School
Africa

November 2019

Scheinbar ist das Interesse an unserer Website doch größer als ich gedacht habe, denn ich werde öfters angesprochen, warum keine neuen Berichte mehr kommen. Wir haben natürlich unser Engagement in Tansania nicht gestoppt, die Projekte laufen weiter. Es war einfach nur so, dass mir der Unfalltod meines Vaters Bruno im Sommer 2018 tatsächlich viel Energie geraubt hat, darunter hat u.a. die Aktualisierung der Website gelitten. 2019 haben wir gleich drei Baumaßnahmen durchgeführt: den Kindergarten St. Bruno in Mtwara, das Labor an der Krankenstation in Uomboni und das Haus Johannes im Waisenhaus in Morogoro. Es wurde deshalb wieder Zeit nach Tansania zu reisen! Mit von der Partie ist meine Mama Irma, Elfriede Littich und Rainer Schneider, eine nette kleine Reisegruppe! Wir sind am Nachmittag auch gut in Dar es Salaam angekommen, es ist um die 35 °C heiß und hat kurz vor unserer Ankunft geregnet. Tropisch eben. Da waren wir gut beraten am 1. Tag nicht viel zu unternehmen, ein kurzer Spaziergang, ansonsten ist Ausruhen von den Reisestrapazen (17 Stunden unterwegs!) angesagt.

Sonntag, 17.11.

Gut geschlafen und gefrühstückt, auch Mama hat sich wieder gut erholt, also wagen wir einen Spaziergang im Stadtteil Magomeni, wo wir übernachten. Schon um 10:00 Uhr hat es über 30 °C, wir sind sofort nassgeschwitzt. Auch am Sonntag treffen sich die Menschen draußen. Es gibt am Straßenrand kleine Garküchen wo man frühstücken kann, der Metzger verkauft frisches Fleisch und Obststände sind sowieso überall.

Es ist irgendwie alles wie immer, aber ich war gestern schon sehr erstaunt, dass jetzt auch die Nebenstraßen in den Stadtvierteln geteert und mit Wasserabläufen und gepflasterten Gehsteigen versehen werden. Die Anwohner wird das sehr freuen, denn bei den starken Regenfällen hier lebten sie immer im schlammigen Dreck,

es geht also (hoffentlich) vorwärts in Tansania!

Wie ich schon oft erwähnt habe, ist das Fahrrad ein wichtiges Transportmittel, mit dem im Stadtbereich alles Mögliche transportiert wird. Trotzdem habe ich noch nie einen Fahrradabschleppdienst gesehen!

Montag, 18.11.

Wir mussten heute leider noch in Dar es Salaam bleiben. Die Stadt ist nicht nur durch die dauernden Staus total chaotisch, auch auf dem Markt in Kariakoo geht es aus unserer europäischen Sicht drunter und drüber. Einige Impressionen aus einer anderen Welt:

Der intensive Geruchsmix von Ingwer, Zwiebeln und Knoblauch ist von weitem wahrzunehmen

Natürlich wieder das Fahrrad als Allround Lastenträger

Ob das Gerüst aus Holzstangen sicher ist?

Den Kindern ist jeder Winkel recht, um Fußball zu spielen

Die Hitze ist enorm, da kommt ein frisch gepresstes Zuckerrohr-Ingwer Getränk als Erfrischung gerade recht

Es gibt überall so viel zu sehen, aber die Temperaturen um die 35 °C mit der feuchten Luft sind sehr anstrengend, Mama hat aber tapfer mitgehalten. Letztendlich waren wir froh wieder im Hotel zu sein, zumal wir morgen früh um 3:45 Uhr aufstehen müssen!

Dienstag, 19.11.

Heute war um 3:45 Uhr Wecken, 4:00 Abfahrt zum Flughafen, unser Flug nach Mtwara startet um 6:05. Morgens sind die Straßen frei, man braucht nur 15 Min. zum Flughafen, wofür man tagsüber bis zu 2 Std braucht! Wir waren früh genug dran, da reicht die Zeit noch für einen Kaffee.

Nach Mtwara (ca. 700 km) fliegt nur einmal am Tag eine Propellermaschine, der Flug dauert gut 1 Std, mit dem Auto bräuchte man zwischen 7 und 8 Std.

Abt Placidus, OSB holte uns ab und brachte uns zum Frühstück bei Bischof Titus Mdoe, eine gelungene Überraschung. Bischof Titus dankte allen die unser Engagement in Mtwara unterstützen, was ich hiermit weitergeben möchte.

Danach fuhren wir zum neu eingeweihten Kindergarten St. Bruno in Likonde, wo wir mit einer kleinen Feier begrüßt wurden. Mit Gesängen und einzelnen Darbietungen wurden wir von den Lehrerinnen und Kindern willkommen geheißen, es ist immer sehr bewegend und schön.

Bilder von der Feier sind hier zu sehen

Am Nachmittag haben wir in unserem Gästehaus am Meer relaxed, die Tage seit dem Abflug waren doch recht anstrengend. Leider ist die Flut z. Zt. auf einem sehr niedrigen Stand, sodass das Schwimmen im Indischen Ozean nicht so ist wie gewohnt, schade.

Mittwoch, 20.11.

Tansania liegt nicht weit entfernt vom Äquator, deshalb sind die Tage, im Gegensatz zu uns, relativ gleich lang. Es gibt auch keine lange Dämmerung, die Sonne geht sehr schnell auf und es ist schon morgens sehr heiß. Normalerweise ist da ein Bad im Meer eine gute Erfrischung, aber wie wir gestern schon bemerkt haben ist die Flut sehr niedrig. Für Mama war das gut, da konnte sie auch ins Wasser, „Neptun“ Rainer bewacht das Ganze, bei seiner Größe ist das Meer aber eindeutig zu flach.

Unsere Kindergärten hier sind ab 8:00 Uhr geöffnet, da sie Mittag schließen müssen wir gleich morgens los, die Wege sind weit. Wir beginnen unsere Besuche in St. Elisabeth, dem ersten von uns gebauten Kindergarten. Noch immer hängt das Bild von Lissi drin, das wir 1998 zur Einweihung mitgebracht haben.

Mama sieht das mit einem lachenden und einem weinenden Auge, es war sehr emotional. Der Kindergarten liegt in einem Gebiet in dem viele Moslems wohnen, die Familien dort leben in einfachen Verhältnissen, sie sind sehr arm. Deshalb ist es umso wichtiger, dass diese Kinder eine gute Grundausbildung bekommen, Friedhilda ist da als erfahrene Erzieherin die richtige Frau den Kindern eine gute Starthilfe zu geben.

Auch Mtawanya, die am weitesten entfernte Außenstelle der Pfarrei ist ein sehr armes Dorf. Auch hier leben die Menschen in Lehmhütten, ohne Strom- und Wasseranschluss. Die Hütten bestehen aus einem einfachen Holzgerüst das mit Lehm ausgefüllt wird. Das Grasdach ist bei heftigen Monsunregen nicht dicht.

In der kleinen Kirche steht ein eigenwilliger Altar, den ich so noch nirgendwo gesehen habe. Ein großer Steinblock wurde mit einem kleinen unterlegt, fertig ist die Konstruktion.

Unkonventionell ist auch die Kirchenglocke; die Autofelge wird mit einer kleinen Eisenstange angeschlagen, fertig ist die Glocke.

Unser Kindergartengebäude hatte bald nach dem Neubau Setzungsrisse und sollte wegen Einsturzgefahr geschlossen werden. Nach Renovierungsarbeiten haben wir von der Schulbehörde aber doch die Genehmigung bekommen. Es sieht noch nach Baustelle aus, aber ich denke wenn die Wände gestrichen sind wird das gehen.

Ganz anders ist es in der Außenstelle Mangamba. Hier gibt es für die Kinder noch kein eigenes Gebäude, der Unterricht findet in einem kleinen Rundbau statt, hier muss ein neues Gebäude errichtet werden, sonst wird die Schulbehörde die Einrichtung schließen!

Dafür haben sie eine abenteuerliche Rutschbahn mit einem Brett als Rutschfläche!!!!

Heute haben die älteren Kinder keine Schule, da die Prüfungen rum sind. Überall sitzen sie unter den Mangobäumen und warten darauf, dass die leckeren Früchte reif zu Boden fallen.

Die Hitze ist hier auf dem Hochplateau grenzwertig und so kam uns der Kokosverkäufer gerade recht, denn der frische Kokossaft ist kühl, schmeckt gut und löscht den Durst.

Da wir insgesamt nur 3 Tage in Mtwara sind fuhren wir anschließend noch nach Naliendele, dort werden über 100 Kinder betreut. Auch hier gibt es keine eigenen Räume, der Unterricht findet im Pfarrsaal statt. Die Schulbehörde hat, wie in Mangamba, die Schließung angekündigt, falls kein Neubau erfolgt.

Natürlich ist das irgendwie eigenartig was die Regierung macht. Selbst ist sie nicht in der Lage Kindergärten anzubieten, verlangt aber von den privaten Einrichtungen hohe Standards. Ein 2-gruppiger Kindergarten kostet insgesamt „nur“ ca. 13.000 – 15.000 €, mal sehen ob und wann wir das realisieren können.

Am Nachmittag ist auch Pater Christian aus Ndanda zu uns gekommen, er war schon so oft bei uns zuhause in Frammersbach und wollte seiner Bibi (Oma) Irma einen Besuch abstatten, es war ein lustiger Abend.

Donnerstag, 21.11.

Dass wir gestern bei der Hitze insgesamt 4 Kindergärten abgeklappert haben, war doch sehr anstrengend, wir waren am Abend alle schlagkaputt. Die Nächte sind dann auch nicht unbedingt erholsam, hier gibt es keine entsprechenden Gesetze zur Nachtruhe. Und wenn jemand hier Musik laufen lässt geschieht das in einer Lautstärke, dass es lästig ist, richtig Schlafen kann man eigentlich nur mit Ohropax. Auch die Muezzin rufen mit Lautsprechern zum Gebet und zwar z. Zt. morgens gegen 4:00, da muss man schon einen guten Schlaf haben, um nicht aufzuwachen. Frühsport am Strand war für Rainer trotzdem Pflicht.

Es gibt in Mtwara nur ganz wenig Industrie, deshalb sind Fischfang, -verarbeitung und –handel ein wichtiger Erwerbszweig in dem viele Menschen tätig sind. Heute sind wir bereits am frühen Morgen durch den Fischereihafen gelaufen, hier herrscht ein buntes Treiben.

Die Fischer sind die ganze Nacht auf einfachen Booten unterwegs und kommen morgens zurück.

Hunderte Menschen arbeiten hier rund um den Fischfang. In der prallen Sonne werden dann die Fische gleich am Strand verarbeitet. Es gibt kein Kühlhaus, die Tische sind einfach nur aus Holz gezimmert, meist wird der Fisch bei der Verarbeitung einfach im Sand gelagert, wie man sieht sind die hygienischen Vorschriften sehr locker. Männer und Frauen arbeiten zusammen, meistens haben sie ihre Kinder dabei.

Eine Spezialität sind hier die kleinen Fische, die man auf Matten in der Sonne trocknet.

Viele Frauen kaufen hier die Fische und tragen sie (in der prallen Sonne) auf dem Kopf in die Stadt, um sie dort zu verkaufen.

In den Restaurants in Mtwara steht Fisch in der Speisekarte ganz oben, wie bei dieser Fischplatte.

Wenn man die fertige Speise auf dem Teller sieht merkt man nichts mehr von den Verarbeitungsbedingungen, es war einfach nur lecker!

Um 10:00 Uhr morgens hat es hier schon über 30 °C, es ist eigentlich viel zu heiß um herum zu laufen. Wir sind trotzdem auf den Markt gegangen, da dieser sehenswürdig ist. Es gibt eine vielfältige Auswahl an verschiedenen Obstsorten, z. Zt. ist Hochsaison bei den Ananas und Mangos, sie schmecken klasse.

Den Marktrundgang haben wir dann abgebrochen, es war einfach zu heiß! Ich wundere mich über die Kondition meiner Mutter, die das alles munter mitgemacht hat! Und wenn wir schon müde sind, was soll sie dann sagen?

Ein allerletzter Pflichtbesuch steht noch aus und zwar der Kindergarten in der Pfarrei selbst. Dort gibt es 4 Gruppen mit insgesamt über 200 Kindern, sie wussten dass wir kommen und haben uns schon am Eingang erwartet.

Jede Gruppe empfängt uns mit Liedern und Tänzen, obwohl wir wirklich kaputt sind, reißt uns die Begeisterung der Kinder mit.

Morgen werden wir um 5:00 Uhr aufstehen und nach Dar es Salaam fliegen, anschließend geht es gleich weiter mit dem Auto 4-5 Stunden nach Morogoro zum Waisenhaus. Deshalb ist heute Nachmittag „Chillen“ angesagt, es war anstrengend genug!

Freitag, 22.11.

Auch heute mussten wir wieder früh raus, um 6:00 ging es schon zum Flughafen, P. Christian hat uns gefahren. Unser Flug nach Dar es Salaam startete um 7:35 Uhr, die Flugdauer betrug etwas über eine Stunde.

In Dar wartete Babuu schon am Flughafen um mit uns nach Morogoro zum Waisenhaus zu fahren. Für die ca. 200 km braucht man erfahrungsgemäß zwischen 4 und 6 Stunden, je nach Verkehr und Straßenzustand. Inzwischen ist diese Straße zwar durchgehend geteert, man muss aber viele Dörfer passieren in denen nur Tempo 50 erlaubt ist. Es ist nicht nur wegen der Polizei ratsam sich an die Geschwindigkeitsbeschränkung zu halten, sondern hauptsächlich weil sich hier in Tansania das öffentliche Leben auf der Straße abspielt. Schon oft habe ich berichtet, dass Lastenträger, Fahr- und Motorräder mit den unmöglichsten Dingen beladen sind und die Straße queren.

Die Schulkinder laufen auf dem Heimweg in Gruppen am Straßenrand, Fußgänger, überladene LKWs und entgegenkommende Busse, die überholen sind eine ständige Gefahrenquelle.

Wie schon am 1. Tag erwähnt wird überall an den Straßen gearbeitet, ich habe noch nie so viele Teermaschinen gesehen wie in dieser Woche.

Präsident Magufuli hatte versprochen die Straßenverhältnisse zu verbessern, scheinbar hält er Wort. Dank der verbesserten Straßen haben wir die Strecke trotz einer Essenspause und einer Polizeikontrolle in gut 4 Stunden geschafft! So konnten wir in Morogoro vor dem Abendessen noch einen kurzen Stopp im Waisenhaus machen. Es ist immer noch bewegend wenn man die vielen Kinder sieht. Wir kamen gerade zum Essen, Füttern wird bei den Kleinen zur Fließbandarbeit.

So ist Julia, die gerade über uns ein Auslandspraktikum im Waisenhaus ableistet eine wertvolle Hilfe. Sie kann als zusätzliche Kraft mit den Kindern tun, für die die Anderen keine Zeit haben.

Samstag, 23.11.

Gleich am Morgen sind wir nach dem Frühstück wieder zum Waisenhaus gefahren, dieses Projekt ist aktuell das Wichtigste, das wir betreuen, denn hier geht es um Kinder, die durch ihre Situation auf unmittelbare Hilfe angewiesen sind. Ohne Hilfe von außen, nicht nur durch die Kinderhilfe Tansania, sind die Schwestern nicht in der Lage den Kindern einigermaßen gute Startchancen für ihre Zukunft zu bieten. Ich werde oft gefragt ob das überhaupt richtig ist und Sinn macht sich in Afrika zu engagieren. Man kann darüber diskutieren und zweifeln, das geht mir auch so, aber es geht in diesem Fall (und auch bei den anderen Projekten) um Kinder, deren Kindheit durch die Unterstützung verbessert werden kann, das ist keine theoretische Diskussion, das ist der Alltag. Wenn ich meine 3 kleinen Enkel sehe welche Bedürfnisse sie haben und mit welchen Chancen sie wohlbehütet aufwachsen können, dann sehe ich, dass diese Kinder dies hier nicht haben. Das ist Motivation genug und ich empfinde das auch als richtiges Handeln, danke allen Spendern.

Wenn ich gestern beim Füttern von Fließbandarbeit gesprochen habe, dann gleicht auch das Wickeln einer Fließbandarbeit, da wird jede Hilfe gebraucht wie man sieht.

Bedrückend ist immer noch die Unterbringung der Säuglinge, es liegen bis zu 3 Kinder in einem Bett.

Die etwas Älteren stehen in ihren Bettchen und möchten raus und genommen werden, es fehlt dazu aber an Personal.

Die Kinder verlangen (zu Recht) nach Zuwendung und Aufmerksamkeit. Wer hierher kommt, wird sofort in Beschlag genommen. Jeder unserer Gruppe hat sofort eines oder mehrere der 68 Kinder die uns nicht mehr loslassen.

Wir könnten den ganzen Tag hierbleiben, das würde ihnen sicher gefallen. Leider mussten wir weiter, denn wir trennten uns heute nach dem Mittagessen. Elfriede, Rainer und Julia fahren mit Babuu in den Mikumi Nationalpark (Bericht hier), während Mama und ich mit Baltasar nach Turiani fahren, wo Baraka schon auf uns wartet.

Unsere 2 stündige Fahrt verlief ohne Probleme. Unterwegs besuchten wir noch einen großen Wochenmarkt. In der Hauptsache ist es ein Viehmarkt, auf dem die umherwandernden Massai einige ihrer (dürren) Tiere anbieten, es ist ihre Einkommensquelle um an notwendiges Bargeld zu kommen.

Wie bei unseren Märkten ist auch hier das Essen ein wichtiger Bestandteil. Geschlachtet wird vor Ort.

In Erdlöchern wird Feuer gemacht, wenn genug Glut vorhanden ist brät man das (Ziegen-) Fleisch auf Holzspießen.

Die dunklen Wolken zeigen schon an, dass wir bald darauf in einen starken Monsunregen gekommen sind, da hieß es schleunigst ins Auto gehen und weiterfahren.

Wie schon gesagt wartet Baraka bereits auf uns. Er hat in den vergangenen Jahren bei seinen Therapien (s. Berichte) schon 3x bei meinen Eltern gewohnt, dass Mama mal in Turiani auftauchen wird hat ihn und seine Familie sehr gefreut.

Für Familien mit behinderten Kindern gibt es keinerlei staatliche Hilfen und Angebote, sie sind auf sich allein gestellt. Als Baraka klein war, war seine Oma mit ihm für 2 Jahre in Dar es Salaam, wo er eine private Einrichtung eines Schwesternordens besucht hat. Sie konnten ihm aber nicht helfen, da kein Fachpersonal da ist, also gingen sie wieder zurück. Seine 3 Aufenthalte in Deutschland waren erfolgreich, heute kann Baraka sitzen, sein Zustand ist wesentlich verbessert. Dafür hat sich die Oma bei seiner „deutschen Oma“ herzlich bedankt, sie weiß das zu schätzen was wir getan haben.

Sonntag, 24.11.

Mama und ich sind um 7:00 Uhr mit Baltasar in die Kirche gegangen. Die Christen sind sehr gläubig, sie zelebrieren ihre Messe, 2 Std. sind dabei normal. Die Kirchen hier sind sehr gut besucht, es gehört zur Christenpflicht am Sonntag zum Gottesdienst zu gehen. Das Ritual ist das Gleiche wie bei uns, sie wird in Kisuaheli gehalten. Jede größere Pfarrei hat ihren eigenen Chor, der die Messe musikalisch gestaltet. Der Chor von Turiani war beeindruckend, die rhythmischen Lieder wurden enthusiastisch vorgetragen, alle Sängerinnen und Sänger tanzen geradezu beim Singen, da geht´s richtig ab.

Turiani selbst ist eine typische, etwas verträumte tansanische Kleinstadt im Landesinneren. Sie lebt von der Landwirtschaft, es gibt nur wenig Industrie. Die Gegend ist umgeben von hohen Bergen, die Erde ist fruchtbar und es gibt genügend Wasser für die großflächigen Reisfelder.

Weitere Erwerbsquellen sind der Zuckerrohranbau und die Teakholzwälder.

In der Stadt selbst gibt es keine einzige geteerte Straße, wenn es regnet verwandeln sie sich in Schlammlöcher. Hier ist der Entwicklungsplan von Präsident Magufuli scheinbar noch nicht angekommen, es heißt aber, dass es im nächsten Jahr Baumaßnahmen geben wird.

Gestern Abend ist auch Thomas Lindner in Turiani angekommen. Er lebt z. Zt. In Dar es Salaam und hat uns bereits in den letzten Jahren als Physiotherapeut sowohl in Deutschland als auch hier in Tansania bei der Therapie von Baraka (s. Reiseberichte) unterstützt. Am Nachmittag gab es weitere Therapieeinheiten mit Baraka.

Am späten Nachmittag kamen auch die anderen von der Safari zurück, sie waren begeistert. (s. oben)

Montag, 25.11.

Wir sind viel gereist in den letzten Tagen, deshalb ist ein Ruhetag sinnvoll. Auch in Turiani gibt es direkt neben unserem Hotel eine Moschee, aus der der Muezzin täglich mehrfach über Lautsprecher mit seinen Gesängen zum Gebet ruft. Wie schon erwähnt, wenn die Tansanier eine Verstärkeranlage haben, dann wird aufgedreht! So ruhig wie es nachts auch ist, der Morgenruf beginnt hier um 4:20, da wird man einfach wach gesungen. Was ich so noch nie gehört habe ist aber, dass auch über Lautsprecher gepredigt wird und das geschlagene 25 Minuten lang, Ruhe bekommt man nur mit Ohropax. Auf unserem Plan steht heute der Besuch der staatlichen Diongoya Secondary School. Die Schule hat 549 Schülerinnen und Schüler, z. Zt. finden die Zwischen- und Abschlussprüfungen statt. Sie stehen kurz vor ihren Sommerferien, die am 6. Dezember beginnen. Ich war schon öfters hier, denn hier unterrichtet Baltasar, der Vater von Baraka (s. Reiseberichte März 2016 und Februar 2018). Die Secondary Schools sind so organisiert, dass es am Ende jeder Klasse eine landesweite Prüfung gibt. Wer diese nicht besteht darf nicht aufrücken! Deshalb ist es für die Schüler sehr wichtig bei den intermediate exams (Zwischenprüfungen) erfolgreich zu sein. Heute steht Erdkunde auf dem Plan und die Schüler sitzen zusammen um sich nochmal vorzubereiten. Sie rechnen damit, dass das Planetensystem drankommt, denn überall sitzen kleine Gruppen, die am Begriff des Mondschattens arbeiten.

Die Gebäude sind teilweise völlig heruntergekommen, die Schulen bekommen keine ausreichenden Förderungen des Staates, kein Wunder, dass jeder, der es sich leisten kann seine Kinder auf private Schulen schickt! Schüler müssen sowohl Gebäude, als auch Räume selbst putzen, jetzt während der Prüfungszeit wird das scheinbar vernachlässigt, wie man sieht.

Mrs. Subira ist die Schulleiterin, sie empfängt uns im Direktorat, dem einzigen Raum in dem Boden und Wände sauber sind.

Bereits beim Konrektor ist alles improvisiert, die Pinwand ist aus Papier gemacht.

Die Mitarbeiter der Schulleitung haben dann nicht einmal mehr geeignete Möbel, unter solchen Arbeitsbedingungen müsste bei uns nicht mal der Hausmeister arbeiten.

Während es im Physikraum so gut wie keine Lehrmaterialien gibt (s. Februar 2018), gibt es im Chemieraum wenigstens einige Substanzen, mit denen gearbeitet werden kann.

Schulbücher sind veraltet und Mangelware, es liegt also am jeweiligen Lehrer, wie er seinen Stoff vermittelt.

Die Hitze ist enorm, in der Sonne sind es über 40 °C, wenn sich das Wetter weiterhin so verändert, haben wir das auch bald bei uns!

Am Nachmittag stehen für Baraka wieder physiotherapeutische Übungen an, kein Wunder dass die bei den Temperaturen anstrengend sind, aber die Erfolgserlebnisse motivieren ihn

Vor kurzem waren 2 deutsche Studentinnen hier, die für ihre Zulassungsarbeit Material gesammelt haben. Sie hat mir ein Modellflugzeug mitgebracht, das von den beiden „Flugzeugingenieuren“ Rainer und Thomas zusammengebaut wurden, das war für Baraka die Belohnung für die Anstrengungen.

Derweil liefen im Hotel die Vorbereitungen für das Abschiedsessen am Abend. Hier wird alles frisch zubereitet, das Küchenpersonal muss auch schlachten können!

Das Essen war sehr gut, die Hühner wurden komplett verputzt. Wie immer ist der Abschied sehr emotional, die beiden Omas wissen, dass sie sich wahrscheinlich zum letzten Mal sehen.

Dienstag, 26.11.

Nach dem Frühstück ging es um 8:00 Uhr auf die lange Fahrt zurück nach Dar es Salaam. Wir sind davon ausgegangen, dass wir ca. 6 – 7 Stunden unterwegs sein werden. Letztendlich haben wir das geschafft, wobei wir für die letzten 5 km in Dar fast eine Stunde gebraucht haben. In Zukunft wird das hoffentlich besser, denn ab nächstem Jahr soll die Eisenbahnstrecke nach Morogoro fertig sein, die geplante Fahrzeit soll mit dem Schnellzug etwa 3,5 Std betragen (für 190 km!). Ich bin gespannt. Auch mit dem Auto wird es besser werden wenn die Straße mehrspurig wird, die Baumaßnahmen laufen (kreuzungsfreier Verkehr!)

Auch heute haben wir wieder gefährliche Überholmanöver erlebt, v. a. die Busfahrer sind „Wahnsinnige“. Sie überholen und gehen davon aus, dass die entgegenkommenden Autos bremsen und nachgeben, Nachgeben ist Jedem anzuraten! Immer wieder sieht man Bus- oder LKW-Unfälle, dieser hier ist scheinbar glimpflich ausgegangen, an Weiterfahren ist aber nicht zu denken. Die Reisenden stehen in der prallen Sonne, wie es bei ihnen dann weitergeht weiß keiner.

Letztendlich haben wir knappe 7 Stunden gebraucht, sind aber heil in Dar angekommen.

Mittwoch, 27.11.

Dar es Salaam ist heiß und laut, darüber habe ich schon berichtet. Diese Stadt ist kein tolles Reiseziel, aber da die Straße über Handeni durch die ungewöhnlich heftigen Regenfälle gesperrt ist, mussten wir unsere Pläne ändern und in die Region Kilimanjaro fliegen. Die entsprechende Autofahrt hätte über 8 Stunden gedauert, der Flug gerade mal 1 Std. Pfr. Juvenal hat uns am Kilimanjaro Airport abgeholt. Bevor wir den Berg in die Pfarrei Uomboni erklimmen haben wir erstmal in Moshi in einer typischen Kneipe Mittag gemacht. Man sitzt im Freien, zu Essen gibt es gegrillte mbusi (Ziege) und kuku (Hähnchen), dazu ndizi (Kochbananen) und chipsi (Pommes), es hat sehr gut geschmeckt, bezahlt haben wir 40.000 TShs (=16 €, incl. Getränke)

Die Pfarrei liegt weit ab vom Schuss, hierher verirren sich keine Touristen, normalerweise kehrt jeder spätestens dann um, wenn er die 10 km mit dem Auto hinfahren muss.

Die Straße gleicht eher einem steinigen Flussbett, als einer Zufahrt in eine Pfarrei in der über 11.000 (!) Menschen leben. Es gibt auch nur diesen einen Weg dahin. Es hat in den letzten Tagen stark geregnet, ohne Allrad hat man keine Chance. Für die Menschen hier ist das der Alltag, sie haben keine Wahl, sie müssen laufen egal bei welchem Wetter. Schüler und Kindergartenkinder laufen den Weg morgens und mittags, Frauen tragen Lasten zum Markt. Inzwischen gibt es zwar Mopedtaxis und daladalas, die kosten aber Geld was sich viele sparen.

Spätnachmittags kommen wir in der Pfarrei an, vor unserer Berufsschule warten einige der Schüler auf uns, um uns zu begrüßen.

Für mich ist auch unser „Fahrschulauto immer ein tolles Motiv! Es ist nämlich wirklich so, dass die Leute hier oben auf dieser Kartoffelackerstraße Fahrstunden nehmen, unvorstellbar!

Donnerstag, 28.11.

Dieser Tag ist der Ehrentag von Fr. Anicet Alipenda, er feiert sein 25-jähriges Priesterjubiläum. Er wurde 2005 nach Uomboni versetzt, gerade als wir den Kindergarten dort eingeweiht haben. Anicet ist ein liebenswürdiger und zuverlässiger Pfarrer, der in seiner Arbeit aufgeht. Er hat Visionen und Ziele, wie das Leben der Menschen verändert werden kann. Mit ihm zusammenzuarbeiten war sehr produktiv, wir haben in den 8 Jahren seiner „Amtszeit“ in Uomboni viele Projekte entwickelt und erfolgreich umgesetzt. Die Feier in Keni hat seine Beliebtheit bestätigt. Es waren 2.000 Menschen da, ich habe noch nie an solch einer großen Feier teilgenommen. Bezahlt wurde das durch unzählige Spenden von Christen aus allen Pfarreien in denen er tätig war, die Stimmung war sehr ausgelassen.

Logistisch war die Veranstaltung eine Meisterleistung. Alleine bei der Essenszubereitung waren etwa 100 Leute am Schnipseln, Schälen, Schlachten, Grillen, Kochen und was so alles notwendig ist. Das alles findet im Freien statt, die Köchinnen und Köche haben eine dem Festtag entsprechende fröhliche Stimmung.

Als Beilagen gibt es ndizi (Kochbananen), gegrillt und in einem großen Topf als Brei gekocht, der unserem Kartoffelbrei entspricht.

Die folgenden Bilder sind nichts für Vegetarier oder Veganer, denn das Fleisch wird frisch geschlachtet, es gibt Huhn, Ziege und Rind

Auf offenem Feuer wird Hühnersuppe gekocht

Das Rindfleisch wird auf große Spieße gesteckt und an Glut gegrillt

oder in kleine Stücke geschnitten, die dann gegrillt werden

Die Nationalspeise in der Kilimanjaro Gegend ist das Ziegenfleisch, sie heißen hier mbusi. Auch sie werden frisch geschlachtet

und dann als Kleinteile gegrillt. Was aber besonders ist, es gibt sie als ganze Ziege über der Glut gegrillt, genauso wie bei uns die Spanferkel

Später wird sie dann auf der Feier in einer besonderen Zeremonie auf einem Tisch hereingefahren, genannt keki. Der Chef der Feier (Anicet) schneidet kleine Teile ab, die den Gästen dann einzeln mit einem Zahnstocher direkt in den Mund „gefüttert“ werden.

Später wurden auch die Fleischspieße an die Tische gebracht, Rainer hatte an unserem Tisch die Aufgabe das gegrillte Rindfleisch zu portionieren und zu verteilen.

Fr. Anicet hat es sich nicht nehmen lassen selbst zu fahren, er wurde von einer (recht guten) Brass Band abgeholt – Ehre wem Ehre gebührt!

Anicet war mehrfach bei uns in Frammersbach und hat Mama schon lange nicht mehr gesehen. Als er sie sah ist er sofort ausgestiegen und hat sie als erste begrüßt.

Er hat uns dann zu seiner früheren Grundschule mitgenommen, er wollte die Feier dort beginnen, wo er seinen „Lebensweg“ begonnen hat. Die Schüler waren alle versammelt und haben ihn mit einem Lied willkommen geheißen.

Das hat natürlich den Zeitplan erheblich durcheinander gebracht, die Messe, die für 11:00 Uhr angesetzt war konnte erst nach 11:30 Uhr beginnen. Ein weiterer Beweis, dass Zeit etwas Relatives ist, die Verspätung stört hier niemanden. Der Gottesdienst dauerte 3 Stunden (!), auch das ist hier normal.

Ich berichte so ausführlich über diesen Tag, weil es viel vom Lebensgefühl der Menschen hier am Kilimanjaro zeigt. Die Kirche ist der Mittelpunkt ihres Lebens. Der Staat unterhält hier zwar, meist bescheiden ausgestattete Krankenstationen und Schulen, gesellschaftliche und soziale Einrichtungen sucht man vergebens. Diese Aufgaben nehmen die Pfarreien wahr, dort gibt es für alle Altersstufen Gruppen, die sich gegenseitig unterstützen. Deshalb ist es dann auch nicht verwunderlich, dass einem sehr beliebten Pfarrer wie Anicet solch eine Feier bereitet wird. Im Voraus wird bei allen Freunden und Bekannten gesammelt, ein Komitee plant die Feier. Alle Speisen sind Spenden der einzelnen small communities, es wird z. B. einfach eine Ziege mitgebracht.

Außerdem verstehen sie es zu feiern! Musik und Tanz gehört zu solchen Anlässen dazu, schon die Kinder sind mit Leidenschaft dabei.

Es war schon nachts, als wir müde, aber mit vielen schönen Eindrücken wieder in Uomboni ankamen.

Freitag, 29.11.

Was hatten Anicet und all seine Gäste gestern ein Glück, denn es hat die ganze Nacht in Strömen geregnet, wenn das bei der Feier passiert wäre…. Heute früh war aber die Luft überraschend wieder klar, eine gute Gelegenheit den Kilimanjaro zu sehen. Der frühe Aufstieg hat sich gelohnt, denn der höchste Berg Afrikas zeigte sich in seiner ganzen Pracht, mit so viel Schnee habe ich ihn seit vielen Jahren nicht mehr gesehen! Er glänzte erhaben in der Sonne.

Hier oben im Schutzgebiet des Kilimanjaro Nationalparks (ab ca. 1900 m) ist das Bewirtschaften und Bebauen strengstens verboten. Überwacht wird das im Alltag aber kaum, deshalb wird zumindest im Randgebiet Brennholz geschlagen, der Baumbewuchs erholt sich nur spärlich. Beim Auf- und Abstieg läuft man auf Pfaden mitten durch den Busch. Links und rechts zweigen Wege zu den verstreut liegenden Hütten der Wachagga ab (Name des Volksstammes hier).

Sie sind Selbstversorger, ihre bescheidenen Holzhütten liegen inmitten von Gärten, die in Mischkultur bebaut werden. Hühner und Ziegen gehören zu jeder Familie, wer es sich leisten kann hält eine Kuh zur Milchgewinnung.

Hauptpflanzen sind die Kochbananen, die hier wie Unkraut sprießen und die Hauptnahrung darstellen. Ist eine Pflanze verbraucht wächst aus ihrem Wurzelbereich eine neue nach, die Fruchtstände tragen viele Bananen.

Darunter wachsen Mais, Bohnen, Gemüse und auch Kaffeepflanzen, die hier in diesem Gebiet heimisch sind.

Die Menschen hier besitzen nur das Notwendigste was sie zum Leben brauchen. Die Hütten sind einfache Räume: einen zum Schlafen, einen zum Kochen und einen für die Tiere.

Fließendes Wasser kommt aus dem Bach, der vom Kilimanjaro gespeist wird, nur wenige Hütten haben Strom zur Verfügung. Diese bescheidenen Verhältnisse haben die Menschen aber nicht verbittert gemacht, die Lebensfreude ist überall zu spüren.

Man versucht mit uns ins Gespräch zu kommen, jeder grüßt und winkt freundlich, die herzliche Stimmung überträgt sich auch auf uns.

Ein Muss war unser Ausflug zur Mama von P. Christian und Baltasar. Da meine Mama diesen langen Weg nicht laufen kann sind wir mit dem Pickup gefahren, man sieht dass die Straße eigentlich ein Feldweg ist.

Bibi wohnt ganz nahe am Nationalpark auf ca. 1.900 m Höhe. Die 2 Omas haben sich zuletzt vor 6 Jahren gesehen und heute war es beiden klar, dass dies wahrscheinlich das letzte Treffen war.

Nach dem Frühstück haben wir natürlich unsere Berufsschule und den Kindergarten besucht. Bevor wir dorthin kamen haben wir die Frauen der Wawata (Frauenbund der Pfarrei) getroffen, die ihr wöchentliches meeting hatten.

Es ist typisch für sie, dass sie es sich nicht nehmen lassen zu Ehren von Mama die Begrüßung tanzend zu gestalten.

In unserer Hugo Mill Schule sind nur noch wenige Schüler da, denn die Abschlussklassen hatten schon ihre Prüfung. Sie müssen nur noch eine Woche durchhalten, dann gehen auch sie in die Sommerferien.

Auch im Lehrerzimmer bereitet man sich auf die freie Zeit vor

Die Kinder im Kindergarten wissen noch nichts von Ferien, ich denke sie gehen auch gerne hierher, hier kann man viel lernen!

Samstag, 30.11.

Auch heute Nacht hat es in Strömen geregnet, am Morgen lies der Regen nach und er verabschiedete sich mit einem besonders schönen Regenbogen direkt über der Kirche, es blieb trocken.

Heute wurde das neue Labor eingeweiht. Um 7:30 Uhr begann die Messe, für einen Samstagmorgen waren viele Leute da. Im Namen der Diözese Moshi hat Fr. Msafiri uns und unseren Spendern in Deutschland herzlich für den Neubau gedankt. Obwohl es nur ein kleines Labor für einfache Untersuchungen (Malaria, Ruhr, Darmparasiten, Zucker, usw.) ist, wird es für die hier lebenden ca. 11.000 Menschen eine immense Erleichterung und Verbesserung bringen. Bisher mussten sie bis nach Kilema gehen, das über 1 Std Fußweg weiter weg ist. Vor allem für Mütter mit Kindern sind regelmäßige Kontrollen und Untersuchungen jetzt leichter. Ich musste natürlich auch meine übliche Ansprache halten, da führt hier kein Weg dran vorbei.

Wie voll der Gottesdienst war haben wir erst gesehen als wir alle zur Krankenstation gelaufen sind. Begleitet vom Chor fand eine regelrechte Prozession statt. Zum Glück hat es nicht mehr geregnet!

Der Platz vor der Krankenstation war gut gefüllt, alle wollten bei der Eröffnung dabei sein.

Mama hatte die Ehre im Namen der Spender aus Deutschland das obligatorische Band durchschneiden zu dürfen.

Der Beifall nicht nur der Priester war ihr gewiss!

Zum Schluss gab der Chor nochmal sein Bestes, bevor die Zeremonie nach 2 Stunden zu Ende ging. Nächste Woche wird die Lizenz offiziell erteilt, die Arbeit kann beginnen.

Ich hatte noch ein wichtiges Treffen mit Fr. Juvenal, sowie Vertretern des Pfarrgemeinderates. Mit dem Bau des Labors haben wir unseren vor 8 Jahren begonnen Entwicklungsplan erfüllt, ab jetzt soll die Pfarrei Schritt für Schritt die Einrichtungen selbst betreiben. Die Sitzung war in den letzten Monaten vorbereitet worden, deshalb kamen wir recht gut voran. Wir werden die Pfarrei weiterhin unterstützen, aber die Spenden insgesamt zurückfahren und noch gezielter für Menschen einsetzen, die alleine keine Chancen haben. So wollen wir z.B. gemeinsam eine Förderung und Betreuung von Behinderten aufbauen, bisher wurden diese Kinder und auch Erwachsene von den Familien daheim „versteckt“ (oft aus Scham!). Es klingt viel versprechend, wir werden sehen.

Am Nachmittag begannen wolkenbruchartige Regenfälle, die auch nicht mehr aufhörten („The sky is crying“), Mama, Rainer und Elfriede kamen jedenfalls klatschnass bis auf die Haut von einem Ausflug zum Markt zurück, die Wäsche wird nicht mehr trocken bevor wir in Deutschland sind!

Sonntag, 1.12.

Heute ist der 1. Advent, wir wissen von zuhause, dass die ersten Weihnachtsmärkte geöffnet haben und die (dämliche) Weihnachtsmusik in den Einkaufsmeilen die Ohren belästigt, die Kommerzmaschinerie ist bestimmt in vollem Gang. Hier in Uomboni sind wir weit entfernt von Einkaufswahn und vorweihnachtlicher Schmückerei. Es gibt keine Beleuchtungsorgien, kein Musikgedudel und keine Kerzenlichtromantik, diese unsinnige amerikanische Symbolik ist hier zum Glück noch nicht angekommen. Auch die Christen hier feiern den 1. Advent, bei ihnen speist sich die Vorfreude auf Weihnachten aus ihrer tiefen Religiosität, wenngleich im harten Alltag Weihnachten noch weit weg ist.

Der Besuch der Frühmesse um 7:00 Uhr ist Pflicht für die Christen in Uomboni, wir schließen uns da selbstverständlich an. Da der Gottesdienst in Kisuaheli gehalten wird, ist das Verstehen erschwert.

Kurzweilig ist es durch die sehr rhythmischen und mehrstimmigen Lieder die der Chor mit der Gemeinde singt.

Da wir am Nachmittag abreisen, wurden wir zur Verabschiedung an den Altar gerufen. Von der Pfarrgemeinde gab es für jeden ein kleines Geschenk zur Erinnerung an Uomboni. Fr. Juvenal sagte, dass sie mit dieser bescheidenen Gabe ihre große Dankbarkeit für die Unterstützung ausdrücken wollen.

Auch diese Messe dauerte mehr als 2 Stunden, umso mehr haben wir uns auf das Frühstück gefreut. Vor der Abreise am Nachmittag hier noch ein letztes Gruppenfoto in afrikanischem Outfit!

Die 2 Stunden Fahrt zum Kilimanjaro Airport verlief ohne Zwischenfälle, abgesehen von einem Polizeistopp. Der Polizist behauptete wir wären zu schnell gefahren und wollte abkassieren. Pech für ihn, dass die Radarpistole nicht funktioniert hat, so kamen wir straffrei davon. Hier unten in der Tiefebene hat es wieder afrikanische Temperaturen, die Sonne brennt heiß, Sommer eben. Nach dem Einchecken traf uns dann im Wartebereich der Keulenschlag! Jingle bells aus allen Lautsprechern, bei 35°C……….. Zeit von hier zu verschwinden!