School
Africa

Pfingsten 2007


Freitag, Samstag 25./26.5.

Der Flug verlief ohne Zwischenfälle, wir sind am Nachmittag gut, aber ziemlich müde in Tansania angekommen. Der kleine Stadtbummel in Daressalam mit Abendessen lief unter "Zeitdruck" ab, denn wir als "Clubfans" mussten dringend das Pokalendspiel anschauen! Zum Glück gibt es einen amerikanischen Sender, der das Match übertragen hat. Die Spannung war so groß, dass wir, bis auf unseren "Bayern-Fan" Simon, trotz unserer Müdigkeit bis zum Ende der Verlängerung durchgehalten haben, was sich durch den Sieg natürlich rentiert hat!




Sonntag, 26.5.

Nach dem erfolgreichen Beginn der Fahrt ging es heute sehr früh mit einer Propellermaschine von Precision Air weiter in den Süden nach Mtwara, wo uns Sr. Berntraud vom Flughafen abholte und wir bereits zum Mittagessen im Montessori Training Center (MTC) erwartet wurden. Am Nachmittag konnten wir uns dann aber ausruhen, aber auch im Indischen Ozean baden. Außentemperaturen von ca. 30�, der menschenleere Strand und das Wasser mit sehr angenehmen ca. 20� ließen uns die Strapazen des Fluges sofort vergessen.






Montag, 28.5.

Zunächst ein kurzer Nachtrag zu gestern: Auch diese Fahrt scheint schon von Beginn an unter einem guten Stern zu stehen, denn auf dem Flug von Daressalam nach Mtwara hatte ich das Glück neben dem Engländer Jim Ackers zu sitzen. Er ist "Chief" eines neuen Projekts von unicef, des Kinderhilfswerks der UNO. Dabei geht es um die Entwicklung von "basic education" mit einem besonderen Schwerpunkt der Vorschulbildung. Unter den 5 Regionen, die in Zusammenarbeit mit der Regierung von Tansania gefördert werden sollen ist auch die Stadt Mtwara. Seine Aufgabe ist es nichtstaatliche Einrichtungen im Bereich der Elementarbildung in das Programm miteinzubeziehen. Er war sehr angetan von unseren Aktivitäten in diesem Bereich und bat zu einem Treffen im Laufe der Woche. Dies soll morgen in Mikindani stattfinden. Nach der Landung konnte ich ihn auch mit Sr. Berntraud bekannt machen, auch hier wurde sofort ein Besuch vereinbart. Es begann also sehr vielversprechend!
Am Montag früh traf ich mich mit Benigna, eine der Lehrkräfte, die uns im Juli besuchen wird, um erste Absprachen zu treffen. Sie haben sich schon intensiv auf den Lehreraustausch vorbereitet. In den nächsten Tagen werden weitere Treffen folgen. Anschließend besuchten wir Pater Christian, um das Programm der Woche abzusprechen. Dieses Treffen fand in der Pfarrei statt, sodass wir gleich die Gelegenheit nutzen und den dortigen Kindergarten Majengo besuchen konnten.



Nach dem Essen im Pfarrhaus ging es zurück zu unserer Unterkunft am Meer, die Flut ist in dieser Woche zeitlich günstig, also war Baden angesagt. Sr. Berntraud ist heute zu Außenstellen der Schwestern gefahren, so trafen wir uns am späten Nachmittag und Abend mit den verschiedenen Partnern unserer Projekte bei Papa Tuba: Chris (Kindergärten St. Paul), Silvanus (Aquinas Secondary School) Philbert (zukünftiger Pfarrer in St. Paul) und Nixon (Kaplan in Shangani West). Es war eine nette Runde, in der viele inhaltliche Punkte geklärt worden sind.




Dienstag, 29.5.

Heute begann unser Tag für unsere heimischen Verhältnisse sehr früh: Um 7.30 Uhr war Aufstehen angesagt, denn wir hatten heute morgen etwas vor. Es gab erst mal Frühstück von unserem Dorfältesten Werner, Eier mit Speck.
Danach haben wir uns mit Silvanus in Shangani West getroffen, der noch nicht ganz fertig war. Diese Gelegenheit nutzten wir und besuchten den dortigen Kindergarten, wo alle Gruppen vor dem Gebäude in einem großen Kreis tanzten.



Dann ging es los zur Aquinas Secondary School. Wir führten erst ein Gespräch mit dem Schulleiter, bevor die Schüler zu einem Appell im Schulhof antraten.



Der Appell war für uns sehr ungewöhnlich, in Deutschland wäre eine derartige Disziplin in den meisten Schulen sehr schwer zu Erreichen.
Wir übergaben ihnen Fußbälle und komplette Trikotsätze für ihre Fußballmannschaft. Der folgende Besuch in den einzelnen Klassen verlief relativ still, da vor allem die jüngeren Schüler etwas schüchtern waren und wir auch kaum Fragen hatten. Nur in den höheren Klassen wurde es etwas offener.
Nach einem kurzen Besuch auf der Baustelle des zukünftigen Schulgeländes wollten wir bei der Heimfahrt noch Obst kaufen. An einem kleinen Stand am Straßenrand kauften wir Orangen und Bananen. Dabei fiel auf, dass das Obst sehr billig war. Für 11 Orangen zahlten wir nur 500Tsh (~0,30�). An einem weiteren Stand wollten wir eine Ananas kaufen. Michi hat diesen Stand fotografiert, worauf der Verkäufer (der auf dem Bild gar nicht zu Sehen ist) entzürnt eine Orange nach ihm warf (die ihr Ziel aber verfehlte). Deshalb kauften wir dort nichts, das Foto gibt es aber immer noch:



Daheim verbrachten wir die Zeit erst einmal mit Essen, Baden und Karten spielen.
Nachmittags waren wir im Nachbarort Mikindani, wo wir erst alte Gebäude aus der Kolonialzeit aus dem Auto heraus besichtigten und von unserem Dorfältesten einiges über die Geschichte erzählt bekamen. Wir sahen zum Beispiel den alten Sklavenmarkt, ein Fort und das Sir-Stanley-Livingstone-Haus. Um diese Gebäude kümmert sich allerdings keiner, weshalb sie größtenteils ziemlich verfallen sind. Das einzige renovierte Gebäude ist die "Old Boma", ein altes Kolonialhaus, das zu einem Hotel umfunktioniert wurde. Dort tranken wir etwas und danach gingen wir ins "Ten Degrees South", wo wir zu Abend aßen und Werner aufschlussreiche Gespräche mit Jim Ackers (unicef) führte.
Auf der Heimfahrt waren wir noch kurz bei Christian um die morgige Tagesplanung festzulegen.
Michi & Frank



Anmerkungen vom "Dorfältesten" Werner:
Ich habe heute früh zwischen Frühstück und Besuch in der Secondary school das MTC besucht und mir die Mathematiklehrmaterialien angeschaut, die Benigna und Sophia hergestellt haben. Sie nehmen sie mit nach Deutschland und werden damit in unserer Schule unterrichten. Sie sind soweit fertig, sodass wir einen Teil davon bereits mitnehmen können. Am Abend hatte ich das erwähnte Gespräch mit dem unicef-Vertreter Jim Ackers. Er wird am Donnerstag mit einer Regierungsdelegation einen unserer Kindergärten besuchen. Ich bin sicher, dass sie sehr beeindruckt sein werden, denn die staatlichen preprimary schools (Vorschulen) sind hoffnungslos überfüllt und werden zudem von mangelhaft ausgebildetem Personal geleitet. Ich bin mal gespannt welchen Eindruck die hochrangige Delegation haben wird.


Mittwoch, 30.5.

Der Tag begann außergewöhnlich für diese Jahreszeit, es regnete in Strömen.
Den dann aber trockenen Vormittag widmeten wir ausschließlich dem Besuch von Kindergärten.
Zuerst fuhren wir zum Kindergarten St. Elisabeth, dem Ersten der von der Kinderhilfe Tansania finanziert wurde. Wie üblich wurden wir freudig von den Kindern mit Liedern begrüßt. Die Wohnung, die auf dem Kindergartengelände gebaut wurde ist seit Februar fertig. Darin wohnen der Nachtwächter mit Frau und Kind und die Leiterin des Kindergartens Friedhilde mit ihrer Tochter. Dieses Häuschen ist zum einen eine feste Unterkunft für die Mitarbeiter und außerdem ein Schutz vor Dieben. Da immer jemand auf dem Gelände anwesend ist, wird ein teurer Sicherheitsdienst überflüssig gemacht. Während unseres Besuches bekamen die Kinder ihre tägliche warme Mahlzeit, den Udi. Auch wir probierten diesen Maisbrei, man kann den Geschmack entfernt vergleichen mit unserem Grießbrei.



Weiter ging es nach Likonde, wo vor allem die gesanglichen Fähigkeiten der Kinder auffielen. Sie sangen uns fünf Lieder zur Begrüßung, einen Teil davon in englischer Sprache.
Das lockte auch andere Kinder aus der Umgebung an, die diesen Kindergarten nicht besuchen und uns neugierig beobachteten.



Unser nächstes Ziel war der erst letztes Jahr an Ostern eingeweihte Gefängniskindergarten Chumvini. Der Weg dorthin führt mitten durch den Busch. Chumvini liegt etwas außerhalb Mtwaras und obwohl die Straße erst letztes Jahr neu gebaut war, war sie im gleich schlechten Zustand wie die meisten übrigen hier.



Die Bedingung diesen Kindergarten zu bauen war, dass nicht nur Kinder des Gefängnispersonals aufgenommen werden, sondern dass er auch offen ist für Kinder aus der Umgebung, die in äußerst ärmlichen Verhältnissen leben, sie können sich keine hier übliche Schuluniformen leisten . Im Augenblick sind dies nur vier Kinder, wir hoffen, dass aber noch mehr Eltern die Gelegenheit nutzen und ihre Kinder in den Kindergarten schicken.



Der letzte besuchte Kindergarten des Tages liegt in Mangamba. Dort befindet sich der zentrale Schweinestall der Pfarrei wo vor kurzem eine Sau für reichlich Nachwuchs gesorgt hat.



Der Nachmittag war wieder für private Aktivitäten wie Internet-Cafe und Baden reserviert. Eine auf unserem Gelände angestellte Wächterin zeigte Einsiedlerkrebse, die in einem alten Wassertank leben . Wir fanden großen Gefallen an der Erforschung dieser Meeresbewohner und veranstalteten vor der Freilassung einen Krebswettlauf. Stolz präsentieren wir unseren Sieger:



Bei einem "Castle Lager baridi sana" (gekühltes Castle Lager) und King Fish, Hähnchen, Pommes und Reis ließen wir den ereignisreichen Tag im Restaurant der Veta ausklingen.

Simon und Andy

Anmerkungen von Werner:
Bereits vor dem Frühstück traf ich mich mit der Priorin der Tutzinger Schwestern, Sr. Raffaela Händler. Sie haben die Trägerschaft der Aquinas Secondary School übernommen, an der Schüler durch das Spessart Bike Stipendium gefördert werden. Es war ein sehr fruchtbares Gespräch, bei dem eine weitere Zusammenarbeit beschlossen wurde. Wir werden die Schüler weiter unterstützen, uns aber darum kümmern, den neuen Computerraum mit (gebrauchten) PCs auszustatten. Ihre wichtige Botschaft aber war, dass das Geld, das sie momentan zur Verfügung hat entgegen anderslautenden Gerüchten noch nicht für die Fertigstellung der Schule ausreicht. Diese Schule ist äußerst wichtig für die Region Mtwara, vor allem für Mädchen, die bevorzugt aufgenommen werden sollen. Ich werde in Deutschland mit den entsprechenden Stellen Kontakt aufnehmen und versuchen für das Projekt zu werben.
Am Nachmittag, während des "Krebsrennens" war ich für 3 Stunden im MTC, um die Stunden vorzubereiten, die die Lehrerinnen bei uns am BBZ halten werden und auch um Fragen zur bevorstehenden großen Reise zu beantworten. Es war heute ein sehr anstrengender Tag, alle sind ungewöhnlich früh in ihre Betten gefallen!


Donnerstag, 31.5.

Vorgestern hat Pater Christian sein neues Auto bekommen mit dem er heute nach Ndanda in die Werkstatt fahren musste. In Ndanda ist die Benediktinerabtei beheimatet zu deren Kongregation Chris gehört.Da wir von der Kinderhilfe Tansania über diese Abtei den Hauptteil unserer Zahlungen laufen lassen nutzten wir die Gelegenheit und fuhren mit. Andreas blieb "zuhause", da er sich für sein Colloqium im Fach Religion vorbereiten muss. Die 160 km ins Landesinnere führen durchweg über eine Teerstraße, sodass wir nur etwas mehr als zwei Stunden unterwegs waren. Lediglich zwei Brücken sind noch nicht erneuert und bremsen den Verkehr.



Bei Bruder Engelbert, der als "Buchhalter" die Geldgeschäfte abwickelt, waren einige Fragen zu unserem Konto zu klären und mit Abt Dionys führten Chris und ich Gespräche zum Lehreraustausch und zum Cashewprojekt. Der Abt stellte uns eine feste Kraft in Aussicht, die in der Pfarrei St. Paul in Mtwara stationiert werden und das Geschäft mit den Nüssen betreuen soll. Der bewegenste Moment der Reise war aber das unerwartete Zusammentreffen mit Sr. Lea. Diese Dame ist 95 Jahre alt und hat in Ndanda ein Leprazentrum aufgebaut, das meine Frau und ich bereits 1984 besucht haben. Sie kam zufällig mit dem Auto vorbei, ist mit dem Elan eines Teenagers ausgestiegen und sagte mit einem strahlenden Gesicht: "It's my last day here after 55 years. I wish you the best for your life and I hope afterwards you will be as happy as I am!" (Heute ist mein letzter Tag hier nach 55 Jahren Arbeit. Ich wünsche euch das Beste für euer Leben und hoffe, dass ihr danach so glücklich seid wie ich es bin).



Nicht nur mir standen in diesem Moment die Tränen in den Augen, auch die Jungs waren stark beeindruckt über die Worte dieser Frau. Simon: "Ich glaube das werde ich mein Leben lang nie vergessen!"
Nachdem wir fast 10 Stunden unterwegs waren kamen wir gerade noch rechtzeitig, um die zurückgehende Flut zu einem Sprung ins Meer zu nutzen. Nach dem Abendessen haben wir uns in einer lauen Vollmondnacht (ca. 25€) noch an den Strand gesetzt und in dieser wunderbaren Umgebung Musik gemacht.




Freitag, 1.6.

Die Jungs haben sich auf diesen Tag gefreut, sie hatten heute "frei". Das heißt lange schlafen und dann ausruhen (neudeutsch: chillen). Für mich war es ein eher anstrengender Tag. Auf der Tagesordnung stand die Versammlung des gesamten Personals der Kindergärten, Erzieherinnen, Helferinnen und Köchinnen, in der Pfarrei St. Paul. Dazu wollte ich mich um 8.00 Uhr mit Pater Christian und dem Kaplan Philbert treffen, kam aber viel zu spät, da ich geradewegs in den Konvoi des Vizepräsidenten von Tansania geriet, der zur Zeit auf "Inspektionsfahrt" durch den Süden unterwegs ist und in Mtwara über Nacht zu Gast war. Schon gestern waren die Strassen voll mit Menschen, die Spalier standen und auch heute war ein großer Teil der Bevölkerung unterwegs um dem zweiten Mann im Staate zuzuwinken. Da ich mich direkt hinter dem Konvoi einreihen durfte bekam ich auch etwas von dem Jubel ab, na ja. Als ich endlich in der Pfarrei ankam, hatte ich nach der Begegnung mit Sr. Lea gestern ein weiteres besonders emotionales Erlebnis. Der Koch Jakobu, der seit 35 Jahren in der Pfarrei für das leibliche Wohl zuständig war, verabschiedete sich mit seinen 72 Jahren in den wohlverdienten Ruhestand. Wir kennen uns ebenfalls seit 1984 und haben uns immer gut verstanden, ich habe mich sehr gefreut ihn noch mal sehen und verabschieden zu können.



Die heutige Personalversammlung war notwendig, da wir die letzte vor 2 Jahren noch unter Pater Klaus abgehalten haben. Es war auch zu erwarten, dass sie brisant werden könnte, da eine Gehaltserhöhung diskutiert werden sollte. Wir hatten uns schon im Vorfeld Gedanken gemacht, sprachen noch mal alle Punkte ab und gingen gut vorbereitet in die Versammlung. Heute war der letzte Kindergartentag vor den Ferien, die Kinder durften früher nach Hause gehen, damit alle rechtzeitig um 11.00 Uhr anwesend sein konnten.



Von den 33 Frauen waren 28 gekommen, der Rest war krank gemeldet. In den mehr als zwei Stunden wurde sehr offen diskutiert und schließlich kam es zu einem für alle Beteiligten guten Ergebnis. Die wichtigsten Vereinbarungen waren die Verpflichtung zu regelmäßigen Fortbildungen und es wurde, als zentraler Punkt, eine Gehaltserhöhung beschlossen. Ausgebildete Erzieherinnen bekommen für ihren Halbtagesjob ab 1.7. statt 30.000 TShs dann 35.000 (entspricht ca. 22 €), Helferinnen und Köchinnen statt bisher 27.000 dann 30.000 TShs (ca. 18 €). Mit dem zufriedenstellenden Resultat fiel uns das obligatorische Gruppenfoto leicht, alle waren vor den Ferien in guter Stimmung.



Gleich nach dem verspäteten Mittagessen ging es im MTC weiter. Wir besprachen den Ablauf des Lehreraustausches in unserer Berufsschule in Aschaffenburg. Die Lernmaterialien sind inzwischen fertig. Zur inhaltlichen Vorbereitung vereinbarten wir für Samstag einen Probedurchgang mit den vier Jungs. Sie sollen als Versuchskaninchen die Durchführung mit den Mathematikmaterialien unter Anleitung von Benigna und Sophia ausprobieren. Ich werde dies auf Video aufnehmen, damit wir uns mit den Schülern gezielt vorbereiten können. Ich hatte es danach sehr eilig, denn ich wollte unbedingt die immer höher steigende Flut und die angenehmen Wassertemperaturen ausnützen. Es ist nach den Strapazen in dieser Hitze eine echte Erfrischung in den Indischen Ozean zu hüpfen und sich abzukühlen!
Werner


Samstag, 2.6.

Heute war der erste Tag ohne Vormittagsprogramm, wir konnten den Samstag gemütlich angehen. Der Vollmond ist vorbei und damit auch der zeitweise heftige Wind. Der Himmel war zum erstenmal schon morgens wolkenfrei, die Sonne schien schon am Vormittag und es wurde mit über 32°C auch richtig heiss. Zum Mittagessen waren wir bei den Schwestern im Regionalhaus eingeladen und es gab nach all den Tagen mit Fisch oder Hähnchen endlich mal eine Abwechslung: Spätzle mit Hackfleischsosse, unter diesen Umständen eine Delikatesse! Aber danach ging es sofort an die Arbeit, denn die Jungs wurden als Versuchskaninchen zur Vorbereitung des Lehreraustauschs "missbraucht". Wir probierten den Unterricht mit den Mathematikmaterialien aus, den Benigna und Sophia in unserer Schule durchführen wollen.





Im Anschluss daran haten wir richtig viel zu lachen, denn es wurden noch die Kreisspiele ausgesucht, die die afrikanischen Lehrer mit unseren Schülern durchführen wollen. Die Gaudi war groß, als das mit den vier Versuchskaninchen live ausprobiert wurde.



Zur anschließenden letzten gemeinsamen Besprechung vor der großen Reise kam auch P. Christian dazu. Da wir nach den Proben mit den Jungs genau wussten wie der Unterricht bei uns ablaufen wird wurden ganz konkrete inhaltliche Absprachen getroffen.



Dies dauerte sehr lange, sodass ich sogar zum Highlight der Woche zu spät kam. Heute fand das wichtige Qualifikationsspiel zur Fußballafrikameisterschaft zwischen Tansania und Senegal statt. Es wurde live übertragen und wir schauten es uns zusammen mit vielen Afrikanern in einer Kneipe an. Leider haben "wir" nicht gewinnen können, aber das 1:1 war nicht so schlecht. Auf jeden Fall ist auch hier die Begeisterung für den Fußball sehr groß, auch wenn sich Taifa, die Nationalmannschaft von Tansania noch nie qualifizieren konnte.


Sonntag, 3.6.

Wenn gefeiert wird, dann richtig! Dieses Motto galt scheinbar für das Fest, das bis heute früh irgendwo in unserer Nachbarschaft gefeiert wurde. Das Aufstehen noch vor dem Sonnenaufgang wurde dadurch zum "Härtetest", aber wir wollten rechtzeitig um 7.00 Uhr zur Messe kommen. Afrikanische Gottesdienste sind für uns etwas besonderes, denn die Gesänge mit Trommelbegleitung sind ein Genuss. Dass aber alleine die Predigt geschlagene 25 Minuten dauerte, natürlich in Kisuaheli, da wurde unsere Geduld auf die Probe gestellt. Die Kirche war voll mit Menschen, Afrikaner praktizieren ihren Glauben noch stärker als bei uns, er ist Teil ihres Alltags. Die Frauen machen sich für die Messe extra fein und treffen sich gerne zum Plausch danach mit anderen.



Wir wurden durch ein gutes Frühstück im MTC entschädigt. Es ist jetzt sehr ruhig dort, denn die Schülerinnen sind seit gestern in die Ferien gegangen.



Der Rest des Sonntags war frei, ohne irgendwelche Termine, was sehr erholsam war, vor Allem das Baden im Meer. Bemerkenswert war die Situation, als auf "unserem" Grundstück ein LKW vorfuhr, aus dem lautes Singen und Johlen zu hören war. Als die Ladeluke geöffnet wurde konnten wir es gar nicht glauben wie viele junge Männer und Frauen heruntersprangen. Insgesamt waren es 109 Handelsschüler, die aus dem drei LKW-Stunden entfernten Ndanda zum Picknick ans Meer gefahren sind.




Montag, 4.6.

Heute war es dicht bewölkt, es wurde gar nicht richtig hell, aber trotzdem war es schon am Morgen sehr warm. Ich traf mich am frühen Morgen mit Benigna, um die am Samstag ausgewählten Unterrichtsinhalte endgültig festzulegen.
Den ganzen Tag sah es nach Regen aus, aber wir hatten Glück, unser Marktbesuch blieb trocken. In Mtwara am Markt pulsiert das Leben, unzählige Händler verkaufen alle Arten von Waren. In den letzten Jahren ist das Angebot immer besser geworden, es gibt für die, die es sich leisten können, fast alles zu kaufen.
Wir interessierten uns für kunstvoll geflochtene Körbe, alles in Handarbeit, je nach Größe bis zu zwei Euro und kauften uns eine Ananas und Passionfrüchte für 2,50 €.





Der Trubel, das exotische Sortiment, die Gerüche und die bunten Kleider machen einen Marktbesuch zu einem Erlebnis.



Zum Mittagessen waren wir bei Pfarrer Silvanus Chikuyu eingeladen, es gab Nudelauflauf. Der Koch Charles wollte uns sicher eine Freude machen, denn dies ist ein untypisches Essen für Tansania. Das erkennt man alleine daran, dass sie uns für diese Speise kein Wort in Kisuaheli nennen konnten, sie sagten einfach Makkaroni dazu. Es war aber exzellent gekocht, asante sana! Die Jungs gingen zurück in die Unterkunft und ich setzte mich mit Sr. Tadea zusammen, die im vergangenen Oktober als erste Afrikanerin zur Regionaloberin gewählt wurde. Es ging um die weitere Entwicklung des MTC und die Zusammenarbeit mit unserer Kinderhilfe Tansania. Danach kam Pater Christian in die Schule, wir besprachen mit Sr. Berntraud zum Einen die Ergebnisse unserer Personalversammlung und zum Anderen Einzelheiten zum Ablauf des Lehreraustausches im Juli. Als ich nach drei Stunden zurück kam waren die Jungs bereits beim Baden. Als ich zu ihnen wollte ging ein außergewöhnlich heftiger tropischer Regenguss nieder, im Nu ist man durchgeweicht, aber da es warm ist ist es halb so schlimm.



Mit einem letzten Besuch bei Papa Tuba ließen wir die schönen Tage in Mtwara ausklingen.




Dienstag, 5.6.

Nach den zwar anstrengenden, aber schönen Tagen in Mtwara flogen wir heute zurück nach Dar es Salaam. Sr. Berntraud kam ganz früh freudestrahlend zu uns gefahren und verkündete die äußerst frohe Botschaft, dass heute Post von der Regierung gekommen ist, in der die offizielle staatliche Anerkennung der Kindergärten mitgeteilt wurde. Dies ist ein langersehnter Wunsch von uns allen. Ich möchte noch kurz auf das gestrige Gespräch mit Sr. Tadea eingehen, in dem es genau darum ging, dass man erst dann weitere Pläne machen kann, wenn die Registrierung da ist. Das heißt, dass ab sofort der Ausbau in Richtung Primary School (Grundschule) in Angriff genommen werden kann. Diesen Wunsch sehr vieler Eltern trägt Sr. Berntraud schon lange mit sich herum, er kann nun Wirklichkeit werden. Herzlichen Glückwunsch, wir werden den Ausbau sicher unterstützen, zumal dies hier in Mtwara wirklich notwendig ist, es gibt viel zu wenige (gute) Schulen. Mit dieser positiven Nachricht verabschieden wir uns vom MTC, es gibt ja bald ein Wiedersehen mit den Lehrerinnen in Aschaffenburg.



Die vielen Kinder jedenfalls verabschiedeten uns mit lautem Geschrei und rannten so lange sie konnten neben unserem Auto her.



Das Glück, das unsere Fahrt von Anfang an begleitet hat bleibt uns auch beim Abschied treu, denn Abt Dionys flog mit der gleichen Maschine nach Dar, ich hatte somit unerwartet die Gelegenheit intensiver und ohne Zeitdruck mit ihm über einige Punkte zu sprechen. So konnte er mir die Zusage geben, langfristig, in ca. drei Jahren, einen Bruder aus dem Kloster Ndanda für die Pfarrei St. Paul abzustellen, der in der Seelsorge mitarbeitet und der das Cashewprojekt leiten wird. Diese Unterstützung aus Ndanda ist eine Sicherheit, dass der Handel mit den Nüssen weiterlaufen wird.



Wir sind gut in Dar angekommen und verabschieden uns von euch für ein paar Tage. Vielen Dank für euer Interesse an unserem Reisebericht, wir machen bis Freitag Urlaub in Sansibar
Kwaheri
Werner und Co.




Sansibar, 6. - 8.6.

Die Überfahrt mit der Fähre dauert 2 Stunden und wir hatten bei beiden Fahrten Glück, es gab keine hohen Wellen und somit auch keine Seekrankheit mit all ihren Folgen. Die Insel Sansibar hat einen ganz besonderen Flair. Eine Mischung aus Afrika, Arabien und Indien gibt dem Leben hier eine eigene Note. Schon auf der Fähre taucht man in eine andere Welt ein. Das bunte Treiben am Hafen, das scheinbar chaotische Gewusel von Menschen und der Geruch des Meeres beeindrucken uns. Wir haben in Stone Town gewohnt, das von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde. In den labyrinthähnlich angeordneten Gässchen spielt sich das Alltagsleben im Freien ab, die kleinen Häuschen sind zum Schlafen da.



Im Erdgeschoss haben viele ein kleines Lädchen, man findet dort aber auch viele Handwerksbetriebe, wie Nähereien, Schreinereien usw. den Menschen hier geht es besser als denen auf dem Festland z.b. in Mtwara. Die Nächte sind laut und kurz, da die Leute bis spät auf der Straße sitzen und die Moskitonetze an den offenen Fenstern den Schall natürlich nicht dämpfen. In Stone Town sind über 90 % der Menschen Moslems, um 5.00 Uhr wird man deshalb vom Muezzin geweckt, der in voller (Lautsprecher-) Lautstärke zum Gebet ruft. Die Leute sind sehr freundlich, jeder grüßt mit Jambo oder auf "neutansanisch" Mambo vipi", egal ob alt oder jung. Am Strand arbeiten ganztägig die Bootsbauer und Fischer, abends wird im Sand Fußball gespielt, wenn die Flut das Spielfeld nach und nach überschwemmt wird halt im Wasser weitergespielt. Ähnlich wie in Brasilien können die Jugendlichen hier ihre technische Begabung mit dem Ball entwickeln und ausleben.





Wir haben am Donnerstag eine Tour gebucht, auf der wir einen Einblick in den Reichtum der Insel, aber auch in ihre dunkle Vergangenheit bekommen haben. Da sind zunächst die vielen Arten von Gewürzen, die hier wachsen und bis heute entscheidend zum bescheidenen Wohlstand beitragen. Muskatnüsse,



Zimt, Safran, Nelken, Kardamon, Kaffee, Pfeffer, Chillies......., es war interessant zusehen wo und wie diese Pflanzen wachsen.



Die andere Seite ist die koloniale Vergangenheit und der Sklavenhandel. Die Menschen wurden brutal versklavt und gegen teures Geld in alle Welt verschleppt. Die skrupellosen Methoden konnten wir nur erahnen, als wir eine geheime Sklavenhöhle besucht haben, in der Hunderte von Menschen in Dunkelheit und Nässe eingepfercht waren, um dann verschifft zu werden.



Heute ist das Leben geprägt vom Tourismus, es gibt hier wunderschöne Sandstrände, exotische Speisen und orientalisch anmutende Märkte.



Als Musikfans war natürlich die direkt am Meer liegende Mercury-Bar Pflicht, denn hier in der Nachbarschaft wurde Freddie Mercury geboren, der als Kopf der Gruppe Queen ein Weltstar wurde.
Diese Zeit auf Sansibar haben wir genossen und sind, zwar mit Schlafmangel, aber zufrieden am Freitag abend wieder auf dem Festland angekommen.
Hier einige Impressionen














Sonntag, 10.6.

Heute morgen sind wir wohlbehalten in Frankfurt gelandet.