haben. Dabei hatte ich ein richtungsweisendes Erlebnis, denn auf der Fahrt trafen wir den Lehrer der Schule mit seinem kranken 5-jährigen Sohn, der einen starken Malariaanfall hatte. Wir brachten die beiden ins Krankenhaus nach Lushoto, wo es aber keine Medikamente für Kinder gab und außerdem furchtbare Verhältnisse herrschten. Die Kranken lagen vor dem Haus auf dem Boden, überall war Wimmern zu hören - Regierungshospitäler sind so! Also packten wir die Zwei wieder ins Auto und fuhren nach Soni ins Krankenhaus der Mission, das zwar auch voll war, wo man das Kind, das inzwischen sehr schwach war, aber aufnahm und versorgte. Der anschließende Besuch in Sakarani war etwas getrübt, aber herzlich. Bei der Rückkehr wurde ich überraschenderweise vom Bischoff der Diözese erwartet. Er war extra hergekommen, um durch mich allen Spendern zu danken, für das, was durch uns bisher erreicht wurde. Bei einem gemeinsamen Abendessen und einem langen Gespräch mit ihm und Sr. Gaspara, der Leiterin des Klosters, erfuhr ich von den Plänen, auf dem Gelände der Schwestern eine Krankenstation zu bauen.

Der Bischoff von Tanga und Schwester Gaspara
Für das von der Regierung und der Kirche genehmigte Projekt liegt bereits eine Zusage für die Ausstattung (Röntgenapparat, Betten, etc.) vor, lediglich die Baufinanzierung ist nicht gesichert.

Sonntag, 24.3.
Zum ersten Mal erlebte ich eine Palmprozession mit richtigen Palmen, es war beeindruckend, mit welcher Lebendigkeit die Afrikaner dies gestalten, der Bischoff selbst war geblieben, um die Messe zu lesen. Nach dem Essen haben wir die verschiedenen Entwürfe der Krankenstation diskutiert. Da zum Einen schnell gehandelt werden muss, zum Anderen aber die Finanzierung nicht geklärt ist, wird zuerst lediglich eine ambulante Station zur Behandlung von Kindern gebaut, die nach und nach erweitert werden soll. Ich werde versuchen im Rahmen unserer Möglichkeiten unseren Teil der Finanzierung beizutragen, auf alle Fälle werde ich die Pläne mit nach Deutschland nehmen, wo sie von dem Architekten, der die Entwürfe gemacht hat, realisiert werden. Bei der anschließenden Abrechnung der Max-Nonnenmacher-Quelle konnte ich feststellen, dass alle überwiesenen Spenden ordnungsgemäß verwendet worden sind.

Montag, 25.3.
Gleich um 8.00 Uhr besuchte ich die angehenden Erzieherinnen in ihren Klassen. Da ich in einer ähnlichen Schule unterrichte und unsere Kindergartensituation bestens kenne, konnte ich die vielen interessierten Fragen beantworten.


Erzieherinnen in der Ausbildung


Anschließend ein letzter Besuch auf der Baustelle und dann fuhren wir zurück nach Daressalam, da ich morgen früh in den Süden nach Mtwara weiterfliegen werde.

Dienstag, 26.3.
In Daressalam war es furchtbar heiß, habe schlecht geschlafen. Morgens um 6.00 Uhr hat es immer noch 30 Grad. Der Flug nach Mtwara ist schon Routine, aber ich hatte einen herzlichen Empfang, sowohl von Pater Klaus, Sr. Berntraud u. v. a. von den Lehrerinnen des Montessori Training Centers, die in wahre Begeisterungsstürme ausgebrochen sind. Das ist wirklich schön.
Ich wohne ganz alleine am Meer, im selben Haus, in dem Anneliese und ich bei unserer Hochzeitsreise 1984 waren. Pater Klaus und ich haben im Prinzip den ganzen Nachmittag über unsere Arbeit gesprochen und die nächsten Tage geplant. Aber die zeit für ein Bad im Meer haben wir uns natürlich gegönnt, obwohl das Wasser fast Badewannentemperatur hat. Auch im Zimmer ist es heiß, alleine beim Schreiben dieser Zeilen bin ich tropfnass geschwitzt, die Nächte werden sicherlich furchtbar, aber ich wollte es ja so.

Mittwoch, 27.3.
Das war ein anstrengender Tag, nein, ich beschwere mich ab sofort nicht mehr über die Hitze, nachdem ich per E-mail erfahren habe, dass daheim Minusgrade herrschen! Wir haben heute bis zum Nachmittag 4 Kindergärten inspiziert. Wir, das waren Pater Klaus, Loyce Christopher und ich. Dazu muss ich etwas erklären:
In diesem Jahr wurde das Kindergartenwesen in der Pfarrei neu strukturiert, mit dem Ziel die Pfarrgemeinde und die Eltern stärker einzubinden und eine schrittweise Verselbstständigung einzuleiten. Dies wurde zum neuen Kindergartenjahr im Januar begonnen. Es wurden für die 8 Kindergärten 32 Erzieherinnen eingestellt, die im Montessori Training Centre von Sr. Berntraud ausgebildet worden sind.
Gleichzeitig wurden sogenannte Kindergartenvereine ins Leben gerufen, in denen Eltern die Verantwortung für die Arbeit rund um die Kindergärten übernehmen. Sie sorgen dafür, dass die Kinder kommen, dass der Elternbeitrag von 3500 TShs (ca. 5 Euro/Jahr) gezahlt, bzw. erarbeitet wird, dass abgesprochene Lehrpläne eingehalten werden, dass die Gebäude in Schuss gehalten werden, usw. Gleichzeitig wurde mit Loyce Christopher eine junge und engagierte Erzieherin zur "Obererzieherin" ernannt, deren Aufgabe es ist, die Arbeit des Personals zu kontrollieren, Fortbildungen durchzuführen, usw.
Loyce, die Leiterin des Kindergartens und Pater Klaus
Diese erste Besichtigungstour seit Inkrafttretens des neuen Systems wurde von Pater Klaus bewusst erst jetzt durchgeführt, damit ich zum Einen entsprechende fachliche Tipps geben kann und damit das Personal auch sieht, dass wir dieses System gemeinsam vertreten. Sie dient auch einer Bestandsaufnahme der Kinderzahlen. Natürlich läuft noch nicht alles rund, aber alle Beteiligten konnten deutlich bestehende Mängel ansprechen und Lösungsansätze finden. Die Strukturen sind für hiesige Verhältnisse "revolutionär", sollen aber langfristig die Eigenverantwortlichkeit der Afrikaner stärken, damit sie dieses System selbst tragen können. Die Anfänge sind vielversprechend. Morgen Vormittag haben wir eine Besprechung mit allen Erzieherinnen. Viel Lob haben wir erfahren, als wir den Brunnen besichtigten (s. Projekte). Die Anwohner haben eine Selbstverwaltung eingerichtet! Ein Eimer kostet 5 TShs (ca. 0,006 ), was sich jeder leisten kann, denn wenn sie 1 Orange verkaufen bekommen sie bereits 10 TShs! Dieses Geld wird auf ein Konto eingezahlt, mit dem etwaige Reparaturen beglichen werden können.
Nach dieser Anstrengung habe ich mir ein Bad im Indischen Ozean verdient!

Donnerstag, 28.3.
Die allererste "Personalversammlung" in der Geschichte der Kindergärten der Pfarrei war für die Erzieherinnen sichtlich ungewohnt, sie wussten zu Beginn nicht was sie davon halten sollten, durch die regen Wortmeldungen dauerte sie aber den gesamten Vormittag.

Das Erzieherinnentreffen im Bild

Unter der Leitung des gesamten Vorstandes des Pfarrgemeinderates wurde das System vorgestellt und dabei auch auf die Hilfe aus Deutschland hingewiesen. Der Aufforderung ihre Meinung kundzutun kamen die Erzieherinnen dann selbstbewusst nach. Hauptpunkt waren die niedrigen Löhne, Mängel an Bauten und die Schwierigkeiten der weiten Anreisewege. Wie auch bei uns dreht sich alles ums Geld. Natürlich sind 20.000 TShs/Monat zu wenig (ca. 25 ), aber wie konnten verdeutlichen, dass das neue System erst greifen muss, bevor evtl. höhere Löhne gezahlt werden können. Dabei haben wir natürlich keine Versprechungen abgegeben, denn es sollen, sowohl das Personal, als auch die Eltern (Kindergartenvereine) und die Pfarrgemeinde selbstständig nach Lösungen such, z.B. Kinder aufzunehmen und für regelmäßige Beitragszahlungen zu sorgen, dann wird man klarer sehen. Dies wurde letztendlich verstanden und weitere Diskussionen auf ein nächstes Treffen vertagt. Anschließend wurden die Monatslöhne ausbezahlt. Diese Personalversammlungen sollen regelmäßig stattfinden, um die Verantwortung aller zu stärken. Mit dem Komitee wurde für Ostermontag eine entsprechende Versammlung der Mitglieder des Kindergartenvereins beschlossen.

Karfreitag, 29.3.
Heute Vormittag hatte ich endlich einmal Zeit für ein ausführliches Gespräch mit Sr. Berntraud, die ja ein wichtiger Bezugspunkt unserer Kinderhilfe Tansania ist. In ihrem Mon-tessori Training Centre (MTC) werden junge Mädchen zu Erzieherinnen ausgebildet, die dann in die Kindergärten hinaus gehen. Abgesehen von einer persönlichen Freundschaft verbindet mich viel mit ihr. Wichtig für beide ist der fachliche Austausch.

Sr.Berntraut im Spiegelbild. Man beachte auch die afrikanischen Preise

In der Berufsfachschule für Kinderpflege, in der ich unterrichte, laufen immer wieder Aktivitäten zu Gunsten des MTC. Unser Religionslehrer Theo Schwager sammelt unermüdlich Flaschen im Schulhaus, wodurch er jährlich ca. 1000 erlöst (!), unsere Chorschülerinnen verkaufen bei Veranstaltungen Buttons, meine Klasse FK 11 C hat in der Fußgängerzone in Aschaffenburg gesungen, u. v. m. So kommt mit der Zeit eine ganze Menge an Geldern zusammen, die in die Ausbildung hier fließen. In einem langen Gespräch konnten wir erfolgreich Bilanz ziehen und auch einen aktuellen Bedarf ermitteln. Wichtig ist aber immer wieder die Rückmeldung, dass die Gelder zweckbestimmt und bedarfsgerecht verwendet worden sind, was ich im Sinne unserer Spender für wichtig halte. Da für die Patres und Schwestern heute der liturgische Teil von Ostern beginnt, habe ich zum ersten Mal Zeit für ein bisschen Erholung. Ich war in der letzten Woche jeden Tag von morgens 6.00 Uhr an bis abends unterwegs, so dass mir diese Tage gut tun werden, am Ostermontag geht es dann mit dem nächsten Treffen schon wieder weiter.
Um mich herum herrscht hier eine völlig unnormale Hektik, Hunderte von Arbeitern schaffen an Strassen und Wegrändern, vormals riesige Krater wurden quasi über Nacht planiert, denn am 3. April kommt der Präsident Mr. Mkapa hierher, um eine neue Bildungsstätte einzuweihen. Er wird in meiner unmittelbaren Nachbarschaft wohnen, ich bin mal gespannt! Gerade geht ein weiterer tropischer Regenguss herunter, der aber keineswegs Abkühlung bringt, sondern das Treibhausklima weiter verschärft. Da hilft später nur ein Bad im Indischen Ozean, eine der schönen Seiten der Tropen.

Ostern 2002
Ich habe die Zeit genutzt, um ein wenig auszuspannen beim Baden und Lesen, sowie beim Musizieren mit Pater Klaus, der auch Klarinette und Saxofon spielt. Beeindruckend waren aber die Gottesdienste. Diese Lebendigkeit beim Singen, Tanzen und Trommeln ist ansteckend und kann eigentlich nur nachvollzogen werden, wenn man es erlebt hat. Überrascht bin ich über die hohe Zahl an Jugendlichen in den Gottesdiensten. Auch hier verfallen die traditionellen Werte und es wird nach Sinn und Gemeinschaft gesucht. Ganz deutlich kam dies bei der Erwachsenentaufe in der Osternacht zum Ausdruck. Mehr als 20 Jugendliche und Erwachsene wurden getauft und die Aufnahme in die Gemeinschaft war überwältigend. Nach dem Gottesdienst wurden Freudengesänge und - tänze für die Neugetauften fast ekstatisch durchgeführt. Von den vereinzelten, lautstarken Störversuchen von, teils betrunkenen "halbstarken" Moslems ließ man sich nicht abbringen, dieses Fest gehörig zu feiern. Es gibt hier schon teilweise leichte Spannungen, die von fundamentalistisch orientierten Islamiten provoziert werden, aber insgesamt wird die Arbeit der Kirchengemeinde anerkannt.

Ostermontag, 1.4.
Zunächst stand der Gottesdienst auf dem Programm, bei dem 28 Kinder getauft wurden. Auch dies unterscheidet sich zu unseren Taufen dadurch, dass die gesamte Gemeinde teilnimmt und es nicht nur eine Feier des engsten Familienkreises ist.

Österliche Tauffeier Österliche Tauffeier
Danach ging die "Arbeit" weiter bei unserer Sitzung mit den Vertretern der einzelnen Elternbeiräte, sowie der Führung des Pfarrgemeinderates, der für die gesamte Verwaltung zuständig ist. Diese, von den Eltern in den einzelnen Kindergärten gewählten Vertreter haben mehrere Aufgaben:
  • Sie sorgen dafür, dass möglichst viele Kinder die Kindergärten besuchen,
  • sie überwachen die Zahlung der Elternbeiträge,
  • sie kontrollieren den Zustand der Gebäude,
  • und sie vertreten die Interessen der Eltern im Pfarrgemeinderat

Elternbeiräte... ...bei der Arbeit
Mit einer von Pater Klaus und mir aufgestellten Kostenaufstellung wurde erstmals eine systematische Bedarfsanalyse erstellt, an der wir weitere Vorgehensweise orientieren können. Das "Kamita" zeigte sich zunächst besorgt darüber, dass sie möglicherweise die anspruchsvollen Erwartungen nur schwer erfüllen könnte. Nachdem wir aber zugesagt haben das erste Startkapital zur Verfügung stellen zu können, kamen konstruktive Vorschläge der weiteren Gestaltung der Kindergartenarbeit. Wichtig ist, dass sie sich der einmaligen Chance bewusst sind, hier mit unserer Hilfe etwas Langfristiges aufbauen zu können. Ich vermittelte ausdrücklich, dass wir nur für die ersten Jahre Unterstützung geben werden, das System sollte sich von alleine tragen. Dazu werden zunächst grundlegende Investitionen getätigt und ein Fonds angespart, der mit den hier guten Zinsen genügend Ertrag abwerfen sollte, damit später eine konstruktive Arbeit selbstständig möglich wird.

Zur Zeit regnet es hier sehr stark, was ja eigentlich gut ist, aber die Straßen leiden doch erheblich darunter. Dies ist hauptsächlich für LKWs ein Problem und damit auch für die Wirtschaft des Landes. Zwischen Dezember und Mai ist keine sichere Landverbindung zur Hauptstadt möglich und auch innerhalb der Städte geht es nur mit Land Rovers voran. Kurze Tropenregen verwandeln die Strassen in Bäche, die alles ausschwemmen oder tiefe Löcher reißen. Die Kleidung ist ständig feucht, was natürlich auch die Vorratshaltung in den Häusern fast unmöglich macht, es fängt alles an zu schimmeln und zu vermodern. Wer in einem Haus mit einem Blechdach wohnt hat es gut, denn die Grasdächer sind bald durchgeweicht und das Wasser löst die Lehmwände auf. Verwunderlich ist nur, wie die Leute trotzdem mit sauberen Kleidern kommen können, wenn Festtage sind.
Chumvini Diese Mutter hat gut zu tun

Dienstag, 2.4.
Wir haben heute den Kindergarten in Lilungu besichtigt. Er liegt mitten in einem geschlossenen Gefängnisbereich, in dem Schwerverbrecher eingesperrt sind. Der Kindergarten ist ein Dreckloch, bei dem das Dach defekt und die Decke kaputt ist, keine Insektengitter an den Fenstern sind, die Türen nicht schließen, also unmögliche Zustände. Wir hatten die Gäste der Kolpingjugend aus Röllfeld dabei, die sich sofort bereit erklärten einen Teil der Kosten zu übernehmen. Der Vertreter des Elternbeirates hat versprochen umgehend mit den Arbeiten zu beginnen, damit bereits am Ende der momentanen Ferien wenigstens die Erzieherinnen ihre Materialien sicher lagern können.

Mittwoch, 3.4.
Heute haben wir den Arbeitsteil der Reise mit dem Besuch der letzten beiden Kindergärten Chumvini und Mtawanya abgeschlossen und ich möchte in den nächsten Berichten auch etwas über Land und Leute berichten. Es ist natürlich schwer in wenigen Worten oder Bildern die Eindrücke zu schildern, da dies hier eine total andere Welt ist. An der Misere Afrikas sind die Einwohner nur zum Teil selbst schuld, da sie in einer schwierigen Klimazone leben und in der Regel keine ausreichenden Exportmöglichkeiten haben, um finanziell mithalten zu können.

Die große Hitze und auch die heftige Regenzeit bringen sehr oft Ernteausfälle mit sich und v.a. für Kinder oft tödliche Krankheiten wie die Malaria. Auch Aids bekommt man nicht in den Griff, wobei ich bezweifle, ob die Pharmaindustrie überhaupt ausreichendes Interesse zeigt entsprechende Mittel zu entwickeln, da hier kein Geld zu verdienen ist.

Das Bild vom "faulen" Afrikaner kann aber nicht stimmen, da es viele gibt, die eifrig daran arbeiten die Zustände zu verbessern, wie wir in den Kindergartenvereinen vor Ort sehen. Schon Kinder entwickeln eine beachtliche Kreativität wenn sie eigenes Spielzeug herstellen.

Kinder sind überall zauberhaft Selbstgebasteltes Spielzeug
Was fehlt sind das entsprechende "know how" und das notwendige Startkapital. Öffentliche Entwicklungshilfe redet immer von großen Programmen, während private Organisationen wie wir zusammen mit engagierten Helfern im Land doch recht beachtliche Verbesserungen erreichen. Wichtig ist es aber, dass das Motto "Hilfe zur Selbsthilfe" ernst genommen wird. Da es nur beschränkt die Möglichkeit gibt Geld zu verdienen, sind die Wohnbedingungen oft nur unzureichend. Lehmhütten unter Grasdächern werden in der Regenzeit arg in Mitleidenschaft gezogen, in den dunklen Hütten gibt es mangels Anschluss meistens keinen Strom, gekocht wird, oft in der Hütte, mit Holz.
Uns unvorstellbare Kochstelle

Trinkwasser ist für viele nur in Wasserlöchern zu schöpfen, das oft verseucht ist, obwohl Brunnen gar nicht aufwändig und teuer herzustellen wären.

Selbst schuld sind die Menschen hier in Tansania aber daran, wenn sie unter Mangelernährung leiden, denn jeder kann entsprechend anpflanzen, bzw. vorsorgen, wie z.B. Muscheln suchen oder Früchte ernten. Vereinfacht könnte man auch sagen, dass jeder, der fleißig ist sein Geld verdienen kann, indem er produziert und arbeitet.
Menschen bei der Maisernte abgesoffener Lkw

Auch an den katastrophalen Straßenverhältnissen besteht eine Eigenschuld. Es ist zwar Aufgabe der Stadtverwaltung diese herzurichten, aber da sich keiner beschwert geschieht auch nichts. Dass man es könnte, hat man hier gerade bewiesen, in den Tagen bevor der Präsident kam wurde hektisch gearbeitet. Man bräuchte an den Straßen nur rechtzeitig Wassergräben zu ziehen, in der Regenzeit ist es zu spät. "Abgesoffene" Lastwägen, kaputte Autos, dreckige Kleider, dies käme dann alles nicht mehr so häufig vor.

Donnerstag, 4.4.
Heute in aller Herrgottsfrühe kam die erste Katastrophenmeldung wegen des Regens. Das Häuschen von January, dem Nachtwächter des MTC, das erst im vorigen September fertig geworden ist, hat sich wegen des immer nässer werdenden Bodens vorne abgesenkt und droht einzustürzen.
Schadensbegutachtung

January hat mit seiner Familie eine Notaufnahme für die ersten Nächte bei Sr. Berntraud gefunden. Wir haben den Zimmermann bestellt, der das Haus abstützt und weiteres veranlassen soll. Vielleicht kommt die manchmal wie lethargisch wirkende Einstellung der Menschen hier auch von diesen Bedingungen, immer wieder werden sie von zu starkem Regen oder zu großer Dürre heimgesucht. Hakuna shita - kein Problem.

von wegen `trockenen Fußes Für moderne PKW unbefahrbar

Etwas muss ich heute auch über die Freundlichkeit der Menschen hier schreiben, die einen sehr respektvollen Umgang miteinander pflegen. Es gibt ein richtiges Begrüßungsritual, das man einhalten sollte, da sonst der Andere verprellt wird. Man wird gegrüßt, grüßt zurück, fragt sich wie es geht und wünscht alles Gute. Kommt man zu Jemandem zu Besuch sagt man noch seinen Namen dazu und wünscht Glück. Dieses Ritual ist für uns oft nervig, da man es auch im Vorübergehen anwendet, aber die Gepflogenheiten verlangen es. Ältere Leute werden ehrergiebig gegrüßt und respektiert, das Alter gilt als Wert an sich. Die Kinder sind verpflichtet den Alten zu helfen. Blinde werden von ihnen geführt, Gebrechliche gestützt, dies erscheint selbstverständlich.

Wie bei uns werden auch hier die kleinen Kinder verhätschelt, mit Stolz zeigt man sich damit und lässt sich dabei sogar bereitwillig fotografieren, was man sonst nicht so gerne hat.
Das soziale Leben funktioniert also hier noch im Großen und Ganzen, der Zusammenhalt und die Zusammenarbeit der Familie ist auch überlebensnotwendig.

Mein Sprachkurs in Kisuaheli hat sich insgesamt bezahlt gemacht, ich verstehe sehr viel, das fließende Sprechen ist noch sehr holprig. Eine Besonderheit des Landes bringt mich aber immer wieder ins Schwitzen und die Afrikaner zum Lachen: die Uhrzeiten. In Tansania beginnt der Tag mit dem Sonnenaufgang um 6.00 Uhr, für die Einheimischen ist das die Stunde Null. So geht es weiter: 7.00 Uhr ist Eins (moja), 10.00 Uhr ist Vier (nne), 18.00 Uhr ist Zwölf (kumi na mbili) usw. Alle Einheimischen benutzen diese Zeitangaben, sogar wenn sie Englisch sprechen. Dies erfordert ständiges Umdenken und bis man das gemacht hat, kann man dem Anderen, der natürlich weiter spricht nicht mehr folgen.
Ein wichtiger Faktor im Leben der Menschen ist die Musik. Zu allen festlichen Gelegenheiten wird getrommelt und getanzt, auch feierliche Momente im Gottesdienst werden urplötzlich mit fast ekstatischen Tanzeinlagen gefeiert. Trommeln spielen als typisch afrikanische Instrumente dabei die Hauptrolle. Für mich ergab sich dabei die einmalige Gelegenheit dreimal mitzuspielen, wobei Rockmusik auch zu den Favoriten der Tansanianer gehört, es war ein absolut überwältigendes Erlebnis.
Trommeln, die Instrumente Afrikas schlechthin  Werner in Deutschland bei:www.mothershouseband.de

Freitag, 5.4.
Vor der Küste Afrikas braut sich ein Hurrikan zusammen, wahrscheinlich haben wir deshalb schon wieder so heftige Regenfälle. Hier regnet es seit 5 Tagen ununterbrochen, dennoch ist es warm und das Wasser im Meer hat Badetemperaturen. Für die Einheimischen ist es aber schwierig. In ihren kleinen dunklen Häusern haben sie kaum Möglichkeiten zusammen zu sitzen, also müssen sie raus und drängen sich unter dem Vordach zusammen. Die Kinder spielen, wie überall, gerne im Schlamm und auf den Straßen, die teilweise wie kleine Bäche aussehen. Nichts wird mehr trocken. Das Papier, das ich dabei habe ist immer feucht. Kleider sind klamm und fangen an zu modern, die Lehmwände an den Hütten lösen sich auf, hier freuen sich alle auf das Ende der Regenzeit, das dann aber Wassermangel bringt, ein dauernder Teufelskreis. Die am meisten benutzten Transportmittel hier sind der Kopf und das Fahrrad. Die Leute müssen weite Wege gehen, bzw. fahren. Wer hier die Straßen gesehen hat, der weiß wie mühsam das ist. Während z.B. Wasser meist mit Eimern auf dem Kopf getragen wird, ist das Fahrrad für alles da. Angefangen von Ziegen in großen Körben, über mehrere Sack Holzkohle bis zu ganzen Betten und Schränken, alles wird über weite Strecken so transportiert. Vor allem in der Dämmerung ist das sehr gefährlich, da fast kein Rad Licht hat, aber das haben auch nicht alle Autos, sogar Polizeiautos sind manchmal nicht, oder nur halb beleuchtet. Wenn man noch die halsbrecherischen Busfahrer mit einbezieht, dann ist es verwunderlich, dass nicht mehr passiert. Trotzdem ist Fahrrad fahren sehr anstrengend, meistens aber die einzige Möglichkeit, um in die Stadt auf den Markt zu kommen. Der Abflug nach Daressalam, normalerweise eine langweilige, nicht erwähnenswerte Sache brachte uns heute zum Schwitzen. Mitten in der Beschleunigung auf der Startbahn kracht es plötzlich und links unter mir schießt eine Flamme aus dem Triebwerk. Der Pilot machte sofort eine Vollbremsung, die Leute schrieen, die Maschine kam gerade noch zum Stehen. Die Feuerwehr war schon ausgerückt, es war sehr dramatisch. Die Inspektion der Turbine ergab, dass ein Vogel hinein geraten war, man holte ein verkohltes "Etwas" heraus. Bei der augenscheinlichen Überprüfung stellte sich heraus, dass nichts defekt war, also ging es nach fast 2 Stunden weiter. Beim erneuten Start war es aber mucksmäuschenstill in der Maschine. Marcus, mein amerikanischer Nachbar nannte die Situation "bird experience", für ihn stellen wir die Bilder ins Internet, damit er es in Amerika sehen kann.
Stadt unter Wasser Ging doch noch, das Triebwerk


In Daressalam selbst haben die Regenfälle ein Chaos ausgelöst, wie man von oben sieht, stehen ganze Stadtviertel unter Wasser. Das Ende meiner "Arbeitsreise" nach Tansania brachte also noch einmal Aufregung, ich hoffe, dass morgen der Flug nach Frankfurt ohne solche Probleme verläuft. Ein Fazit kann ich jetzt noch nicht ziehen, dazu war das Programm zu dicht gedrängt und es muss zu Hause noch einiges nachbereitet werden. Aber die Perspektive, die wir uns erarbeitet haben ist gut, wir können optimistisch in die Zukunft schauen.


Frau beim Wäschewaschen

Kwaheri ya Ujerumani

(Auf Wiedersehen in Deutschland)

Sonntag, 7.4.
Nachdem ich gestern Nacht gut erhalten zurückgekommen bin, möchte ich all denen danken, die sich für meine Reise und damit für unsere Arbeit interessieren. Glaubt mir, es ist es wert. Jetzt gilt es genügend Dauerspender für unsere Patenschaft zu finden, die mit großen oder kleinen Summen helfen das Kindergartenwesen in Gang zu bringen. Asante sana - Vielen Dank Zum Schluss noch ein überwältigender letzter Gruß aus Tansania, der Kilimandscharo.
Ein Wahrzeichen Afrikas


(Anmerkung des Webmasters: Pater Klaus hat Werner und auch allen Förderern und Spendern eine Mail geschickt, in der er sich für die Unterstützung bedankt. Ich habe sie im Wortlaut beim "Aktuellen" angefügt. 07.07.02)